U-Bahn Unter den Linden

U5 wird eröffnet: Berlin guckt in die (neue) Röhre

Der Inbetriebnahmetermin ist nicht ohne Grund gewählt: Der 4. Dezember ist der Tag der Heiligen Barbara, der Patronin der Bergleute und Tunnelbauer.

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Eine U-Bahn fährt als Schulungsfahrt durch die neue U5-Station Rotes Rathaus.
Eine U-Bahn fährt als Schulungsfahrt durch die neue U5-Station Rotes Rathaus.dpa/Riedl

Kaum ist der BER fertig, geht in Berlin ein weiteres Großprojekt ans Netz. Es war ebenfalls anspruchsvoll, sorgte aber für weniger Ärger. Die Linie der „Kanzler-U-Bahn“ ist nun vollständig.

Sie führt mitten durchs Regierungsviertel: Nach rund zehn Jahren Bauzeit geht in Berlin die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 in Betrieb. Die insgesamt 2,2 Kilometer lange Strecke schließt die Lücke der U5 zwischen dem Brandenburger Tor und dem Alexanderplatz. Von diesem Freitag, 12.00 Uhr, an sollen die ersten Züge durch die beiden Röhren fahren - ohne offizielle Eröffnungsfahrt. „Angesichts der Corona-Pandemie wird auf Feierlichkeiten vor Ort verzichtet“, heißt es bei der BVG.

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„Eines der schönsten Geschenke erhalten die Fahrgäste des Berliner Nahverkehrs bereits drei Wochen vor Weihnachten“, verspricht das Unternehmen vor der Inbetriebnahme des mehr als eine halbe Milliarde Euro teuren Projekts. Auch der Berliner Fahrgastverband zeigt sich erfreut. Fahrgäste können nun ohne Umstieg zwischen dem Hauptbahnhof und Hönow im Osten der Stadt hin- und herfahren.

„Die U5 bringt eine wichtige Entlastung für die Stadtbahn“, sagt Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin (Igeb). Auf dem Viadukt der Stadtbahn fahren neben Fernzügen zahlreiche S-Bahn- und Regionalzüge.

Blick auf den Eingang zum neuen U-Bahnhof Unter den Linden. Sie führt mitten durchs Regierungsviertel: Nach rund zehn Jahren Bauzeit geht in Berlin die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 in Betrieb.
Blick auf den Eingang zum neuen U-Bahnhof Unter den Linden. Sie führt mitten durchs Regierungsviertel: Nach rund zehn Jahren Bauzeit geht in Berlin die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 in Betrieb.dpa/Gateau

Das Bauvorhaben der U5 im sandig-nassen Boden von Berlin-Mitte war indes alles andere als einfach. Eigentlich sollte die U-Bahn schon seit drei Jahren fahren. Das Unternehmen Implenia trieb mehrere Jahre eine 700 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine mit 6,70-Meter-Schneidrad durch den Untergrund. Die Verantwortlichen nannten sie „Bärlinde“. Die Spezialanfertigung von Herrenknecht ist längst zerlegt.

Der Inbetriebnahmetermin ist nicht ohne Grund gewählt: Der 4. Dezember ist der Tag der Heiligen Barbara, der Patronin der Bergleute und Tunnelbauer.

Neben den beiden Tunnelröhren im Herzen der Stadt wurden auch die Bahnhöfe Rotes Rathaus, Museumsinsel und Unter den Linden gebaut. An der Museumsinsel fahren die Züge bis zum nächsten Sommer aber noch durch. Der Bahnhof ist noch nicht ganz fertig. Geschlossen wird der U6-Bahnhof Französische Straße. Er liegt dicht am neuen Bahnhof Unter den Linden, wo sich U6 und U5 kreuzen.

Das U5-Baubudget aus Bundes- und Landesmitteln beziffert die Projektgesellschaft auf 525 Millionen Euro. BVG-Betriebschef Rolf Erfurt sprach kürzlich von Kosten von 530 bis 540 Millionen Euro.

Arbeiter zeichnen neue Fahrspuren auf der Straße Unter den Linden. Nach dem Abbau der Baustelle für die neue U-Bahnlinie U5 vom Roten Rathaus bis zum Brandenburger Tor führen die Fachleute Markierungsarbeiten durch.
Arbeiter zeichnen neue Fahrspuren auf der Straße Unter den Linden. Nach dem Abbau der Baustelle für die neue U-Bahnlinie U5 vom Roten Rathaus bis zum Brandenburger Tor führen die Fachleute Markierungsarbeiten durch.dpa/Zinken

Mit dem Lückenschluss endet die Geschichte der Stummel-U-Bahn-Linie U55. Auf der „Kanzler-U-Bahn“ pendeln seit 2009 Züge auf der kurzen Strecke zwischen dem Brandenburger Tor und dem Hauptbahnhof mit Halt zwischen Bundestag und Kanzleramt.

Der Fahrgastverband erwartet noch Verbesserungen bei der neuen U-Bahn. Für Umsteiger im Osten der Stadt forderte Wieseke einen besser abgestimmten Fahrtakt. Zudem dürfe im Gegenzug nicht die Buslinie 245 gestutzt werden, die an der Charité vorbeiführt. Der Fahrgastverband warnte auch vor einer „U-Bahn-Euphorie“ in der Stadt. An anderen Stellen seien häufig zunächst Busspuren und Straßenbahnlinien die bessere Lösung.