Lebensgefährlicher Flughafen: Mitarbeiter bekommen andauernd Stromschläge.
Lebensgefährlicher Flughafen: Mitarbeiter bekommen andauernd Stromschläge. Foto:  dpa

Das neue Fluggastterminal des BER ist nicht einmal zweieinhalb Monate in Betrieb – jetzt fordert die Gewerkschaft Verdi, die Passagierabfertigung einzustellen. Grund ist, dass Beschäftigte der Firma Securitas an Geräten der Fluggastkontrolle immer wieder Stromschläge bekommen. Inzwischen häufen sich die Unglücksfälle dieser Art, teilte Benjamin Roscher von Verdi am Montag mit. Alleine am 6. Januar sei es zu 11 dokumentierten Fällen gekommen, vier Mal waren Rettungseinsätze erforderlich. Insgesamt soll es bereits mehr als 60 Unfälle dieser Art gegeben haben.

Die Dunkelziffer sei hoch, sagte der Landesfachbereichsleiter dem Berliner KURIER. Gut möglich, dass es weit mehr Vorfälle dieser Art gegeben habe. „Manche Mitarbeiter werden mehrmals während einer Schicht von Stromschlägen betroffen. Eine Kollegin traf es vier Mal, sie quittierte für den Tag ihren Dienst“, sagte Roscher.

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Sicherheitsleute von Securitas berichten von starken Schmerzen, Taubheitsgefühl und Benommenheit, die sie durch Stromschläge erleiden, wenn sie an den Geräten der Handgepäckkontrolle arbeiten, so der Gewerkschafter. „Mehrfach mussten Verletzte via Rettungswagen in die umliegenden Krankenhäuser transportiert werden. Die behandelnden Ärzte attestierten bei einigen Betroffenen Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Stromschläge und schrieben die Kollegen krank.“

Die Unfälle treten an allen Geräten der Gepäckkontrollen im Terminal 1 am neuen Flughafen BER auf und können auch die Passagiere treffen, wenn sie mit ihnen in Kontakt kommen, teilte die Gewerkschaft mit. Nach Angaben von Securitas handele es sich dabei um teilweise sehr starke elektrostatische Entladungen. Verantwortlich für die Technik sei die Bundespolizei.

Es handele sich um Röntgengeräte, in denen Handgepäck auf einem Fließband transportiert wird. Nicht alle Geräte teilen Stromschläge aus, andere sind dafür berüchtigt. Sowohl die Haupthalle des T1 als auch der benachbarte Pavillon seien betroffen. Die Sicherheitskräfte seien dazu aufgerufen worden, statische Elektrizität immer wieder an Schlüsseln oder anderen kleinen Metallteilen zu entladen. Außerdem sollen sie auf Gummimatten stehen. „Geholfen hat das bisher kaum“ so Roscher.

„Als Gewerkschaft fordern wir, die Arbeiten an den betroffenen Geräten sofort und solange einzustellen, bis die technische Ursache für die Arbeitsunfälle gefunden und zweifelsfrei abgestellt ist“, sagte der Verdi-Mann. „Das Verhalten des Unternehmens und der Bundespolizei ist grob fahrlässig. Außerdem belasten die Rettungswageneinsätze und die Einlieferungen in die Krankenhäuser das aufgrund von Corona sowieso schon stark angespannte Gesundheitssystem zusätzlich.“

Die Gewerkschaft forderte, die Passagierabfertigung zum Terminal T5 zu verlagern. Mit dem alten Schönefelder Flughafen stünden reichlich Ausweichkapazitäten zur Verfügung, so Benjamin Roscher. „Aufgrund des ohnehin sehr niedrigen Passagieraufkommens käme es durch die Einstellung der Kontrolltätigkeiten im Terminal 1 noch nicht einmal zu Einschränkungen des Flugverkehrs.“