Schrille Verkehrspläne

Bekommt Berlin seine erste queere Ampel? Verkehrssenatorin prüft grünes Licht

Schon 2015 leuchtete eine ähnliche Ampel vor dem Rathaus Berlin-Lichtenberg – damals allerdings nur für eine Stunde.

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Bekommt Berlin seine ersten homosexuellen Ampelfiguren? So sehen die Ampeln aus.
Bekommt Berlin seine ersten homosexuellen Ampelfiguren? So sehen die Ampeln aus.Ralph Peters/imago

Das Ampelmännchen bekommt Konkurrenz. Berlin soll eine dauerhafte queere Ampel bekommen. Natürlich im Schrill-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg! Wo sonst?

Clara Herrmann (Grüne), die Bürgermeisterin des Bezirks, möchte in Friedrichshain-Kreuzberg queere Ampelpärchen einführen. Und die CDU-Verkehrssenatorin prüft es wohlwollend. Herrmann äußerte sich laut B.Z. in einem Brief dazu.

„Friedrichshain-Kreuzberg ist ein bunter Bezirk. Wir stehen für Offenheit, Toleranz und Vielfalt ein. Um die Sichtbarkeit der LGBTIQ*-Community im Bezirk weiterhin zu verbessern, möchte ich mich für ein sichtbares Zeichen im öffentlichen Raum einsetzen“, zitiert das Blatt den Brief der Bürgermeisterin.

Eine konkrete Anzahl oder zeitliche Begrenzung, beispielsweise während der Pride-Week, wurde in dem Schreiben allerdings nicht genannt. Das Vorhaben wäre eine Premiere in Berlin, zumindest als dauerhafte Einrichtung. Denn bereits 2015 leuchtete eine ähnliche Ampel vor dem Rathaus Lichtenberg, so die B.Z. – damals allerdings nur für eine Stunde.

Forderung nach queerer Ampel ist nicht neu

Die Forderung nach queerer Ampelgestaltung ist nicht neu. Sie wurde 2020 auf einem Parteitag der SPD erhoben, insbesondere für Standorte wie die Turmstraße, den Leopoldplatz oder die Friedrichstraße. Pikant: Ein Münchner hatte zuvor Klage gegen dortige Ampeln mit schwul-lesbischen Motiven eingereicht (seit 2019), aber vor dem Verwaltungsgericht verloren.

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Inzwischen sind solche Ampeln in mehreren Städten präsent, wie zum Beispiel Frankfurt, Köln und Hamburg, zuletzt wurde im Juni auch eine in Darmstadt installiert.

Das Problem in Berlin besteht darin, so die B.Z., dass die Straßenverkehrsordnung (§37, Abs. 2, Nr.5) bei Ampeln ausschließlich von „Sinnbild Fußgänger“ spricht. Dies schließt den bisherigen Ampelmann mit Hut im Westen ein, der doppelt so hell leuchtet wie der frühere statischere, schlankere Wessi-Ampelmann, der seit zwei Jahrzehnten verwendet wird.

Fachleute betonen, dass der beleibtere Ost-Ampelmann eine größere Lichtaustrittsfläche aufweist. Nichtsdestotrotz zeigt sich die CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner (45) offen für den Wunsch aus Kreuzberg. Ihre Sprecherin Britta Elm übermittelte die Bereitschaft, die charmante Idee zu prüfen, und betonte laut B.Z., dass die Sichtbarkeit der LGBTIQ*-Community in Berlin eine wichtige Rolle spiele. Die Möglichkeit einer Umsetzung werde wohlwollend für das kommende Jahr in Betracht gezogen.

Über die Frage, ob queere Ampeln gut für Berlin sind, streiten sich Experten. Es gibt Vor- und Nachteile.

Die Vorteile sind:

Sichtbarkeit und Inklusion: Queere Ampeln können dazu beitragen, die Sichtbarkeit und Akzeptanz von LGBTIQ*-Personen in der Gesellschaft zu erhöhen. Sie zeigen, dass die Stadt eine offene und tolerante Einstellung gegenüber der LGBTIQ*-Community hat und dass deren Rechte und Identität respektiert werden.

Queere Ampeln fördern das Image der Stadt

Symbolische Unterstützung: Die Existenz von queeren Ampeln kann als Symbol der Unterstützung für LGBTIQ*-Rechte und -Anliegen dienen. Dies kann für viele Menschen, insbesondere für LGBTIQ*-Personen, ein positives und ermutigendes Signal sein, das ihnen zeigt, dass sie Teil der Stadtgemeinschaft sind.

Tourismus und Attraktivität: Queere Ampeln können das Image der Stadt als weltoffener und fortschrittlicher Ort fördern, was potenziell mehr Touristen und Besucher anziehen könnte, die diese Werte schätzen. In Berlin ein wichtiges Thema.

Die Nachteile:

Prioritäten und Kosten: Einige argumentieren, dass queere Ampeln keine hohe Priorität haben sollten, da es möglicherweise dringendere städtische Probleme gibt, die angegangen werden müssen. Die Kosten für die Aufstellung und Wartung solcher Ampeln können in bestimmten Kreisen als Verschwendung öffentlicher Gelder angesehen werden.

Verkehrssicherheit: Kritiker behaupten, dass queere Ampeln die Verkehrssicherheit beeinträchtigen könnten, da sie von der eigentlichen Funktion einer Ampel ablenken. Die Straßensicherheit sollte immer oberste Priorität haben.

Gegenreaktionen: Es besteht die Möglichkeit, dass queere Ampeln auf Widerstand und Ablehnung von Teilen der Bevölkerung stoßen könnten, die eine konservativere Einstellung haben oder die Einführung solcher Symbole als politische Agenda wahrnehmen.