Bedrängt, behindert, bestohlen: Diese miese Note gibt es für die Fahrrad-Stadt Berlin!
Auch Brandenburg kommt extrem schlecht im Test weg!

Radfahren in Berlin, das erfordert Todesmut, und Radwege im Umland der Hauptstadt fehlen selbst in vielen touristischen Orten. Wie schlimm es um das Fahrradklima in der Region steht, zeigt nun eine Untersuchung des Verbandes ADFC.
Eines ist klar: Der Allgemeine Deutschen Fahrradclub (ADFC) vertritt nicht die Interessen von Autofahrern, sondern derjenigen, die sich vom Autoverkehr häufig bedrängt und gefährdet sehen. Doch vor dem Hintergrund der Unfallstatistik ist die Perspektive von Radfahrenden entscheidend: Häufig geht es bei Rad-Unfällen um Leben und Tod.
Schlechte Noten für Rad-Verkehr in Brandenburg, noch schlechter in Berlin
Radfahrer sind mit dem Angebot in Berlin und auf den Brandenburger Straßen weiterhin sehr unzufrieden: Bei einer bundesweiten Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) vergaben die Radler in der Bundeshauptstadt und in Brandenburg die Note ausreichend, wie der ADFC am Montag berichtete. Die Gesamtbeurteilung lag in der Mark landesweit bei 3,89 und in Berlin noch schlechter bei 4,13. Der bundesweite Wert bei der nicht repräsentativen Befragung mit rund 245 000 Teilnehmern im vergangenen Herbst lag bei 3,96.
In Brandenburg nahmen mehr als 6500 Radler am „Fahrradklima-Test 2022“ in 45 Städten des Landes teil. Besondere Kritikpunkte der Brandenburger Radler waren erneut die Verkehrssicherheit (Durchschnittsnote 4,0) und der Komfort (Durchschnittsnote 4,3). Notwendig sei insbesondere, die Radwege aus den 1990er Jahren zu sanieren und auszubauen, forderte der ADFC-Landesvorsitzende Stefan Overkamp. „Für Lastenräder und Kinderanhänger sind diese oft gänzlich ungeeignet. Und für die schnelleren E-Bikes einfach kein angemessenes Angebot.“
Stress, Gefährdung, Diebstähle: So beurteilen Radfahrer den Verkehr in Berlin und Brandenburg
In Berlin gaben 65 Prozent der Befragten an, sie empfänden den Straßenverkehr als stressig (Note 4,0). 85 Prozent der Radler fühlten sich von Autofahrern bedrängt und behindert (Note 4,8) und 87 Prozent hielten die Radwege für zu schmal (Note 5,0). 88 Prozent der Berliner Radler sagten, dass Räder oft gestohlen werden (Note 5,3). „Die Ergebnisse zeigen, dass Radfahrende heute nach wie vor die Zähne zusammenbeißen müssen, wenn sie sich in den Berliner Verkehr wagen“, sagte die politische Referentin des Berliner Landesverbands, Solveig Selzer. „Wir brauchen Radwege, für die man nicht mutig sein muss.“
Trotz aller Investitionen in den Radverkehr hat sich die Gesamtbeurteilung in Brandenburg über die Jahre verschlechtert: Der genaue Wert sank von 3,58 im Jahr 2016 über 3,84 im Jahr 2020 auf aktuell 3,89. „Wie die Verkehrswende gelingen soll, wenn man so weit hinter den Erwartungen derjenigen zurückbleibt, die man für das Radfahren gewinnen will, ist mir ein Rätsel“, sagte Overkamp. Die Brandenburger Landesregierung hatte sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Radverkehrs bis 2030 auf 20 Prozent etwa zu verdoppeln.
Dazu müsse die Planung weg von einem „Klein-Klein der Einzelmaßnahmen“, forderte Overkamp. „Ein paar Hundert Meter guter Radweg hier oder dort reichen ebenso wenig wie schnell mal Farbmarkierungen auf die Fahrbahn pinseln“, sagte er. „Wie es anders geht, zeigen die Niederlande: Ein durchgängiges Radwegenetz, sichere Kreuzungen, eindeutige Wegführung und hoher Komfort. Da kann jeder stressfrei fahren, auch Kinder und Senioren.“ In den Niederlanden betrage der Anteil des Radverkehrs daher landesweit rund 30 Prozent.