Polizei warnt vor Abschleppern

Achtung, Betrug! Abschleppdienst fordert Autobesitzer zu Lösegeld auf

Dutzende Autos wurden abgeschleppt und unrechtmäßig hohe Zahlungen gefordert. Die Täter haben eine Schwachstelle im System gefunden.

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In Berlin sind derzeit betrügerische Abschleppdienste unterwegs. Sie fordern ein Lösegeld.
In Berlin sind derzeit betrügerische Abschleppdienste unterwegs. Sie fordern ein Lösegeld.Andreas Gora/imago

Wie dreist ist das denn? Ein Abschleppdienst hat in Berlin offenbar Dutzende Autos abgeschleppt und unrechtmäßig hohe Zahlungen gefordert. Eine Art Lösegeld! Jetzt ist die Polizei am Zug. Allerdings anders, als viele glauben.

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Ein bekanntes Verbrechen aus dem Fernseh-„Tatort“ ist das Kidnapping, bei dem eine Person entführt wird und die Verbrecher Lösegeld für die Freilassung fordern. Doch nun gibt es eine neue Form des Verbrechens namens „Car-Napping“, die in Berlin bereits einige Opfer gefordert hat. Das vermeldet RBB24 Inforadio. Und die Polizei? Wurde ungewollt zum Komplizen.

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Einer der Betroffenen ist Georgi Komitov, so RBB24 Inforadio. Er ist frustriert und verärgert, auch aufgrund des Verhaltens der Polizei. Komitov ist eines der ersten Opfer der perfiden Betrugsmasche, die in Berlin ihren Anfang genommen hat und ihn bereits 476 Euro kostete.

Alles begann an einem frühen Morgen des 1. Juni in Spandau. Georgi Komitov begab sich zu seinem Auto, doch anstatt es vorzufinden, stand dort nichts mehr, heißt es in dem Bericht von RBB24 Inforadio. Sein erster Gedanke war, dass sein Auto gestohlen worden sei. Da das zehn Jahre alte Fahrzeug kein GPS hatte, kontaktierte er die Polizei über den Notruf 110.

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Die Polizei wird zum Komplizen des Abschleppdienstes

Die Polizei überprüfte daraufhin sein Kennzeichen in einer Datenbank und kam zu dem Ergebnis, dass das Auto nicht gestohlen, sondern von der privaten Abschleppfirma Yana GmbH umgesetzt worden sei. Komitov erhielt eine Nummer, unter der er sich melden sollte, um alles Weitere zu klären.

In der Tat handelt es sich hierbei um das übliche Verfahren, wenn ein Auto auf privaten Auftrag hin abgeschleppt wird, also nicht im Auftrag von Polizei oder Ordnungsämtern. Bei der zentralen Auskunfts- und Fahndungsstelle der Polizei sind private Abschleppfirmen registriert. Diese haben die Möglichkeit, aber sind nicht verpflichtet, zu melden, welche Fahrzeuge sie umgesetzt haben. Ruft ein Autobesitzer an, der sein Fahrzeug vermisst, kann die Polizei ihm den Namen der zuständigen Firma mitteilen.

Tatsächlich hatte Georgi Komitov sein Auto über Nacht auf dem Parkplatz eines Supermarkts abgestellt, der sich auf Privatgelände befand. Im Gespräch mit dem RBB sagte er: „Das machen da aber viele so. Das hat nie jemanden gestört.“ Daher konnte er sich die Umsetzung nur damit erklären, dass sie vom Supermarkt beauftragt worden war. Er wollte dies mit dem Marktleiter klären, konnte ihn jedoch so früh am Morgen nicht erreichen. Deshalb wählte er die Nummer, die ihm die Polizei gegeben hatte.

Die Yana GmbH wollte aber nur über WhatsApp kommunizieren und schickte ihm dort eine Rechnung über 476 Euro. Er solle den Betrag sofort bezahlen, erst dann würde er erfahren, wo sein Auto sich befand.

Georgi Komitov empfand die geforderte Summe als übertrieben hoch. Im Internet hatte er gelesen, dass private Abschleppfirmen normalerweise eher 220 Euro verlangen. Trotz seines Ärgers zahlte er letztendlich den geforderten Betrag. Im Gespräch mit RBB24 Inforadio sagte er: „Schließlich lief das über die Polizei, in die ich, bis dahin, großes Vertrauen hatte.“

Anzeige gegen Abschleppdienst erstattet

Aufgrund dieses Vertrauens überwies er das Geld, obwohl er den Betrag und die Kommunikation per WhatsApp mit der Firma als seltsam empfand. Schließlich nannte ihm die Yana GmbH den Standort seines Autos. Es wurde am Straßenrand abgestellt, fünf Kilometer entfernt vom letzten Standort.

Erst danach konnte Komitov den Supermarktleiter erreichen. Dieser versicherte ihm, keinen Abschleppdienst beauftragt zu haben. „Und dann war klar: Die Sache stinkt.“ Er wandte sich erneut an die Polizei, diesmal, um Anzeige zu erstatten. Doch die Beamten wollten den Fall zunächst nicht aufnehmen.

Sie meinten, er solle das zivilrechtlich mit der Verantwortlichen für das Abschleppen klären. Doch als Komitov nachweisen konnte, dass es keinen Auftrag für die Umsetzung gab, wurden die Beamten misstrauisch. Kurz darauf häuften sich die Beschwerden über die Yana GmbH.

Laut Polizeisprecherin Anja Dierschke habe die Firma mit enormer Intensität ihr Unwesen getrieben. Zwischen dem 1. und 8. Juni hat die Yana GmbH in einem begrenzten Gebiet in Spandau, innerhalb weniger Nächte, 58 Autos ohne Auftrag umgesetzt und dabei jedes Mal 476 Euro verlangt, um den Standort preiszugeben.

36-jährige Frau leitet betrügerischen Abschleppdienst

Dabei wurde die Auskunfts- und Fahndungsstelle der Polizei unfreiwillig zum Komplizen. Die Täter nutzten aus, dass diese zentrale Stelle nicht überprüfte, ob ein Auto tatsächlich rechtmäßig abgeschleppt wurde. Dierschke bestätigt: „Das ist im Verfahren nicht vorgesehen. Unsere Vermittlung dient lediglich als gut gemeinter Service, damit Autobesitzer ihre Fahrzeuge schneller wiederfinden können.“ Die Täter haben tatsächlich eine Schwachstelle im System gefunden.

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Die Yana GmbH wird von einer 36-jährigen Frau geleitet, die nach bisherigen Erkenntnissen mit fünf Männern zusammenarbeitete. Am 8. Juni wurden sie von der Polizei bei einem Pkw-Umsetzungsvorgang auf frischer Tat ertappt. Viele Autos wurden einfach abgeschleppt, auch wenn sie sich nicht im Park- oder Halteverbot befanden, berichtet die Polizei.

Die laufenden Ermittlungen bewegen sich im Bereich zwischen Betrug und Erpressung. Die Polizei Berlin prüft derzeit, wie sie zukünftig den Missbrauch des Abschleppmeldewesens verhindern kann. Sprecherin Anja Dierschke empfiehlt Autofahrern, die von einem Privatgelände abgeschleppt wurden, die Geldforderungen kritisch zu hinterfragen.