Heizung aus! Um Energie zu sparen, verzichten viele aufs Heizen. Aber ist das auch gesundheitlich zu vertreten?
Heizung aus! Um Energie zu sparen, verzichten viele aufs Heizen. Aber ist das auch gesundheitlich zu vertreten? dpa/Jens Büttner

Gehören Sie auch zu der Fraktion „Lieber frieren, als nur noch für die Nebenkostenabrechnung zu arbeiten“? Haben Sie Ihre Heizung auch noch nicht angestellt? Dann stehen Sie in diesem Herbst, wo halb Deutschland nicht nur der Temperaturen wegen, sondern vor allem vor den gestiegenen Energiekosten zittert, nicht alleine da. Doch wer zu viel spart, spart womöglich am falschen Ende – und setzt seine Gesundheit aufs Spiel. KURIER verrät, wie krank uns Wasser- und Energiesparen wirklich macht.

Lesen Sie auch: In fünf Schritten: So machen Sie Ihren Garten jetzt winterfest >>

Allergien durch Verzicht auf Heizen

„Aus Angst vor zu hohen Nebenkosten würden manche Menschen gern ganz aufs Heizen verzichten“, berichtet Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt (UBA). Er rät allerdings dringend davon ab: „Ein Mindestmaß an Heizen und Lüften muss sein“, so der Experte für Innenraumlufthygiene.

Lesen Sie auch: Horoskop für heute: Dienstag, den 4. Oktober 2022! Das bringt Ihr Tag – laut Ihrem Sternzeichen >>

Denn: „Beim Kochen, Duschen, Wäschetrocknen oder auch nur beim Atmen produzieren wir Feuchtigkeit – und kalte Luft kann diese schlechter aufnehmen als warme Luft.“ Daher steige das Risiko für Schimmelbildung an Wänden in genutzten Wohnräumen schon bei 16 bis 18 Grad Celsius massiv. „Schimmel kann bestehende Allergien verstärken und neue Allergien auslösen“, so Moriske. Mit stundenlangem Lüften könne man zwar die Luftfeuchtigkeit verringern, doch im Winter sei das auch keine Option.

Lesen Sie auch: Achterbahn-Wetter: Goldener Oktober oder 25 Grad als Eintagsfliege? +++ Winter wird „rekordverdächtig“ >>

Bibbern oder Heizung andrehen? Wegen der gestiegenen Energie-Preise überlegen viele derzeit zweimal, ob sie wirklich schon heizen sollen.
Bibbern oder Heizung andrehen? Wegen der gestiegenen Energie-Preise überlegen viele derzeit zweimal, ob sie wirklich schon heizen sollen. imago stock&people

Lungenentzündung durch zu kaltes Wasser

Auch Heizkessel für warmes Wasser verschlingen viel Energie. Darf man hier einfach die Temperatur senken? Oder ist das gesundheitliche Risiko zu hoch? „Zu empfehlen sind 55 Grad“, meint Heinz-Jörn Moriske. Das sei die Vorlauftemperatur, bei der Legionellen abgetötet werden.

Das Problem mit den Legionellen: Die Bakterien befinden sich generell im Leitungswasser, vermehren sich aber besonders gut bei Temperaturen zwischen 20 und 45 Grad. Legionellen können über Duschaerosole eingeatmet werden und eine Lungenentzündung auslösen.

Lesen Sie auch: Kosten-Schock in der Energiekrise: SOVIEL kostet derzeit eine Badewanne voll warmem Wasser >>

„Die Legionellen-Pneumonie ist keine harmlose Erkrankung“, so Moriske. In einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralem Warmwasser-Speicher sollte die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer auf mindestens 60 Grad eingestellt sein, damit die Wassertemperaturen im Leitungssystem an keiner Stelle Temperaturen auf unter 55 Grad sinken, empfiehlt das UBA.

Fußpilz dank kuscheliger Hausschuhe?

Warme Kleidung und kuschelige Hausschuhe sind in diesem Herbst und Winter ein Must-have. Doch gerade Letztere bergen auch ein Gesundheitsrisiko. Es droht Fußpilz! Doch man kann vorbeugen – mit der Wahl der richtigen Hausschuhe. „Wichtig sind atmungsaktive Schuhe, da gibt es hervorragende Varianten zum Beispiel aus Schurwolle“, erklärt Dermatologe Norbert Brockmeyer. Denn: „Wenn Schweiß nicht entweichen kann, bildet sich eine feuchte Kammer – hier können Pilze hervorragend gedeihen.“

Hygieneexpertin Maral Miller, Direktorin des Berliner Vivantes-Instituts für Hygiene und Umweltmedizin, fügt hinzu: „Für gesunde Füße ist die Pflege der Füße entscheidend. Wer lange Zeit Hausschuhe trägt, schwitzt nicht zwingend, auch wenn dies die Gefahr für Fußpilz begünstigen könnte.“

Lesen Sie auch: 28 Prozent Energie und 50 Prozent Wasser sparen: Sieben Fehler bei der Spülmaschine, die viel Geld kosten >>

Dicke Socken und kuschelige Hausschuhe – mit ein paar Tricks kann man beim Heizen sparen. Doch das kann auf Kosten der Gesundheit gehen – Fußpilz droht.
Dicke Socken und kuschelige Hausschuhe – mit ein paar Tricks kann man beim Heizen sparen. Doch das kann auf Kosten der Gesundheit gehen – Fußpilz droht. imago/photothek

Erkältung dank kühlem Wasser in Schwimmhallen

Als Energiesparmaßnahme wird in vielen Schwimmhallen die Wassertemperatur gesenkt. In Berlin soll das Wasser in den Hallen der Bäderbetriebe beispielsweise nur noch höchstens 26 Grad warm sein. Ist das ein Problem für die Gesundheit?

Eher nicht. Martin Exner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, findet sogar, das sei „eine absolute Wohlfühltemperatur“. Eine Gefahr für mehr Erkältungen sieht er nicht, schließlich bewegten sich Schwimmer im Wasser und kühlten nicht aus.

Ein „Aber“ gibt es aber doch: Bei kleinen Kindern, die erst noch schwimmen lernen, sei das anders. Sie kommen meist frierend aus dem Wasser. „Man muss sie sofort gut abtrocknen und in einen warmen Bademantel stecken“, so Exner. Außerdem lasse sich mit kürzeren Badezeiten gegensteuern.

Lesen Sie auch: Schock-Zahlen für Strom, Gas und Öl: So teuer wird Wohnen wirklich! DAS müssen Singles, Paare und Familien zahlen >>

Wie warm sollte es in der Wohnung sein, um nicht krank zu werden?

Heinz-Jörn Morisk empfiehlt für Wohnzimmer 19 bis 20 Grad, Schlafzimmer 18 Grad und Büros 19 Grad. Bei diesen Temperaturen steige das Schimmelrisiko nicht nennenswert. „Raumtemperaturen von 18 bis 19 Grad waren noch vor wenigen Jahrzehnten völlig normal“, weiß Martin Exner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Ein Absenken auf diese Temperaturen sehe er deshalb nicht kritisch.

Doch es gibt Ausnahmen: „Kritisch wird es dann, wenn man dauerhaft auskühlt. Bei sitzenden Tätigkeiten muss man neben warmer Kleidung vielleicht auch eine Wolldecke für das persönliche Wohlbefinden berücksichtigen“, so Exner. Auch Bewegung zwischendurch helfe. Durch körperliche Aktivität erzeuge der Körper Wärme. „Wer allerdings krank ist, sollte sich besonders schützen.“

Wie kann man warmes Wasser sparen, ohne krank zu werden?

Beim Thema Körperhygiene scheiden sich die Geister. Der eine mag auf seine warme Wanne nicht verzichten, dem anderen reicht tatsächlich der Griff zum Waschlappen. Aber was bedeutet das für unsere Gesundheit?

Tatsächlich ist der Waschlappen nicht die schlechteste Idee – zumindest wenn er täglich gewechselt wird. Bei Menschen, die nicht gerade Schwerstarbeiter seien, genüge auch das Waschen unter den Achseln und im Intimbereich mit einem Lappen, meint der Dermatologe Norbert Brockmeyer von der Ruhr-Universität Bochum. Er erklärt: „Tägliches Duschen, vor allem langes Duschen, führt zum Austrocknen und zur Verringerung des Schutzfilms auf der Haut.“ Eine gute Möglichkeit sei auch ein Bidet, was jedoch nur in den wenigsten Haushalten vorhanden sei.

Übrigens: Auch Händewaschen mit kaltem Wasser ist vollkommen okay und gesundheitlich unbedenklich. „Es geht zunächst einmal darum, wie wir uns die Hände waschen, also die Handinnenflächen und auch die Fingerzwischenräume und dass wir dazu Seife verwenden. Keiner wäscht sich mit so heißem Wasser, dass Erreger abgetötet werden – sonst besteht Verbrühungsgefahr“, so Hygieneexpertin Maral Miller.