Die hohe Inflation schmälert die Kaufkraft der Verbraucher.
Die hohe Inflation schmälert die Kaufkraft der Verbraucher. Hendrik Schmidt/dpa

Zu Beginn des Jahres waren alle noch erschrocken über drei Prozent Inflation. Im August waren es dann schon 7,9 Prozent gegenüber  dem Vorjahresmonat, 0,4 Punkte mehr als von Juli 2021 zu Juli 2022. Jetzt prognostiziert die Bundesbank für den Herbst zweistellige Raten. Die finanzielle Belastung für viele Bürger ist enorm. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Der KURIER blickt zurück und voraus: Gab es solche Entwicklungen bei der Inflation schon einmal in Deutschland? Und wann hat das ein Ende?

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Was bedeutet Inflation eigentlich?

In einer Marktwirtschaft können sich die Preise von Waren und Dienstleistungen immer wieder ändern. Manche Produkte werden teurer, andere billiger. Steigen die Preise von Waren und Dienstleistungen allgemein, und nicht nur die Preise einzelner Produkte, so bezeichnet man dies als Inflation. Dann kann man heute mit 1 Euro nicht so viel kaufen wie noch gestern. Anders gesagt: Durch Inflation sinkt mit der Zeit der Wert einer Währung.

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Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft, weil sich die Verbraucher für einen Euro weniger leisten können. Studien zufolge sind einkommensschwache Haushalte überdurchschnittlich stark von hoher Inflation betroffen.

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Wie ist die Entwicklung der Inflationsrate der letzten Monate?

Im Juli 2022 lagen die Verbraucherpreise in Deutschland nach Berechnungen der Wiesbadener Statistiker um 7,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Juni hatte die Jahresteuerungsrate 7,6 Prozent betragen, im Mai waren es sogar 7,9 Prozent.

Gab es solche Entwicklungen bei der Inflation schon einmal in Deutschland?

Eine Inflation auf diesem Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man bis in die Ölkrise im Winter 1973/74 zurückgehen, um ähnlich hohe Werte zu finden.

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An ähnliche hohe Inflationsraten wie derzeit können sich nur Ältere erinnern. Seit mehr als 50 Jahren war die Teuerungsrate in Deutschland nicht mehr so hoch wie derzeit. Und es wird noch schlimmer.
An ähnliche hohe Inflationsraten wie derzeit können sich nur Ältere erinnern. Seit mehr als 50 Jahren war die Teuerungsrate in Deutschland nicht mehr so hoch wie derzeit. Und es wird noch schlimmer. AP Photo/Andres Kudacki

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Warum könnte die Inflationsrate jetzt noch einmal sprunghaft ansteigen?

Mit einem auf drei Monate befristeten Tankrabatt und einem 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) versuchte die Bundesregierung, die Menschen zu entlasten. Nach dem Auslaufen dieser beiden Maßnahmen Ende August dürfte die Inflationsrate nach Einschätzung von Ökonomen wieder spürbar ansteigen.

„Für zusätzlichen Auftrieb sorgen in den nächsten Monaten die Anhebung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und die Abwertung des Euro“, prognostiziert die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht mit Blick auf Deutschland. „Außerdem soll im Oktober eine Umlage auf die Gastarife eingeführt und gleichzeitig der Mehrwertsteuersatz auf Gas gesenkt werden.“

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Wie schätzen Experten die Entwicklung der Inflationsrate ein?

Die Bundesbank hält es für möglich, dass die deutsche Inflationsrate gemessen am sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im Herbst „eine Größenordnung von zehn Prozent“ erreichen wird. Im Juli lag der HVPI, den die Europäische Zentralbank (EZB) für ihre Geldpolitik heranzieht, für Deutschland bei 8,5 Prozent. Die EZB strebt für den gemeinsamen Währungsraum ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent an.

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Wann können Verbraucher mit einer Entlastung rechnen?

Das Thema Inflation werde 2023 nicht verschwinden, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst in einem Interview mit der Rheinischen Post. Lieferengpässe und geopolitische Spannungen dürften fortwirken. Im Juni hatte die Bundesbank für 2023 eine Teuerungsrate von 4,5 Prozent vorhergesagt.

„Inzwischen hat Russland seine Gaslieferungen drastisch reduziert, und die Preise für Erdgas und Elektrizität sind stärker gestiegen als erwartet. Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Inflation höher ausfällt als bislang prognostiziert und wir im nächsten Jahr im Schnitt eine sechs vor dem Komma haben“, sagte Nagel in dem Interview.