Ein Stromzähler (Modell von 2002) zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an.
Ein Stromzähler (Modell von 2002) zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an. Schuldt/dpa

Die meisten Stromzähler in Deutschland sehen aus wie von 1960. Digitale Geräte, die beim Stromsparen helfen, sollen jetzt mehr Verbreitung finden. Bezahlen soll dafür auch der Verbraucher.

Immer mehr Strom wird in Deutschland mit Windrad und Solaranlage erzeugt. Die Folge: Zu bestimmten Zeiten ist Elektrizität billig, wenn die Sonne scheint und der Wind bläst. Nachts, wenn es windstill ist, wird der Strom deutlich teurer.

Mit einem flexiblen Stromtarif und einem smarten Stromzähler können Verbraucher diese Schwankungen nutzen und zum Beispiel die Waschmaschine erst dann starten, wenn der Strom billiger ist.

Den Einbau dieser smarten Messgeräte will der Bundestag stärker fördern. An den Kosten sollen die Verbraucher beteiligt werden. Sie sollen Haushalte aber nicht mehr als 20 Euro kosten. Für Haushalte mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen sollen es bis zu 50 Euro sein.

Geht es nach dem Beschluss des Bundestages, sollen digitale Stromzähler in deutschen Haushalten bald zum Standard werden. Dafür stimmten am Donnerstag die Fraktionen der SPD, Grüne und FDP sowie der CDU/CSU. AfD und Linke stimmten dagegen.

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Was können die smarten Stromzähler?

Digitale Stromzähler sind vernetzte Messgeräte für Wärme oder Strom, die den Verbrauch automatisch an die Anbieter übertragen und für den Verbraucher sichtbar machen.

Wie viel Strom verbraucht welches Gerät, zu welchen Tageszeiten ist der Verbrauch am höchsten und wo gibt es die größten Einsparpotenziale? Das erklärt der Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, Bernhard Rohleder: „Smart Meter werden die Menschen beim Energiesparen massiv unterstützen. Der eigene Verbrauch wird dann perspektivisch etwa per Smartphone-App so einfach abzulesen sein wie der Spritverbrauch beim Auto oder der Ladestand des Handys.“

Die neuen Zähler können auch registrieren, wenn Strom ins Netz eingespeist wird, was für Besitzer von Solaranlagen auf dem Dach oder dem Balkon wichtig ist.

Ein digitaler Stromzähler (links) zur Datenübertragung neben einem herkömmlichen analogen Zähler
Ein digitaler Stromzähler (links) zur Datenübertragung neben einem herkömmlichen analogen Zähler Markus Scholz/dpa

Was sind dynamische Stromtarife?

Ab 2025 sollen alle Stromversorger dynamische Tarife anbieten müssen, bei denen der Strompreis je nach Angebot steigt oder sinkt. Derzeit gibt es diese Pflicht nur für die großen Versorger.

Dynamische Tarife sollen Anreize setzen, Wäsche zu waschen oder das Elektroauto zu laden, wenn gerade viel Strom vorhanden und der Preis günstig ist. Das könnten Verbraucher künftig per App steuern. Der gezielte Konsum werde dazu beitragen, das Stromsystem insgesamt zu stabilisieren, sagte die Abgeordnete Ingrid Nestle (Grüne).

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Wie hoch sind die Kosten?

Privatleute und kleine Verbraucher sollen für einen intelligenten Stromzähler künftig nicht mehr als 20 Euro pro Jahr zahlen müssen. Für Haushalte mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen sollen es 50 Euro pro Jahr sein. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begrüßte dies.

„Dies ermöglicht, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit einem eingebauten intelligenten Messsystem mehr Geld sparen können, als sie für anfallende Entgelte der Messstellen zahlen müssen“, erklärte der Leiter des Teams Energie und Bauen, Thomas Engelke. Diese Obergrenzen müssten aber langfristig stabil bleiben, fordert er.

Ähnlich äußerte sich auch der Deutsche Mieterbund. Falls beim Einbau ein neuer Zählerschrank erforderlich sei, müssten Vermieter diese Kosten tragen und dürften sie nicht auf Mieter umlegen. „Außerdem müssen alle Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit von Mietenden gewährleistet werden.“

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Wie hoch ist die Ersparnis?

Bei einem angenommenen Höchststrompreis von 45 Cent je Kilowattstunde (kWh) und einem niedrigsten Preis von 25 Cent pro kWh sei bei Stromkunden mit einem durchschnittlichen Verbrauch, der mit E-Auto und Wärmepumpe bei etwa 7700 kWh läge, eine Ersparnis von 1500 Euro im Jahr drin, sagt „Finanztip“-Energieexpertin Sandra Duy.

Selbst bei einer Differenz von nur 10 Cent pro Kilowattstunde ist noch immer eine jährliche Ersparnis von über 770 Euro möglich. Angesichts dessen seien die maximal 50 Euro, die Verbraucher für den digitalen Stromzähler pro Jahr zahlen sollen müssen, verschmerzbar, so Duy.

Wann soll es losgehen?

Regierung und Bundestag wollen die smarten Messgeräte schneller in die Fläche bringen. Deshalb wurde ein Fahrplan für die weitere Verbreitung beschlossen.

Bisher war der Einbau intelligenter Zähler immer erst erlaubt, wenn mindestens drei Unternehmen Geräte der fraglichen Entwicklungsstufe anbieten. In Zukunft können mehr Geräte einfacher eingebaut werden, auch wenn manche Funktionen erst später per Update kommen.

Wie ist der Zeitplan für 2025 bis 2028?

Für den Einbau intelligenter Stromzähler gibt es zwei Stufen: Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 6000 bis 100.000 Kilowattstunden Strom haben ab 2025 einen Anspruch darauf, dass bei ihnen innerhalb von vier Monaten ein digitaler Zähler eingebaut wird. Das Gleiche gilt für Haushalte mit einer installierten Stromerzeugungskapazität zwischen 7 und 100 Kilowattstunden.

2028 kommt dann die Pflicht zum Einbau in Haushalten mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100.000 Kilowattstunden. Und für Erzeuger mit einer installierten Stromleistung ab 100 Kilowatt.