Jedes vierte Paket betroffen: DAS kostet eine Retoure wirklich – aber landet sie tatsächlich im Müll?
Deutschland ist Spitzenreiter im Onlinebestellen. Aber leider auch Europameister im Zurückschicken. Das ist richtig teuer und schlecht für die Umwelt.

Die neuen Jeans für den Nachwuchs sind schnell bestellt. Aussuchen, anklicken, Adresse eingeben – und schon werden sie vom Onlinehändler direkt nach Hause geschickt. Und damit sie auch sicher passen, bestellt man lieber gleich mehrere Größen. Der Rest kann ja schließlich zurückgeschickt werden. Kein Wunder also, dass in Deutschland 530 Millionen Pakete mit 1,3 Milliarden Artikeln im Jahr retour gehen – mehr als in jedem anderen europäischen Land. Aber was kostet eine Retoure eigentlich – und landet sie wirklich im Müll?
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Was schicken die Deutschen am häufigsten zurück?
Bei den 1,3 Milliarden zurückgeschickten Artikeln handelt es sich zu 91 Prozent um Kleidung oder Schuhe.
Warum schicken Deutsche so oft und hemmungslos online Gekauftes zurück?
Ein wichtiger Grund ist natürlich, dass es meist nichts kostet. Da ist die Hemmschwelle deutlich niedriger, einfach mehr zu bestellen in dem Wissen, dass das Überflüssige, nicht Passende, nicht Gefallende retour gehen kann. In Deutschland gewähren die Händler außerdem im Schnitt deutlich mehr Zeit als in der übrigen EU, um einen Artikel zurückzuschicken. Und schließlich bestellen die Deutschen auch viel mehr auf Rechnung als die anderen Europäer. Das macht eine Rücksendung leichter als bei einer Zustellung per Nachnahme, Abbuchung oder Vorauszahlung.
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Was kosten Retouren?
Für den Kunden sind Retouren meist kostenlos. Gebühren oder Kostenbeteiligungen verlange nur einer von zehn deutschen Onlinehändlern, im europäischen Ausland dagegen jeder zweite, sagt der Leiter der Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Universität Bamberg, Björn Asdecker.
Das heißt natürlich nicht, dass bei Retouren keine tatsächlichen Kosten entstehen. „Pro Retourensendung belaufen sich die mittleren Transport- und Bearbeitungskosten auf 6,95 Euro“, sagt Asdecker. Kleine Händler hätten deutlich höhere Kosten als große.

Was bedeutet der Retouren-Wahnsinn für die Umwelt?
Auf jeden Fall belasten die Rücksendungen das Klima. Laut Forschungsgruppe „gehen auf die Retouren 2021 in Deutschland geschätzt 795.000 Tonnen CO₂ zurück“ – das ist etwa so viel, wie 6,6 Millionen Autos auf der Fahrt von München nach Hamburg ausstoßen. Der Branche ist ihr ökologischer Fußabdruck aber nicht so wichtig, wie die Befragung zeigt: „Weniger als fünf Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen den CO₂-Fußabdruck der Retoure misst.“
Stimmt es, dass Retouren meist im Müll landen?
Im Gegenteil. „Deutsche E-Commerce-Händler sind besonders gut darin, ihre Retouren zu verwerten. Der Entsorgungsanteil ist in Deutschland niedriger als im Rest Europas“, erklärt Asdecker. Nur ein Prozent der zurückgeschickten Artikel landet beim Händler im Müll. Mehr als 93 Prozent können direkt wieder als neuwertig verkauft werden. Der Rest wird als B-Ware angeboten, an industrielle Verwerter verkauft oder gespendet.