Warum Heizpilze so klimaschädlich sind und sie jetzt trotzdem ein Comeback erleben
Vor einigen Jahren waren im Winter Heizpilze in den meisten deutschen Innenstädten zu sehen. Die mit Propangas betriebenen Anlagen sind jedoch höchst umstritten.

„In der Not frisst der Teufel Fliegen“, sagt ein Sprichwort. Ist nicht schön, aber besser als nichts. So ähnlich steht es gerade um die Gastwirte, die in der Corona-Krise um die Existenz ringen. Und weil mit geltenden Abstandsregeln und Hygienekonzepten ein gewinnbringendes Geschäft ohne Außenbereich im Herbst und Winter nicht denkbar ist, sind Lösungen händeringend gesucht. Eine davon: die Rückkehr der Heizpilze.
Warum sind Heizpilze so schädlich?
Die mit Propangas betriebenen Anlagen sind höchst umstritten. Da die Geräte ihren fossilen Brennstoff ineffizient verwerten, ist deren Einfluss auf die Umwelt erheblich. Die Heizstrahler stoßen viel Kohlenstoffdioxid (CO2) aus, bei acht Stunden Laufzeit rund 26 Kilogramm. Zum Vergleich: Ein vollbesetztes Flugzeug auf dem Weg von Berlin nach London stößt 152,2 Kilogramm CO2 aus. Als eins der wichtigsten Treibhausgase ist diese chemische Verbindung mitverantwortlich für die Klimaerwärmung.
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Wo sind Heizpilze verboten?
Aufgrund ihrer negativen Klimabilanz wurde die Nutzung der Gasheizer im öffentlichen Außenbereich von vielen Städten verboten. Allerdings ist deutschlandweit unterschiedlich geregelt. Besonders kurios hält es München: Die Stadt erlaubt Heizpilze nur im Sommer. In Berlin gibt es sogar unterschiedliche Regelungen in den Bezirken: „In Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow, Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenick sind sie verboten, in den anderen Bezirken erlaubt“, erklären die Experten der Arag.
Wo sind Heizpilze erlaubt?
Absurd ist, das Heizpilze im privaten Bereich uneingeschränkt genutzt werden dürfen, obwohl sie hinter dem Einfamilienhaus natürlich auch nicht weniger klimaschädlich sind als im Restaurantgarten. Sie dürfen auf Ihrer winterlichen Gartenparty uneingeschränkt Heizpilze aufstellen und benutzen.
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Warum könnte Corona das Heizpilz-Verbot kippen?
Man kennt das ja: Kaum wird es draußen kälter, stellen Wirte an ihren Außentischen Decken für ihre Gäste zur Verfügung. Das Problem: Aufgrund der aktuell geltenden Hygienevorschriften müssten beispielsweise Decken nach jeder Nutzung gewaschen werden. Das würde einen erheblichen organisatorischen und finanziellen Mehraufwand bedeuten, sodass die Heizstrahler aktuell wieder im Fokus stehen. Dennoch ist die Gastronomie auf ihre Außenbereiche dringend angewiesen. Tische müssen weiter auseinanderstehen, um Abstandsregeln einzuhalten. Das schrumpft die Zahl der Gäste schon von Amtswegen her. Dazu kommt: Viele Gäste bevorzugen es, draußen zu sitzen, weil hier die Ansteckungsgefahr einfach geringer ist. Aber im Kalten sitzen will auch niemand. Heizpilze sind da eine saubere Alternative – zumindest aus Corona-Hygiene-Sicht.
Welche umweltfreundlicheren Alternativen gibt es zu Heizpilzen?
Neben Gas als Befeuerungsart gibt der Markt auch umweltfreundlichere Alternativen her. Energieeffiziente Infrarotstrahler benötigen elektrischen Strom, der durch eine speziell entworfene Leitung fließt und dabei eine angenehme Wärme abgibt. Solche Geräte versprechen vier bis fünf Mal weniger Energie zu verbrauchen als die Gasverbrenner, kosten aber um den gleichen Faktor mehr. Elektrisch betriebene Heizstrahler unterliegen keinerlei Verbot und dürfen uneingeschränkt aufgestellt werden, sowohl privat als auch gewerblich.