Neuzugang Nummer 4

Wuhle statt Elbe! Warum Seeler-Enkel Levin Öztunali nicht zum HSV zurückkehrt, sondern den 1. FC Union verstärkt

Die Eisernen sind bei ihrer Kaderplanung wie im Vorjahr schon früh dabei. Und schauen dabei gerne mal auf die Hinterbänke der Liga. 

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Hat Stürmerblut in den Adern als Enkel von Uwe Seeler: Levin Öztunali.
Hat Stürmerblut in den Adern als Enkel von Uwe Seeler: Levin Öztunali.Foto: imago/Hartenfelser

Die Hamburger Morgenpost hat vor etwas mehr als vier Wochen ein drehbuchreifes Szenario entworfen. Unten auf dem Rasen läuft Rückkehrer Levin Öztunali mit der Raute auf der Brust für den HSV auf. Oben jubelt sein Opa nach Leibeskräften. Der Name des Großvaters? „Uns Uwe“ Seeler! Schönes Szenario. Herzerwärmend. Nur das Leben ist halt kein Hollywood-Film. Denn der Enkelsohn kehrt nicht an die Elbe zu seinem Jugendverein zurück, sondern verrichtet seine fußballerischen Dienste künftig unweit der Wuhle beim 1.FC Union.

Bundesliga statt Zweitligatristesse! Vielleicht sogar internationales Flair, falls die Eisernen am Wochenende gegen Leipzig den großen Coup landen und sich für die Playoffs der Conference League qualifizieren. 

Öztunali gewann mit der U19 und der U21 jeweils die EM

Der 25-Jährige, der mit der U19 und der U21 Europameister wurde, kommt ablösefrei aus Mainz. Insgesamt kann der 1,85 Meter große Mittelfeldspieler auf 169 Bundesligaspiele für Bayer Leverkusen, Werder Bremen und den FSV Mainz 05 zurückblicken. Dabei gelangen ihm 12 Treffer und 25 Vorlagen.

Bei den Rheinhessen ist er in dieser Spielzeit ein wenig ins Hintertreffen geraten. Der auslaufende Vertrag wurde nicht verlängert. Was Unions umtriebigen Manager Oliver Ruhnert auf den Plan rief. Der schaut ja nicht nur auf im Ausland im Verborgenen agierende Juwelen wie Sheraldo Becker oder Taiwo Awoniyi, sondern gerne auch mal auf die Hinterbänke der Liga. 

Die Eisernen bleiben also ihrer Devise treu, sich mit gestandenen Bundesligaakteuren zu beschäftigen, deren Potenzial noch nicht ausgereizt scheint oder die noch hungrig genug sind, um bei einem Entwicklungsprojekt verantwortlich mitwirken zu wollen. So wie beim Aufstieg mit Christian Gentner (Stuttgart) oder im Vorjahr Robin Knoche (Wolfsburg). Erfahrung, die wichtig ist für das Ziel Klassenerhalt. Und um mehr als das wird es zunächst auch in der kommenden Spielzeit nicht gehen bei den Eisernen.

Auch Neuzugang Rani Khedira (Augsburg) fällt ebenso wie Öztunali in diese Kategorie, bei der Ruhnert ehebliche Wachstumsfantasien hegt. Und das nicht einmal finanziell gemeint, so wie im Falle von Linksverteidiger Tymoteusz Puchacz. Der 22-jährige Pole, der mit kolportierten 3,5 Millionen Euro Ablösesumme der Rekordtransfer der Köpenicker ist, ist angesichts seines Potentials und einer Nationalmannschaftskarriere ein heißer Kandidat dafür, später äußerst gewinnbringend weiterveräußert zu werden, so er denn in der Bundesliga durchstartet. 

Öztunali hingegen gilt nicht als Spekulationsobjekt. Sondern er ist, wie Ruhnert es treffend anmerkte, „im perfekten Fußballeralter und verfügt trotzdem schon über viel Bundesligaerfahrung“. Bei den Eisernen verspricht man sich von ihm ein verbessertes Umschaltspiel und mehr Variabilität in der Schaltzentrale, die nach dem Abgang von Christian Gentner derzeit verwaist erscheint.