Präsident Dirk Zingler zur Lage von Union

„Wir geben uns ganz viel Mühe, dass die anderen staunen“

Der eiserne Boss spricht im Trainingslager in Tirol in einer Medienrunde über Ziele, die Fan-Rückkehr, Politik und Geld

Teilen
Unions Präsident Dirk Zingler im Trainingslager in Tirol in einer Medienrunde.
Unions Präsident Dirk Zingler im Trainingslager in Tirol in einer Medienrunde.City-Press/Moritz Eden

Der 2:0-Sieg gegen Nizza war kaum vorbei, da schlich sich in der Arena zu Imst ein trikotloser Mann aufs Mannschaftsfoto des 1. FC Union. Die Union-Profis waren vor der Tribüne auf die Knie gesunken. Auf den Rängen dahinter jubelten die Unionfans. Und dieser Herr mit silbrigem Haar reckte seine beiden Hände zum Victory-Zeichen geformt in die Höhe. Es war Dirk Zingler. Lesen Sie mal, was der 56-Jährige im Trainingslager in Tirol zu sagen hatte. Unions Präsident über …

… diesen Moment: „Das war spontan. Ich habe mich gefreut über das Spiel, die Situation. Ich war einfach glücklich. Da wirkt auch die letzte Saison noch nach. Es waren 400 bis 500 Menschen da. Mit denen habe ich mich unterhalten. Es fühlte sich wie früher an.

… die Politik: Ich freue mich auf die Bundestagswahl, dass danach aus dem Kanzleramt auch mal lösungsorientierte Ansätze kommen und nicht mehr nur Verbotsansätze. Bislang wurde der Staat immer wieder von seinen eigenen Regeln eingeholt und musste dann neu reagieren. Man war nie vor der Pandemie, sondern immer nur dahinter.

Dirk Zingler fordert Planbarkeit von der Politik

… die Rückkehr der Zuschauer: Wir brauchen eine nicht nur an Inzidenzen gekoppelte Verbotspolitik. Es ist Planbarkeit notwendig. Am Ende geht es darum, dass der Staat gut begründet, was er macht und dass er unsere Grundrechte so wenig wie möglich beeinträchtigt in dieser Zwischenphase zwischen Schützen und Lockern. Dass wir schrittweise starten ist okay, aber die Begrenzung auf 25 oder 50 Prozent ist wieder durch nichts sachlich begründet.

Dirk Zingler macht hinter der Mannschaft stehend das Victory-Zeichen.
Dirk Zingler macht hinter der Mannschaft stehend das Victory-Zeichen.imago/Matthias Koch

… die Mitstreiter: Es ist immer hilfreich, wenn so etwas auf breiter Front vorgetragen wird. Wie waren die Ersten und haben viel einstecken müssen und sehen, dass heute vieles umgesetzt wird von dem, was wir vorgetragen hatten. Das war damals richtig und ist es heute.“

… die Kritik am Sonderweg Profifußball: Fußball ist ein fantastischer Sport und hat eine unheimliche Kraft. Auch im sozialen Bereich. Wir wissen, dass wir verantwortlich damit umgehen müssen. Also muss man die anderen sabbeln lassen. Das prallt an uns ab. Wir machen das ja nicht nur für uns. Auch für die Kultur. Da gibt es ein breites Bündnis und wir werden in den nächsten 14 Tagen noch einmal an die Öffentlichkeit gehen.

… die Saison-Ziele: Wenn man sich etablieren will, sollte man die Klasse halten. Natürlich wollen wir in der Conference League auch die Play-offs überstehen und im Pokal so weit wie möglich kommen. Da sind wir letztes Jahr zu früh ausgeschieden. Was die Platzierung in der Tabelle angeht, das ist keine Diskussion, die wir führen. Wir müssen das Gefühl haben, dass wir wie im Vorjahr an die Grenzen des Möglichen kommen. Dafür sehe ich das Team gut aufgestellt.

… über die vielen Transfers und die Kohle dafür: Wir geben uns ganz viel Mühe, dass die anderen staunen. Es darf nie passieren, dass mein Mitbewerber weiß, ob ich verkaufen muss. Wir sind der einzige Bundesligist, der mehr Fernsehgeld hat als zuvor. Darauf sind wir stolz. Natürlich ist es einfacher für Vereine auf einem Entwicklungsweg von unten nach oben. Da haben es andere Klubs, die 10, 15 Jahre in Saus und Braus lebten und plötzlich geht es bergab, schwieriger.

… über die Finanzen: Zur einer Entwicklung gehören Investitionen dazu. Auch von außen. Es gibt private Investoren, Bankkredite, Sponsoren, Merchandise. Wir stellen uns mit Absicht so breit auf, damit nicht ein Zerwürfnis mit einem Einzelnen zu einem Problem führen kann.

z... die eisernen Olympiafahrer: Ich müsste lügen, wenn ich sage, wir hätten nicht darüber nachgedacht, ob wir Max Kruse und Cedric Teuchert zu Olympia lassen sollen und was das für uns bedeutet. Das  war beiden sehr wichtig. Sie erfüllen sich da einen kleinen Traum. Den darfst du ihnen nicht kaputt machen. Wenn sie jetzt etwas müde zurückkommen, werden die anderen das auffangen. Und wenn man sieht, wie kommunikativ er darüber berichtet, dann erfreut ihn das alles. Da hoffen wir mal, dass sie da erfolgreich sind und dann kriegen wir zwei glückliche Jungs zurück. Das kann uns nur helfen. Max ist ein Unterschiedsspieler und leider hat er sich zwischen drin verletzt. Wir sind sehr froh, dass wir ihn verpflichtet haben. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Max, Sheraldo Becker und Taiwo Awoniy sich nicht verletzt hätten in einer Phase, in der wir gerade gut gepunktet hatten ...

>>> Lesen Sie mehr zum 1. FC Union