Union steht in der Conference League

Was Urs Fischer Max Kruse jetzt ganz dick aufs Brot schmieren wird ...

Nach dem 2:1 gegen Leipzig feiern die Eisernen sich selbst, ihre Fans und den Einzug ins internationale Geschäft. 

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Bierselige Fans feiern ihre Mannschaft ab auf dem Parkplatz vor der Tribüne der Alten Försterei. Union zieht nach Europa ein. 
Bierselige Fans feiern ihre Mannschaft ab auf dem Parkplatz vor der Tribüne der Alten Försterei. Union zieht nach Europa ein. Foto: dpa/AFP/Pool/John MacDougall

Unions Trainer Urs Fischer rang mit den Worten. Das eben Erlebte, er konnte es kaum fassen. Was für eine Dramatik. Was ein Ende. Fast geschlagen, der Traum vor Europa geplatzt. Und dann das furiose Finale mit dem Kopfballtor von Max Kruse in der dritten Minute der Nachspielzeit.

Das 2:1 (0:0) bescherte den Eisernen nicht nur die ersten Bundesliga-Ligapunkte ihrer Geschichte gegen RB Leipzig, sondern ermöglichte es ihnen auch noch, Mönchengladbach von Rang sieben zu verdrängen, den die Fohlen bei ihrem 4:2 in Bremen durch ihre Führung in Minute drei in der virtuellen Tabelle erobert hatten. Europa, Union kommt. Die Köpenicker sind im internationalen Geschäft dabei. Sensationell! 

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Danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen. Denn auch die Sachsen dachten gar nicht daran, Union die Punkte zu schenken. Mit dem Führungstreffer von RB durch Kluivert (55.) schienen Union die Felle endgültig davon zu schwimmen. Selbst der Ausgleichstreffer von Marvin Friedrich, in schönster Angreifermanier erzielt (67.), hatte am Gesamtbild ja nichts geändert. Union musste siegen. Sonst wäre aus die Maus mit Europa.  

Nico Schlotterbeck, Max Kruse &amp; Co. im Siegesrasuch nach dem Spiel auf dem Balkon der eisernen Haupttribüne.<br>
Nico Schlotterbeck, Max Kruse & Co. im Siegesrasuch nach dem Spiel auf dem Balkon der eisernen Haupttribüne.
Foto: Contrast/Oliver Bherendt

Dann kam die Schlussphase, die an Dramatik kaum zu überbieten war. Leipzig scheiterte am Pfosten oder am überragend aufgelegten Union-Torwart Andreas Luthe. Und mit dem letzten Angriff war es eben Kruse, das bekennende Nicht-Kopfballungeheuer, der zum 2:1 einköpfte. Der blanke Wahnsinn.

Fand auch Urs Fischer: „Dass es am Schluss so aufgeht, ist wirklich ein Drehbuch für Hollywood. Ein Thriller. Wir sind zurückgekommen im Spiel, nachdem wir nicht zwingend in Rückstand geraten sind. Dann kommst du zurück und brauchst doch den Torwart, um im Spiel zu bleiben. Andy hat gefühlt acht Arme gehabt. Mit letztem Angriff erzielst du dann doch die Entscheidung. Das ist eine Achterbahn der Gefühle. Ich brauche auch noch einen Moment, um das zu verarbeiten. Wenn man so einen Erfolg ohne Fans hätte feiern müssen, wäre es schade gewesen. Das ist heute einfach ein tolles Gefühl“

Kruse macht Europa klar! Ausgerechnet Kruse. Also der Mann, der vor wenigen Wochen noch lauthals krakelt hatte, er hätte keinen Bock auf die Conference League. Nun hat er sie sich selbst beschert. „Gut, dass Sie mich daran erinnern. Ich habe ihn nach dem Schlusspfiff noch nicht gesehen. Da kann ich ihm das gleich aufs Butterbrot schmieren“, scherzte Fischer und verwies im selben Atemzug drauf, dass der Siegtorschütze sich dennoch unbändig gefreut hatte. „Den mussten wir ja mit dem Lasso einfangen“, scherzte der Schweizer. 

„Das ist natürlich Weltklasse, dass wir uns belohnen für so eine herausragende Saison, im letzten Spiel,  in der letzten Minute. Besser kann man die Geschichte nicht schreiben“, meinte Kruse  nach seinem elften Saisontreffer. Der exzentrische Angreifer blieb übrigens seiner Ablehnung der Conference League treu. „Ich habe da meiner Meinung gesagt und die ändert sich nicht. Ich will ja glaubwürdig blieben. Aber ich habe auch gesagt, dass ich jedes Spiel gewinnen will. Und dafür habe ich halt alles gegeben. Es passt zu unsere  sensationellen Saison, dass heute wieder Fans hier waren“, so der 33-Jährige, der anschließend die Feierlichkeiten des Abends mit der Mannschaft vom Balkon der Haupttribüne aus vor Tausenden Union-Fans unter lauten Kruse-Sprechchören einläutete.