Augsburg ruft

Was der Wechsel von Sven Michel für den 1. FC Union bedeutet ...

Nach eineinhalb Jahren verlässt der sympathische Angreifer die Köpenicker, weil er keine Lust mehr darauf hat, nur Edeljoker zu sein.

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Das vielleicht wichtigste Tor von Sven Michel für den 1. FC Union:  Sven Michel  erzielt das Tor zum 0:1  gegen Union St. Gilloise und sichert den Eiserne das Überwintern in der Europa League. 
Das vielleicht wichtigste Tor von Sven Michel für den 1. FC Union: Sven Michel erzielt das Tor zum 0:1 gegen Union St. Gilloise und sichert den Eiserne das Überwintern in der Europa League. Imago/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Zugegeben: Es ist ein Verlustgeschäft. Um die 950.000 Euro soll der 1. FC Union jetzt für Sven Michel vom FC Augsburg erhalten. Im Januar des Vorjahres ließen sie sich die Dienste des Angreifers noch rund 2,5 Millionen Euro kosten. Weil Paderborn seinerzeit wusste, dass die Köpenicker nach den Verkäufen von Marvin Friedrich (Mönchengladbach) und Max Kruse (Wolfsburg) gerade gut bei Kasse und unter Zugzwang waren.

Doch es wäre zu kurz gegriffen, wenn man die eineinhalb Jahre von Michel in Köpenick mit seinen neun Toren und drei Vorlagen in 54 Spielen nur unter dem monetären Aspekt betrachtet. Und selbst da gilt ja, dass Michel mit seinen 32 Lenzen eben nicht jünger geworden ist, mit anderen Worten keine exorbitante Ablöse mehr zu erzielen ist.

Michel hat mit seiner unprätentiösen Art dem 1. FC Union gut getan. Unvergessen sein Treffer in Belgien beim 1:0gegen Union St. Gilloise, durch den die Köpenicker das Tor zum Überwintern in der Europa League aufstoßen konnten.  Oder in der Saison zuvor, als er in Leipzig drei Tage nach dem höchst unglücklichen Pokalaus an gleicher Stätte in der Liga erst das 1:1 markierte und dann Kevin Behrens den Siegtreffer auflegte. Was anschließend zum Tort des Monats gewählt wurde bei der ARD-Sportschau. 

Michel wollt mehr als der Edeljoker des 1. FC Union sein

Doch zumeist kam er ja bei Trainer Urs Fischer nur als Edeljoker zum Zug. Eine Rolle, die er eineinhalb Jahre ohne großes Murren ausfüllte, aber sich damit nicht länger zufrieden geben wollte. Was er Ende März in einer Medienrunde in Köpenick auch kundtat.

Der Wunsch nach mehr Spielzeit trieb ihn halt um. In nur sieben von seinen 54 Kicks stand er in der Startelf. Und das Wissen, dass die Köpenicker im Sturm noch nachlegen wollen und dabei noch größere Konkurrenz die Aussichten auf Spiele eben noch geringer werden lässt, hat ihn nun zu einem Luftwechsel veranlasst. Seinen Wechselwunsch hatte er bei Manager Oliver Ruhnert hinterlegt. Und der hält Reisende für gewöhnlich nicht auf. 

Selbst einen Gang zurück in die 2. Liga hatte Michel nicht per se ausschließen wollen. Was sogar Hannover bei ihm vorsprechen ließ. Die 96 treibt der unbändige Wunsch endlich ins Fußball-Oberhaus zurückzukehren.

Michel bekommt in Augsburg einen Zweijahresvertrag

Dem bleibt Michel aber erhalten. Der VfL Bochum und der FC Augsburg buhlten um ihn. Nun gab er dem Revierklub einen Korb, obwohl man laut der Bild eigentlich schon handelseinig gewesen war,  und schlägt dafür die kommenden zwei Jahre seine Zelte bei den Fuggerstädtern auf, die das Bochumer Angebot um 250.00 Euro im Jahr überboten haben sollen. Der Wechsel hat also nicht nur mit der schönen Augsburger Puppenkiste zu tun. Doch in der altehrwürdigen Handelsstadt wird ja seit geraumer Zeit auch nicht gerade mit Kleingeld bezahlt. Besser betucht als der Revierklub ist der FCA allemal.

Und in seinem Alter noch mal zwei Jahre in der Bundesliga mitmischen zu können, ist bestimmt auch reizvoll. Für ihn zumindest reizvoller, als womöglich einige wenige Minuten in der Champions League mit dem 1. FC Union und dafür Monate lang angefressen auf der Bank hocken zu müssen. 

Die Eisernen verlieren eine menschlich integren, sehr sympathischen Kicker, haben nun aber die Chance, eine freie Planstelle geräuschlos aufzufüllen.

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