Warum Union Hertha Schützenhilfe leisten kann und sich dabei aber ins eigene Fleisch schneidet ...
Im TV-Ranking würden die Eisernen bei einem Abstieg des Lokalrivalen Boden gutmachen. Schon jetzt können die Eisernen mit rund 7 Mio. Euro Mehreinnahmen aus den Fernsehgeldern für die Spielzeit 21/22 rechnen. Auch der Klassenerhalt von Bielefeld wäre wichtig.

Sonntag, 18 Uhr – die Alm ruft. Der 1. FC Union gastiert bei Arminia Bielefeld. Ein Spiel, mit dem die Eisernen endgültig den Klassenerhalt sicherstellen können. Der Vorsprung auf Rang 16 könnte auf mindestens 17 Zähler wachsen. Und so ganz nebenbei würden die Eisernen dem um Rettung ringenden Nachbarn aus dem Westend der Stadt Schützenhilfe leisten.
Schützenhilfe für Hertha? Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und hätte vor der Saison keiner so erwartet. Weder hüben noch drüben. So schön es wäre, auch in der kommenden Spielzeit mit einem Derby rechnen zu können – und dann wieder bitte schön mit Fans! –, in einer ganz anderen Sache wäre das höchst kontraproduktiv. Und zwar, was die Fernsehgelder betrifft.
Nur zur Erinnerung. Die Eisernen lagen auf Rang 17 in dieser Fünfjahreswertung, bekamen 32,628 Millionen Euro. Lediglich Aufsteiger Bielefeld kassiert weniger TV-Erlöse (29,148 Mio.).
Nur Bielefeld liegt hinter Union
Nachdem Corona in den vergangenen zwölf Monaten für Mindereinnahmen von 14,122 Millionen Euro gesorgt hatte, die durch eine solidarische Kraftanstrengung (Gehaltsreduzierung der Profis, Kurzarbeit in vielen Bereichen, Verzicht der Fans auf Rückzahlung von Dauerkarten) auf 7,445 Mio. Euro gedrückt werden konnten, kalkulieren die Eisernen in dieser Spielzeit mit 77 Millionen Umsatz und einer schwarzen Null (40.000 Euro Gewinn). Alles ohne Zuschauereinnahmen, wohlgemerkt.
Durch den sportlichen Höhenflug machen die Köpenicker einen mächtigen Satz in diesem Fünfjahres-Ranking. Anders als im Vorjahr, als Stuttgart durch den sofortigen Wiederaufstieg Union überflügelte, ist es in dieser Spielzeit unerheblich, wer aus dem Unterhaus hochkommt. Ob zwei oder drei Klubs, alle müssten sich hinter den Eisernen einsortieren, die sich gerade mit Köln um Rang 14 in dieser Wertung batteln und dabei die Nase leicht vorn haben. Ob HSV, Fürth, Kiel oder Bochum, sie alle haben nicht genug Punkte gesammelt.
Finanziell gesehen muss Bielefeld drinbleiben
Hertha thront weit oberhalb der Köpenicker. Aber eben nur im Falle des Klassenerhalts. Derzeit kann Schatzmeister Oskar Kosche sich auf rund 39 Millionen Euro aus den TV-Rechten für die Spielzeit 21/22 einstellen. Sollten die Charlottenburger aber den Gang nach unten antreten, würde Union Boden gutmachen.
Das – pekuniär gesehen – Best-Case-Szenario wäre ein Klassenerhalt der Bielefelder bei gleichzeitigem Abstieg von Hertha (meinetwegen auch Augsburg, Bremen oder gar Hoffenheim, aber die stehen vergleichsweise sicher da). Dann würde rund weitere 3 Millionen in den Südosten der Stadt überwiesen werden. Mindestens. Geld, das in diesen wirtschaftlich schweren Zeiten ohne Eintrittsgelder und Cateringeinnahmen gut gebraucht werden könnte.
Zwei Seelen wohnen also in der Union-Brust vor dem Gastspiel in Ostwestfalen ...