Gastspiel in der Fuggerstadt

Warum die Eisernen Augsburg lieben

Schneeräumkommandos machten für den 1. FC Union das Training erst möglich. Rafal Gikiewicz besucht Ex-Kollegen im Hotel. Auch Trainer Urs Fischer erlebt in der zweitältesten Stadt Deutschlands bislang nur Positives.  

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Unionfans und Augsburger Anhänger beim gemeinsamen Feiern. Hier vor der Gaststätte Rübezahl in Köpenick. Die Rückeinladung für einen tollen Empfang in der Fuggerstadt im August 2019. 
Unionfans und Augsburger Anhänger beim gemeinsamen Feiern. Hier vor der Gaststätte Rübezahl in Köpenick. Die Rückeinladung für einen tollen Empfang in der Fuggerstadt im August 2019. imago images/Matthias Koch

Eigentlich hatte er es gar nicht mehr so recht auf dem Schirm. Doch ein kleiner Piekser genügte, da war Urs Fischer alles so präsent, als ob es erst gestern passiert wäre und nicht vor rund eineinhalb Jahren. „Jetzt, wo sie mich drauf ansprechen, habe ich das schon wieder im Kopf. Es war der 2. Spieltag. Wir spielten  1:1 nach einem nicht so erfreulichen ersten Spieltag. Es war wichtig für uns, anzukommen und es hat sehr dabei geholfen, die Saison so zu spielen, wie wir sie gespielt haben“, erinnerte sich der Trainer der Eisernen.

Bei dem Remis schoss Union (Sebastian Anderson auf Vorlage des uneigennützigen Sebastian Polter) das allererste Bundesligator der Geschichte. Am Ende stand auch der allererste Punkt. Es wäre zwar auch mehr drin gewesen, aber Fischer hat nicht unrecht damit, dass dieser Zähler den Köpenickern die Trauerflor aus den Köpfen blies, die sich nach dem 0:4 zum Auftakt gegen Leipzig hätte einnisten können. Man hatte gesehen, dass man mit seinen Mitteln den Klassenerhalt erreichen konnte. Man mithalten konnte. Und so stand am Ende der Spielzeit der Ligaverbleib. 

Ja, die Eisernen mögen Augsburg. Und die bayerischen Schwaben offenbar auch Union. Damit Fischers Truppe auch ordentlich trainieren konnten, befreiten 25 Helfer aus dem Sport- und Bäderamt das altehrwürdige Rosenaustadion – Augsburgs alte Spielstätte – von Schnee und Eis. „Danke schön dafür“, würdigte Unions Pressesprecher Christian Arbeit den selbstlosen Einsatz der behördlichen Mitarbeiter in der offiziellen Spieltagspressekonferenz.  

Auch Trainer Urs Fischer fühlt sich wohl in der Puppenkistenstadt. Auch wenn er von den Schönheiten der nach Trier zweitältesten Stadt Deutschlands nicht ganz  viel mitbekommt. „Aus dem Hotel bin ich nicht gegangen. Auch hier gilt es ja die Regeln einzuhalten“, meinte der 54-Jährige, der aber ein paar kurze Worte mit Rafal Gikiewicz wechseln konnte. Der Aufstiegsheld der Eisernen hatte eigens im Hotel vorbeigeschaut, um die alten Kollegen noch mal zu sehen. Tags zuvor hatte der polnische Schlussmann Fischer in einem Pressegespräch als besten Union-Transfer der letzten Jahre gelobt. Was der Schweizer in aller Bescheidenheit von sich wies. „Oliver Ruhnert, der Verein, die haben in den letzten Jahren mehrere gute Transfers gemacht“, so Fischer.

Fischer lobt die Augsburger

Derzeit fühlt sich Fischer pudelwohl in seiner Umgebung.  „Die Reise bis hierher war entspannt, der Flug war kurz und das Hotel lässt keine Wünsche offen. Wir fühlen uns wohl und konnten auf einem guten Platz trainieren. Der Platz wurde ja vom Schnee befreit, da hatten die wirklich was zu tun“, war der Schweizer des Lobes voll. 

Und auch die Fans haben ja die Fuggerstadt und ihre Gastfreundschaft in bester Erinnerung. Beim ersten Auswärtsspiel in der Bundesligageschichte der Köpenicker gab es ja einen großen Empfang. Beim sogenannten Augsburg Calling werden immer Gästefans eingeladen, um Land, Leute und lokale Spezialitäten kennenzulernen. Was die Eisernen beim Rückspiel mit dem „Augsburg Recall“ freundlich erwiderten.

Ein liebenswerter, gern gepflegter Brauch, der nun in Corona-Zeiten mangels Zuschauern ausfällt. Auch daran erinnerte Christian Arbeit: „Einen Gruß an die Fans hier mit ihrem tollem Empfang. Wir freuen uns darauf, das gemeinsam wieder erleben zu dürfen.“ Die Aussichten dafür stehen gut. Einem dritten Bundesligajahr für Union scheint ja nicht mehr viel im Wege zu stehen. Und in der zweiten Jahreshälfte, so ist zu hoffen, dürfte die Pandemie auch nicht mehr unser Leben bestimmen.