Warum beim 1. FC Union ein Tor nach dem Schlusspfiff mehr gefeiert wurde als der Einzug ins Viertelfinale
Jerome Roussillon vergibt einen 1000-Prozenter in der Schlussphase, wird danach vom Team auf den Arm genommen und im Stadion bejubelt, als gäbe es kein Morgen mehr.

Das Spiel war längst gespielt, der Schlusspfiff längst verklungen, da brandete im Stadion An der Alten Försterei noch einmal richtig Jubel auf. Ein Ball zappelte im Netz. Geschossen von Jerome Roussillon aus Nahdistanz. Und natürlich zählte der Treffer nicht mehr beim 2:1-Achtelpokalfinalerfolg des 1. FC Union gegen den VfL Wolfsburg. Und doch brandete im Ballhaus des Ostens auf einmal Jubel auf, als hätte der französische Linksverteidiger die alles entscheidende Bude in einem zähen Pokalfight erzielt.
Das gibt es wohl echt so nur beim 1. FC Union. Josip Juranovic hatte ihm die Kugel auf die Linie des Fünf-Meter-Raumes hingelegt, der 30-Jährige die Einladung lachend angenommen. Denn eigentlich wurde er gerade kräftig auf den Arm genommen von den lieben Teamkollegen. Als der Ball im Kasten einschlug, explodierten die Ränge noch einmal lautstark und Roussillon wurde von dem ehemaligen Celtic-Kicker förmlich zu Boden geknutscht.
Dieser Szene vorausgegangen war ein unglaublicher Schnitzer des ehemaligen Wolfsburgers, der es locker in jeden Jahresrückblick schaffen wird. Es liefen die letzten Sekunden im Pokalkrimi gegen die Wölfe. Nach einer Ecke für den VfL, bei der Gästekeeper Pavao Pervan mit in den Strafraum der Eisernen geeilt war, macht sich Juranovic auf der linken Seite auf den Weg.
Roussillon vergibt das 3:1 für den 1. FC Union
Er sieht das verwaiste Gehäuse der Niedersachsen und haut die Kugel weit aus der eigenen Hälfte auf den Kasten der Gäste. Doch der Ball geht weit rechts neben das Tor. Doch unerwartet tauchte da auf dem rechten Flügel Roussillon auf, der kurz zuvor aus taktischen Gründen für Jamie Leweling eingewechselt worden war, nachdem Nico Gießelmann eine völlig überzogene Ampelkarte nach einer angeblichen Schwalbe kassiert hatte.
Roussillon stand schon vor dem leeren Gehäuse. Er muss einfach nur abschließen. Doch der Linksverteidiger zögerte, wollte es zu genau machen. Und auf einmal tauchte Mickey van der Ven aus dem Nichts auf und blockte den Torschuss des 30-Jährigen. Zum Glück ertönte unmittelbar der Schlusspfiff. Und die Eisernen stürzten sich trotzdem auf Roussillon, als hätte den Deckel drauf gemacht.

Witzbolde meinten schon, dass beim Wechsel des Franzosen zu den Eisernen im Vertrag verankert worden ist, dass er gegen seinen Ex-Klub kein Tor schießen dürfte. Was er ja nicht machen musste. Hatten Robin Knoche (12.) und Kevin Behrens (12.) – diesmal als Joker – für ihn vorher erledigt. Die zwischenzeitliche Gästeführung durch Luca Waldschmidt (5.) fiel also nicht mehr ins Gewicht.
Nicht auszudenken aber wäre, wenn das Team aus der Volkswagenstadt mit einer allerletzten Aktion doch noch einen Lucky Punch gesetzt hätte und den 1. FC Union kurz vor Ultimo in die Verlängerung gezwungen hätte. In Unterzahl wäre das schwierig geworden.
Urs Fischer lächelte daher etwas süßsauer, als er auf diese Szene noch einmal angesprochen wurde: „Ich glaube, er wird sich noch deswegen den einen oder anderen Spruch gefallen lassen. Klar, es war die letzte Aktion. Ich wäre eigentlich glücklicher gewesen, er hätte ihn dennoch reingehauen. “
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