Mächtig stolz: Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union, freut sich auf die Europa League im Stadion An der Alten Försterei. 
Mächtig stolz: Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union, freut sich auf die Europa League im Stadion An der Alten Försterei.  Imago/Matthias Koch

Der nächste Festtag im Stadion An der Alten Försterei berührt auch Präsident Dirk Zingler emotional. Europapokal im eigenen Stadion – und das nur wenige Tage nach dem hart erkämpften Remis gegen Serienmeister Bayern München im Spitzenspiel der Bundesliga. „Klar, für mich ist es ein historischer Tag“, sagte der 58-Jährige am Dienstag in einer Medienrunde. „Hier an diesem Ort, wo vor 100 Jahren angefangen wurde, Fußball zu spielen. Das ist für mich wie das Schließen eines Kreises.“

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In der Alten Försterei wird seit 102 Jahren immer auf dem gleichen Gelände Fußball gespielt. Zum ersten Mal laufen am Donnerstag die Eisernen gegen die Belgier von St. Gillois zu einem Europacupspiel auf den „heiligen“ Wuhlheider Rasen. Die Spielstätte wurde seitdem mehrmals umgebaut und renoviert. Zingler stolz: „Die Alte Försterei überstand einen furchtbaren Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise und Jahrzehnte der Teilung Berlins. Fußball wurde zum Glück hier immer gespielt. Jetzt sind wir mit Union in Europa angekommen.“

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1. FC Union: Dirk Zingler erinnert an triste Zeiten 

Der Stadtrand-Berliner wurde in Königs Wusterhausen geboren und führt seit 18 Jahren die Geschicke der Eisernen. Zingler erinnert sich: „Bei den Feiern zu 50 Jahre Bundesliga im Berliner Estrel saßen wir mit unserem verdienstvollen Trainer Uwe Neuhaus am Katzentisch. Jetzt beim 60-jährigen Jubiläum durften wir in einer Reihe mit allen Bundesligateams Platz nehmen.“

Zingler hat den langen Weg, den schwer erkämpften Aufstieg des Ostberliner Vereins in die Crème de la Crème des deutschen Fußballs und die schweren Zeiten nicht vergessen: „Wir hatten auch schwierige Phasen zu überstehen, aber wir haben mithilfe von zahlreichen Menschen wie unser Ehrenmitglied Michael Kölmel mutig investiert. Alle Vorstände waren in der Konsolidierungsphase in persönliche Haftung genommen worden.“

Union-Präsident Zingler lobt BVB-Boss Watzke

Nun also Europa League nach der Conference League in der vergangenen Saison – und vor allem daheim in Köpenick. Die UEFA erlaubt in dieser Europapokal-Saison wieder den Verkauf von Stehplatz-Tickets. Die Köpenicker profitieren von der Regelung und dürfen ihre Heimspiele in der Alten Försterei austragen. „Für uns werden Träume wahr“, sagte Zingler. In der letzten Saison mussten sie noch ins von vielen ungeliebte Olympiastadion ausweichen. Das Stadion der Köpenicker sei ein „Präzedenzfall“, sagte Zingler, weil es rund 80 Prozent Stehplätze gebe.

Zingler hob am Dienstag den Anteil von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke an der Zulassung hervor. „Ich glaube, dass es Aki Watzke dann am Ende vollbracht hat“, sagte er. Den Anteil der Unioner an der Entscheidung der UEFA wollte Zingler nicht überbewerten, sagte jedoch, der Klub habe „es überall, wo wir waren, zum Thema gemacht“.

1. FC Union: In Köpenick gibt’s weniger Geld

Finanziell könnte der Verzicht auf den Umzug sogar Einbußen bedeuten, weil das Olympiastadion deutlich mehr Zuschauer fasst. Bei Spielen an der Wuhlheide muss Union wegen der hohen Nachfrage dagegen immer Menschen enttäuschen, die kein Ticket kriegen. „Ich bedaure das zu jedem Spiel“, sagte Zingler.

Trotzdem habe der Klub nicht darüber nachgedacht, doch in das größere Stadion auszuweichen. „Es gibt für uns keine Alternative. Wenn Fußball in der Alten Försterei erlaubt ist, wird Fußball in der Alten Försterei gespielt.“ Jedes Mitglied soll die Möglichkeit bekommen, mindestens ein Heimspiel in der Europa League im Stadion verfolgen zu können.

1. FC Union: Einziger richtiger Ostklub in der Bundesliga 

Für den 1. FC Union könnte das Spiel sportlich kaum zu einem besseren Zeitpunkt kommen. Die Mannschaft ist in dieser Saison in Pflichtspielen noch ungeschlagen, steht in der Bundesliga punktgleich mit den Bayern auf Rang vier. Wie breit etwa der Kader der Eisernen inzwischen aufgestellt ist, zeigt auch die Nominierung für die Gruppenphase. Einige prominente Namen fehlen. 

Die Enttäuschten sollen vom eisernen Kollektiv aufgefangen werden. „Unsere neuen Spieler sind immer wieder über die Wohlfühlatmosphäre bei uns erstaunt“, berichtet der eiserne Boss. Zingler weiter: „Wir haben jetzt bereits über 45.000 Mitglieder und die Menschen eines ganzen Stadtbezirks freuen sich mit uns.“

Doch da irrt er wohl, mit dem 1. FC Union jubeln wahrscheinlich die Fußball-Fans im gesamten deutschen Osten. Schließlich schafften es die Berliner als einzige echte Ostmannschaft in die Bundesliga und nach Europa.

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