Normalerweise wäre das Stadion An der Alten Försterei bei der Mitgliederversammlung proppenvoll gewesen. Erstmals fand die alljährliche Versammlung nur virtuell statt.
Normalerweise wäre das Stadion An der Alten Försterei bei der Mitgliederversammlung proppenvoll gewesen. Erstmals fand die alljährliche Versammlung nur virtuell statt. Foto: Imago/Schöning

Corona! Man muss es so sagen. Denn das erste Bundesliga-Jahr in der eisernen Vereinsgeschichte wäre nicht nur aus sportlicher Sicht ein voller Erfolg geworden, sondern eben auch in finanzieller Hinsicht. Die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs 2019/20 und den Ausblick in die laufende Saison gab es am Mittwochabend auf der erstmals rein virtuell durchgeführten Mitliederversammlung des 1. FC Union. Und da gab es mit einem bilanziellen Verlust von 7,445 Millionen Euro einen dicken Brocken zu schlucken. Die Köpenicker überleben Corona, sind aber noch nicht über den Berg.

Erstmals seit der Regionalligaspielzeit 20007/08 schreibt Union rote Zahlen. Geschäftsführer Oskar Kosche: „Bilanziell technisch gesehen ist die Arbeit von zehn Jahren in dreieinhalb Monaten vernichtet worden.“ Das negative Eigenkapital, das in der Drittligasaison 2008/09 rund 16,107 Millionen Euro betragen hatte und sukzessive abgebaut worden war, kletterte jetzt auf die Marke von 17,0137 Millionen Euro (Vorjahr: 8,997 Mio. Euro). 

Solidarische Kraftanstrengung mindert Verlust

Bitter. Und doch erwischte es die Köpenicker nicht so schlimm wie manch anderen Klub. Gesamteinnahmen von 70,3 Millionen Euro (unter anderem TV 35,849Mio., Werbung 17,394 Mio., Zuschauer 3,603 Mio.) standen Ausgaben in Höhe von 77,844 Millionen Euro gegenüber. Der größte Etatposten waren dabei natürlich die Gehälter und Prämien der Profis von 29,029 Millionen Euro. 

Eigentlich wähnten sich die Köpenicker auf dem Weg in eine mehr als sorgenfreie Zukunft. Vorpandemiemäßig waren sie dabei, Rekordzahlen zu erwirtschaften, steckten die sich abzeichnenden Mehreinahmen mit Bedacht in die Mannschaft. Dann kam die Unterbrechung des Spielbetriebs. Die plötzlichen Mindereinahmen mussten saisonübergreifend bis zum 31. Dezember 2020 sogar auf 14,122 Millionen Euro taxiert werden. Durch eine solidarische Kraftanstrengung (Gehaltsreduzierung der Profis, Kurzarbeit in vielen Bereichen, Verzicht der Fans auf Rückzahlung von Dauerkarten) wurde das Defizit auf 7,445 Mio. Euro gedrückt.  

Union will schwarze Null

Auch in dieser Spielzeit 2020/21 schlägt die Pandemie zu Buche. Aber Union kalkuliert trotz fehlender Zuschauereinnahmen – DFL-Vorgabe! – und wegbrechender Cateringerlöse mit einem Rekord-Etat von in etwa 77 Millionen auf Vorjahresniveau und mit einem ausgeglichenen Haushalt. Sogar ein Gewinn von rund 40.000 Euro wird angepeilt. Das wäre sozusagen eine schwarze Null!

Auffallend dabei: Das Gehaltsniveau wird im Vergleich zum ersten Bundesligajahr nicht zurückgeschraubt, sondern beträgt 30,219 Millionen. Das ist ein Plus von 1,2 Millionen Euro. Alles, um die Wettbewerbsfähigkeit – sprich Klassenerhalt – zu realisieren. 

Die Pandemie traf die Köpenicker in der finanziell gesehen stabilsten Spielzeit ihrer Geschichte. Sorgen bestehen derzeit nicht. Aber natürlich knirscht und zwackt es überall. Und auf Dauer wird so etwas kein Verein der Welt verkraften.