Union: Reifeprüfung in Rotterdam
Im berüchtigten Hexenkessel De Kuip muss sich zeigen, in wieweit die Eisernen in Europa auch über den Winter hinaus eine Rolle spielen können. Die Uefa sorgt unterdessen für Unmut, weil sie eine Choreo der Heimfans verbietet.

Jetzt – auf Englisch Now, was ziemlich sinnbildlich ist, wenn man bedenkt, dass der Streamingdienst der RTL-Group der einzige Sender ist, der Unions Conference-League-Auftritt bei Feyenoord überträgt (18.45 Uhr) – gilt es. Die Eisernen stehen in Europa vor einer Reifeprüfung in Rotterdam. Wer dort im berüchtigten Hexenkessel De Kuip besteht, dem kann alles zugetraut werden in der Gruppenphase.
Die Niederländer sind mit Sicherheit der stärkste Widersacher, mit dem es die Köpenicker bei ihrem Marsch durch Europa zu tun bekommen werden. In der heimischen Eredivisie rangiert Feyenoord auf Rang fünf in Schlagweite zum Europapokal. Zudem wurde die PSV Eindhoven Mitte September mit 4:0 weggefiedelt. Auch kein so schlechtes Ding.
Feyenoord noch unbezwungen in der Gruppenphase
Aus Haifa brachten die Niederländer einen Punkt mit, waren bei dem torlosen Remis über 90 Minuten eigentlich das bessere Team. Und auch gegen Slavia Prag, das ja gegen Union nicht gerade Bäume ausgerissen hat und trotz Überzahl fast Federn gelassen hätte, wurde ein 2:1 eigefahren, was die Überlegenheit aber nicht wirklich widerspiegelte.
Wer in Europa überwintern möchte, und dazu braucht es mindestens Platz zwei in der Gruppe E, sollte also von dort lieber was mitnehmen. Was nicht einfach wird. Denn De Kuip wird prall gefüllt sein unter Anwendung der 3G-Regeln. Vielleicht nicht unbedingt ausverkauft, aber nahezu. Slavia wohnten über 37.000 Fans bei, dem letzten Ligaspiel gegen Waalwijk schon 47.000. Ein im wahrsten Sinne des Wortes fanatischer Haufen.
Mit diesen Bedingungen klarzukommen – auch auf den Rängen für die 2400 mitgereisten Unioner – wird auch zeigen, wie weit die Mannschaft von Urs Fischer in ihrem Entwicklungsprozess schon ist. Zumal die Uefa vor dem Kick für Unmut sorgte, weil sie eine Choreografie der Heimfans untersagt hat. Die Feyenoord-Ultras hatten ein überdimensionales Gemälde einer berühmten Statue auf Leinwand gepinselt. Diese vom weißrussisch-französischen Künstler Ossip Zadkine erschaffene Figur heißt „De Verwoeste Stad“ (Die zerstörte Stadt) und erinnert an die vom Nationalsozialismus zu verantwortende Verwüstung der Hafenstadt im Zweiten Weltkrieg.
Die Uefa untersagte das Banner als politisch. Union kann zwar nichts dafür, das wird die Niederländer aber nicht daran hindern, die Eisernen dafür in Sippenhaft zu nehmen. Auch damit gilt es also klarzukommen für Christopher Trimmel und Co. Und so ganz nebenbei könnten sie ja - Schönen Gruß an die Herren vom BVB - die Ehre des deutschen Fußballs in den Niederlanden wieder herstellen.