Herzliche Umarmung nach dem Schlusspfiff: Augsburgs Keeper Rafal Gikiewicz (l.) und sein Nachfolger bei den Eisernen, Andreas Luthe. 
Herzliche Umarmung nach dem Schlusspfiff: Augsburgs Keeper Rafal Gikiewicz (l.) und sein Nachfolger bei den Eisernen, Andreas Luthe.  City-Press/Matthias Renner

Auch eiserne Bäume wachsen nicht in den Himmel. Zwar ist der 1. FC Union weiterhin in allen Pflichtspielen in dieser Saison ungeschlagen, baute vier Tage vor dem Start in der Conference League am Donnerstag in Prag ihren Startrekord auf sechs Zähler aus vier Spielen aus. Doch mehr als ein torloses Remis hatte man sich schon bei den Köpenickern gegen den FC Augsburg ausgerechnet.  

Ruhm ist vergänglich. Musste diesmal Augsburgs Keeper Rafal Gikiewicz erfahren. Der Aufstiegsheld der Eisernen wurde nicht nur mit Wohlwollen bei seiner Rückkehr nach Köpenick empfangen. In die obligatorischen Fußballgottrufe, die die Köpenicker Anhängerschaft gemeinhin ihren Ex-Spielern zukommen lässt, mischten sich diesmal deutlich vernehmbare Pfiffe. Offenbar haben es ihm einige nicht verziehen, dass er in der Vorsaison als eins seiner Ziele zwei Siege gegen die Eisernen auf seinem berühmten Kühlschranktürzettel notiert hatte und er es dieses Jahr wieder so gemacht hat.

Union-Fans pfeifen Gikiewicz aus

Die Pfiffe und die lautstarken Luthe-Rufe von den Rängen sind dem extrovertierten, stets auf Zuneigung bedachten Polen bestimmt nicht entgangen. Sichtlich nervös agierte er in den ersten 30 Minuten bei hohen Bällen. Nun gut, Strafraumbeherrschung war noch nie dessen Paradedisziplin. Eher die kurzen, schnellen Reflexe. So wie gegen Nico Gießelmann, gegen den Gikiewicz in kürzester Zeit zwei Mal Sieger blieb (9.). Einmal allerdings nur mit Hilfe des Postens (11.).

Sein Gegenüber zeigte in einer intensiv geführten, aber etwas zäh daherkommenden Partie allerdings auch, dass er sein Fach beherrscht. Auch Andreas Luthe konnte sich vor der Pause doppelt auszeichnen. Erst per Übergreifer gegen Iago (31.), dann gegen den Kopfball von Reece Oxford (33.). Torlos ging es in die Pause. Unentschieden also im Privatduell der beiden Torsteher. Luthe: „ Gerade vor der Pause hätten wir das 1:0 machen können. Vielleicht hat uns so ein bisschen die Kaltschnäuzigkeit gefehlt.“

Sollte sich auch Wiederanpfiff nicht groß ändern. Hüben wie drüben bekamen die beiden Schlussleute nur noch wenig Chancen sich auszuzeichnen. Auch weil die Partie zunehmend verflachte.

Friedrichs Kopfball streift die Latte

Luthe, der nach dem Abpfif noch einmal kurz von den Rängen gefeiert wurde, konnte für die Hausherren gegen den eingewechselten Sergio Cordova glänzen (66.). Gikiewicz, der bei einem Lattenkopfball von Marvin Friedrich zuvor machtlos gewesen wäre (65.), entnervte dann immerhin noch Taiwo Awoniyi und Andreas Voglsammer beim Nachschuss (75.). Luthe: „Ich freue mich, dass ich zu Null gespielt haben. Aber ich ärgere mich, dass wir das Spiel nicht für uns entschieden haben. Allerdings kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie ist dran geblieben.“

Union-Trainer Urs Fischer verteilte an beide Keeper Komplimente: „Das Spiel hätte auch 3:3 ausgehen können. Aber beide wollten wohl keinen reinlassen.“

Bleiben zwei Erkenntnisse: Gikiewcz, der sich herzlich mit Luthe nach Abpfiff umarmte, kann ein Ziel auf seiner Kühlschrank-Liste streichen. Zwei Siege wird der FCA gegen Union nicht mehr holen. 

Und Union? Die Eisernen dürfen sich trotz des verpassten Siegs über das 19. ungeschlagene Heimspiel in Folge freuen. Sieht auch Luthe so: „Das ist für Union Berlin ja nicht so schlecht.“

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