Trotz Fischer-Sprechchören: Darum blieb der Trainer des 1. FC Union den Rängen fern
Der Chefcoach der Eisernen will sich nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern seinen Kickern die Bühne lassen.

Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass im Stadion An der Alten Försterei Fischer-Sprechchöre erklangen. Es gab ja da so einiges zu würdigen in den vergangenen viereinhalb Jahren. Und doch konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass nach dem schwer umkämpften, aber verdienten 2:1-Pokalerfolg des 1. FC Union gegen den VfL Wolfsburg, die Rufe diesmal noch einen Zacken intensiver von den Rängen hallten. So, als müsste man dem Erfolgstrainer der Eisernen nach dem schwierigen Tag mit dem ganzen Wirbel um den geplatzten Isco-Deal noch einmal den Rücken stärken.
Der Schweizer Fußballlehrer ließ das Ganze ungerührt über sich ergehen und dankte aus der Ferne. Nach vorne an den Zaun zu gehen, dort unmittelbar vor den Fans sich abfeiern zu lassen, ist ja eh nicht so sein Ding. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit fühlt er sich nicht wohl. Und Personenhuldigung widerspricht seinem Naturell. Also winkte er aus der Ferne. Denn mitbekommen hatte er das schon. War ja nicht zu überhören gewesen.
„Ich war ja auch schon mal der Kurve“, wehrte Fischer Nachfragen zunächst ab. Und schob dann nach. „Es hatte heute damit zu tun, dass die Jungs da vor der Waldseite stehen geblieben sind. Das ist ihre Bühne, nicht meine. In der Mitte hätte ich sie abgeklatscht. Aber natürlich hat mich das gefreut. Ich habe mich aber ja bedankt“, so der 56-Jährige. Als unhöflich gelten will er verständlicherweise nicht. Auch das wäre nicht seinem Naturell entsprechend.
Fans des 1. FC Union feiern Urs Fischer
Diese Dankesgefühle wollten offenbar die Ränge ausdrücken. Seitdem Fischer 2018 das Zepter bei den Köpenickern übernahm, ist der Pokal eine einzige Erfolgsgeschichte. Zwei Mal ereilte der 1. FC Union das Aus in Runde zwei auswärts bei Branchengrößen wie Dortmund oder Leverkusen. Zum dritten Mal stehen sie in einem Viertelfinale. In der Vorsaison ging es ja noch eine Runde weiter. Davon träumen sie auch dieses Jahr. Nicht ganz zu Unrecht.
Denn der 1. FC Union ist derzeit auf dem Feld einfach schwer zu knacken. Und vor allem in Sachen Selbstbewusstsein eine richtig dicke Nuss. Vier Spiele haben die Eisernen in 2023 bestritten. Drei Mal gelang es ihnen dabei einen Rückstand umzubiegen. Man bleibt einfach ruhig, wenn es einen Rückschlag gibt und macht unverdrossen weiter sein Ding.
Bis zum 19. Februar muss der 1. FC Union auf seinen Gegner warten
So auch gegen die Wölfe. „Es war wichtig, dass der Ausgleich so schnell gefallen ist. Das hat der Mannschaft Selbstvertrauen und Moral für die zweite Hälfte gegeben“, so Fischer nach einem nicht ganz einfachen Spiel für seine Jungs. „Das ist die beste Heimmannschaft der Liga, das kommt nicht von ungefähr. Jetzt spielen sie auch mit internationaler Erfahrung, das konnte man sehen“, zollte VfL-Coach Niko Kovac den Eisernen am Ende Anerkennung.
Ein bisschen allerdings müssen sich die Anhänger des 1. FC Union noch gedulden, bis sie erfahren, wie es weitergeht. Die zweite Hälfte des Achtelfinales steigt ja erst kommende Woche, die den Köpenickern das ungewohnte Gefühl eines normalen Übungslaufes und der Vorbereitung auf einen Kick ohne Unterbrechung eines Spiels mitten in der Woche bietet. Die Auslosung findet dann übrigens eine Woche später statt. Erst am 19. Februar rollen die Kugeln. Zu sehen ab 17.10 Uhr im ZDF.
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