Sven Michel ist das Mittel des 1. FC Union gegen Union
Eiserne kommen gegen die Belgier von Royale Union Saint-Gilloise nach drei Rückständen immer zurück.

Das wird ein ganz heißes Ding kommenden Donnerstag für den 1. FC Union, um das Märchen von Europa noch nicht enden zu lassen. Nach der Hälfte des Achtelfinales in der Europa League sind die Chancen der Eisernen, sich gegen Namensvetter Royale Union St.-Gilloise durch- und die wundersame Reise über den Kontinent fortzusetzen, noch immer intakt. Doch das 3:3 (1:1) ist nichts für schwache Nerven. Dabei haben die Köpenicker Moral für mehrere Spiele bewiesen und dreimal (!) einen Rückstand aufgeholt.
Es ist nichts mit Tor-Armut in der K.o.-Runde! Nichts mit Abtasten und Vorsicht als Mutter der Porzellankiste. Es ist ein wildes Match, ein Hin und Her mit den Gefühlen und eine hin und wieder fast chaotische Partie. Zu allem Pech kommt für die Eisernen zum Schneeregen erst einmal die kalte Dusche. Weil nach dem engagierten Beginn mit Spiel- und Chancenvorteilen durch einen Aufsetzer von Sheraldo Becker (9.), einen Versuch von Danilho Doekhi (10.) und einen Kopfball von Kevin Behrens (17.), wobei Gäste-Keeper Anthony Moris seine stattliche Körperlänge von 1,86 Metern und beide Arme ausfahren muss, die Kult-Anzeigetafel wie aus dem Nichts ein 0:1 zeigt. Der erste Schuss der Belgier auf den Kasten von Frederik Rönnow, von Victor Boniface abgegeben, sitzt unhaltbar im rechten Dreiangel (28.).
Abgefälschter Schuss bringt den 1. FC Union in Rückstand
Dieses Gegentor ist ungerecht, stellt den Spielverlauf total auf den Kopf und ist nur deshalb möglich, weil Behrens die Kugel zur Bogenlampe abfälscht. Das ganz Dumme dabei ist, dass es was macht mit den Eisernen. Sowohl die auf dem Rasen als auch die auf den Tribünen müssen sich schütteln und die veränderte Situation annehmen. Das dauert, klappt aber. Josip Juranovic, als Flankengeber von der linken Seite ganz wichtig geworden, nimmt bei einem Freistoß aus 20 Metern ganz genau Maß. Der Ball fliegt durch die Fünf-Mann-Mauer und ins äußerste linke Eck – das 1:1 (42.) kurz vor der Pause ist wichtiges Futter für die eisernen Träume.
Allein was bis jetzt passiert ist, sorgt für Herzklopfen satt. Doch es wird noch viel verrückter. Wieder erleben die Eisernen ein böses Erwachen. Diesmal tut es viel mehr weh, weil es noch überflüssiger und auch noch selbstgemacht ist. Christopher Trimmel, der Kapitän und eigentliche Stabilisator, verliert im Spielaufbau leichtfertig den Ball. Ein Fehler, der ihm Jahre nicht passiert ist und fatale Folgen hat. Ab geht die Post der Gäste in Überzahl, bis Yorbe Vertessen unbedrängt das 1:2 einklinkt (58.).
Elfmeter nach Videobeweis hält den 1. FC Union im Spiel
Selbst beim 2:2 durch Robin Knoche setzt allen Rot-Weißen das Herz kurzzeitig aus. Nach Handspiel von Christian Burgess gibt’s Elfmeter. Der Abwehrchef, der in Europa gegen Malmö, Braga und Ajax Amsterdam vom Punkt verwandelt hat, scheitert an Moris, haut den Nachschuss aber rein (69.). Durchatmen und neu Luft holen!
Doch nur für Sekunden. Aus einem Angriff der Eisernen geht’s im Eiltempo in die andere Richtung. Es ist ein Konter wie aus dem Lehrbuch, erst kommt Diogo Leite einen Schritt zu spät, dann Knoche. Am Ende der Kette hat Boniface mit dem 2:3 (72.) keinerlei Problem. Eisiger kann das Wechselbad der Gefühle kaum sein, nimmt mit dem späten 3:3 durch Joker Sven Michel (89.) dennoch ein halbwegs chancenreiches Ende.