Trainer Urs Fischer war mit der ersten Halbzeit des 1. FC Union gegen Stuttgart nicht zufrieden und warnt seine Profis vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale bei Eintracht Frankfurt. 
Trainer Urs Fischer war mit der ersten Halbzeit des 1. FC Union gegen Stuttgart nicht zufrieden und warnt seine Profis vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale bei Eintracht Frankfurt.  Matthias Koch/imago

Langsam, so scheint es, schweben die Träume in Köpenick nahezu ungebremst in den siebten Himmel. Trotzdem stellen sich angesichts vom jüngst gefestigten Platz 3 in der Bundesliga und dem heutigen Auftritt im Viertelfinale des DFB-Pokals bei Eintracht Frankfurt immer wieder diese Fragen: Ist der 1. FC Union wirklich so gut? Oder ist die Konkurrenz so – naja, schlecht wäre der ganz und gar falsche Ausdruck – instabil, wechselhaft, vielleicht auch nur nicht ganz so vom Glück geküsst wie die Eisernen?

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Wahrscheinlich gibt es nicht nur die eine Wahrheit. Die Männer aus der Alten Försterei sind gut. Sie sind sogar sehr gut. Sie sind so verdammt gut, dass niemand sie so lange so weit oben, dazu so unbeeindruckt und unaufgeregt, erwartet hätte. Womöglich nicht einmal sie selbst. Andererseits legt das eine oder andere Team, das den Eisernen auf den Fersen klebt, beim Punkten eine kleine Pause ein, die wie bei Pokalgegner Frankfurt mit fünf Spielen ohne Dreier schon so etwas wie ans Eingemachte geht. Auch die Rot-Weißen hatten solche Phasen. So rappelte es mit dem 0:0 gegen Schalke, dem 0:3 in München, dem 0:0 gegen Köln und dem 1:1 in Wolfsburg vier Spiele in Folge auch nicht in der Punkte-Kiste. Zumindest nicht nachhaltig, selbst wenn das in diesem Spieljahr die längste Serie ohne Sieg war. Das kratzte vielleicht ein klein wenig am Gemüt, bleibende Schäden hinterließ es nicht die Spur.

Der 1. FC Union zwischen Größenwahn und Realität 

Inzwischen jedoch ist es so, dass trotz aller Bodenhaftung die Ansprüche gestiegen sind, und zwar nicht nur im Fanblock. Wer zwischen Punktspielen, Pokal und zehn Auftritten in Europa so bravourös balanciert ist wie das Team um Kapitän Christopher Trimmel und Torjäger Sheraldo Becker, um Abwehr-Haudegen Robin Knoche sowie Zerstörer-Aufbauer-und-alles-Zuläufer Rani Khedira, dem ist fast die Quadratur des Kreises zuzutrauen. Es ist ein Spagat der Himmelsstürmer. Ist das schon Größenwahn oder doch nur gelebte Realität?

Vor rund zwei Wochen besiegte der 1. FC Union Eintracht Frankfurt in der Bundesliga. Jetzt soll auch im DFB-Pokal gejubelt werden. 
Vor rund zwei Wochen besiegte der 1. FC Union Eintracht Frankfurt in der Bundesliga. Jetzt soll auch im DFB-Pokal gejubelt werden.  Jan Huebner/imago

Aber Achtung! Die Eisernen stehen vor ihrer Woche der Wahrheit. Da ist heute der Pokal und am Sonnabend der Liga-Gipfel in Dortmund. Doch eins nach dem anderen. Der Pokal ist schön, der Pokal ist wichtig, zugleich bleibt er der schnellste Weg ins internationale Geschäft. Drei Siege noch, schon ist man dabei. Das gilt gleichermaßen für alle acht Viertelfinalisten, auch für Zweitligist Nürnberg und Liga-Schlusslicht Stuttgart, von denen aus ihrem direkten Duell einer zwingend ins Halbfinale stößt. Dass das Team von Trainer Urs Fischer Pokal kann, hat es längst bewiesen. Seit die Eisernen in der Bundesliga mitmischen, haben sie in vier Versuchen dreimal das Viertelfinale erreicht. Das ist, bei allem Respekt, in diesem Zeitraum nicht einmal den Bayern gelungen und auch Dortmund nicht.

Achtung, 1. FC Union: Die Eintracht kann K.o.-Spiele!

Alle in Köpenick sehnen nun auch hier den nächsten Schritt herbei, dass es nach einem Halbfinale, in dem es im vorigen Frühjahr das Stoppsignal gab, auch mal ins Finale geht. Wie 2001 mit dem Jahrgang um Sven Beuckert und Ronny Nikol, Tom Persich und Steffen Menze, Chibuike Okeke und Daniel Teixeira. Allerdings liegt die Latte mit Eintracht Frankfurt derart hoch, dass sie schnell auch gerissen werden kann. Geht es nämlich in K.o.-Spiele, sind die Hessen nicht nur auf Augenhöhe mit den Köpenickern, sondern sogar ein wenig über ihnen.

Nach ihrem Triumph in der Europa League vor gut einem Jahr, der allein schon sensationell anmutet und mit dem sie einen Startplatz in der Champions League eroberten, traute ihnen in der Königsklasse gegen Tottenham, Sporting Lissabon und Olympique Marseille kaum jemand das Überwintern zu. Und doch glückte es. Außerdem waren es nicht die Bayern, gegen die es für die Männer aus Köpenick in dieser Saison die erste Liga-Niederlage gab, sondern das Team um den späteren französischen Vizeweltmeister Randal Kolo Muani und den 2014er-Weltmeister Mario Götze.

1. FC Union hat mit Eintracht Frankfurt noch eine Rechnung offen

Zudem haben die Frankfurter mit den Rot-Weißen noch ein Hühnchen zu rupfen. Nach ihrem 0:2 um Punkte in der Alten Försterei unmittelbar vor der jüngsten Länderspielpause hatte Eintracht-Trainer Oliver Glasner etwas von Rumpelstilzchen. „Wir haben es defensiv verkackt“, sagte er, das zweite Gegentor, das im Kevin-Duell von Behrens durch die Hosenträger von Gäste-Keeper Trapp, „hat ja mal gar nichts mit Fußball zu tun“, schließlich habe Union gezeigt, „wie man ohne Torchance ein Spiel gewinnen kann“.

Es könnte sein, dass es für die Eisernen auch diesmal zu keiner Torchance reicht, sie aber trotzdem weiterkommen. Das soll im Pokal durchaus möglich sein. Wenn nicht, findet vielleicht wenigstens Oliver Glasner zu seiner inneren Mitte zurück. 

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