An Frederik Rönnow (r.) lag es nicht, dass der 1. FC Union am Donnerstag in der Europa League rausgeflogen   ist.
An Frederik Rönnow (r.) lag es nicht, dass der 1. FC Union am Donnerstag in der Europa League rausgeflogen ist. Imago/ Belga

Eigentlich steht er so gar nicht für das, was Danish Dynamite so ausmacht. Fredrik Rönnow, Nummer 1 im Gehäuse des 1. FC Union, ist eher ein ruhiger Vertreter seiner Zunft. Cool und gelassen. Nordish by nature. Wie man sich an diesem Sonntag beim wegweisenden Kick gegen Eintracht Frankfurt wieder bestaunen kann (15.30 Uhr/Dazn). Doch dass der 30-Jährige, den die Natur mit einem Gesicht eines frühen Twens ausgestattet hat, auch anders kann, musste Jamie Leweling beim 0:3 in Brüssel gegen  Union Saint-Gilloise in Erfahrung bringen.

Es war, wie Rani Khedira auch das gesamte Spiel bezeichnete, nicht Union-Like. Rönnow explodierte nach dem 0:3, dass Leweling mit einem Dribbling zu viel und einem gelungenen Abspiel zu wenig eingeleitet hatte. Rönnow stürmte aus seinem Sechzehner und fauchte den Unglücksraben lautstark an. Für gewöhnlich nehmen die Eisernen einander in den Arm und spenden Trost nach offensichtlichen Fehlern.

Diese Szene hatte also Seltenheitswert. Und ist trotzdem nicht zu hoch zu hängen. Rönnow, seit einigen Wochen der einzige Kicker des 1. FC Union, der so etwas wie Normalform – oder gar ein bisschen mehr – hat, explodierte halt einfach mal. Also doch Danish Dynamite!

Fischer hätte sich den Hallo-Wach-Effekt für den 1. FC Union früher gewünscht

„Ich hätte mir fast gewünscht, dass das früher gekommen wäre und nicht erst nach einem 0:3“, hätte Trainer Urs Fischer sich einen Hallo-wach-Effekt davon versprochen. Grundsätzlich hängen geblieben sei aber nichts. Leweling und Rönnow hätte sich hinterher ausgetauscht, verriet der Schweizer Fußballlehrer. So etwas gehöre zum Fußball halt auch mal dazu. 

Grundsätzlich ist Fischer mit seiner Nummer eins hochzufrieden. „Ich würde ihn als sehr solide beschreiben. Das  wirkt sich auf die gesamte Mannschaft aus und gibt dir den entsprechenden Rückhalt. Er hatte Spiele mit dabei, wo er uns Punkte gerettet hat. In seiner Entwicklung hat er davon profitiert hat, dass er Minuten und einen gewissen Rhythmus bekam und von Verletzungen verschont geblieben ist. In den Jahren zuvor hat ihn das immer wieder zurückgeworfen“, so Fischer.

Gerade gegen dieses Verletzungspech hatte ja seinerzeit bei den Hessen dafür gesorgt, dass die Eintracht Kevin Trapp zurückgeholt hatte und Rönnow über dem Umweg über Schalke in Köpenick anheuerte. 

Auch an diesem Sonntag wird es gegen die Eintracht wieder auf Mr. Zuverlässig ankommen. Rönnow, der sich in der Liga in 20 Spielen siebenmal eine weiße Weste bewahren konnte – nur Dortmunds Gregor Kobel mit acht, Wolfsbugrs Koen Casteels mit neun und Freiburgs Mark Flekken mit zehn gegentorlosen Spielen sind da im Ranking etwas besser unterwegs –, muss seinen Teil dazu beitragen, dass die Hessen auf Distanz gehalten werden, ehe er in der anstehenden Länderspielpause zur dänischen Nationalelf aufbricht.

Rönnow beim 1. FC Union klar gesetzt, in Dänermark Nummer zwei hinter Schmeichel

Dort hat er natürlich das bekannte Problem. Obwohl im besten Torwart-Alter wird es für Rönnow im Nationalteam bei den  EM-Qualifikationsspielen gegen Finnland (Donnerstag in Kopenhagen) und dann am Sonntag in Kasachstan in Astana wie bei der WM in Katar wieder nur  zu einem Bankplatz reichen.

Seit seinem Debüt am 31. August 2016 in seiner Heimatstadt Horsens sind lediglich sieben weitere Länderspiele gefolgt. Das Schicksal eines Keepers, wenn ein Denkmal vor ihm steht. Dieses hört auf den Namen Kasper Schmeichel und ist Sohn der Torhüter-Legende Peter Schmeichel.

Der Vater spielte viele Jahre bei Manchester United, gewann gegen den FC Bayern 1999 im legendären Finale zu Barcelona die Champions League (Mutter aller Niederlagen). Schmeichel Jr. war zuletzt elf Jahre bei Leicester City und Teil des Sensationsmeister-Teams von 2016 , von wo er im Sommer des Vorjahres in die französische Ligue 1 zu OGC Nizza wechselte. 

Fischer glaubt dennoch, dass Rönnow diese Reise guttun wird. Auch wenn Pausen wichtig wären, aber „ein anderer Trainer, eine andere Ansprache, all das kann ja auch im Kopf einiges frei machen“, so der 57-Jährige. Gänzlich frei wäre Rönnow sicherlich, wenn er sich am Sonntag die Null Nummer acht krallt und vorne die Kollegen eine Bude machen.

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