Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigt dem Mainzer Trainer Bo Svensson die Rote Karte.
Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigt dem Mainzer Trainer Bo Svensson die Rote Karte. Eibner-Pressefoto/Imago

Knallt es am Sonnabend in der Alten Försterei auch so wie am Mittwoch im Pokal in Mainz? Rastet Bo Svensson, der Trainer des FSV Mainz 05, in Köpenick genauso aus wie beim 0:4 gegen den FC Bayern, als ihm Schiedsrichter Deniz Aytekin die Rote Karte zeigte? Jetzt kommt Spiel eins nach dem Feldverweis. Die Augen in Köpenick werden mit Sicherheit auf Schiedsrichter Florian Badstübner und den dänischen Coach der Rheinhessen gerichtet sein.

Was war passiert? Der Däne, der in der Vergangenheit schon häufiger mit den Unparteiischen aneinandergeraten ist, wütete am Mittwoch im Pokalachtelfinale an der Seitenlinie vor sich hin, nutzte unflätige Worte. Weshalb der Vierte Offizielle Martin Petersen seinen Chef Aytekin in der Mitte benachrichtigte. Daraufhin gab es prompt den Platzverweis für Svensson. Überzogen? Korrekt? 

„Er hat lautstark gefragt, ob wir blind sind. Das geht nicht, wir halten viel aus, das ist auch alles in Ordnung. Aber beleidigen lassen wir uns nicht, da ist die Grenze für mich erreicht.“ Die Schiedsrichter seien „nicht die Mülleimer der Nation, das geht nicht“, so der Fifa-Schiedsrichter. 

Christian Streich stärkt Aytekin den Rücken

Ob richtig oder nicht – Freiburgs Trainer Christian Streich versteht die ganze Aufregung nicht. „Ich wüsste jetzt noch ein paar schlimmere Beleidigungen, aber die sag ich nicht. Jeder hat halt seinen mentalen Zustand. Mal ein bissele so, mal ein bissele so. Du triffst nicht am jedem Tag die gleiche Entscheidungen“, kommentierte der 57-Jährige die fragliche Szene.

Dann verriet er sogar noch ein kleines Berufsgeheimnis. „Man trifft, je nach Zustand, sehr unterschiedliche Entscheidungen. Es gibt eine interessante Studie: Gegessen oder nicht gegessen, mit Hunger Urteile fällen oder mit vollem Bauch. Deshalb komme ich auf keinen Fall mit Hunger zu einer Pressekonferenz. Und det hätt was, ich meine ja nur, es ist tatsächlich so, du triffst bei gleichem Sachverhalt völlig unterschiedliche Entscheidungen je nach Gemütsverfassung“, meinte der dienstälteste Trainer der Bundesliga und hatte die Lacher auf seiner Seite. 

1. FC Union: Fischer zeigt Verständnis für Svensson

Dann sprang er dem Unparteiischen zur Seite: „Das geht dem Herrn Aytekin auch so. Auch wenn er sehr, sehr gut ist. Ich brauch das jetzt nicht zu sagen, denn das weiß er, dass er ein sehr, sehr guter Bundesliga-Schiedsrichter ist. Aber jeder ist da so. Das eine Mal ist es einem zu viel. Das andere Mal sagt man, es ist okay.“ Mit anderen Worten, an einem seiner besseren Tage hätte Aytekin großzügig über die Szene hinweggesehen. 

Svensson selber rechtfertigte sich am Tag nach dem Kick gegen den Rekordmeister für die seiner Meinung nach überzogene Strafe. „Ich habe keine Schimpfworte benutzt“, meinte der 43-Jährige. Die fällige Strafe gilt übrigens nur in dem jeweiligen Wettbewerb. Deshalb wird Svensson in der Alten Försterei die Rheinhessen coachen können.

Zuspruch gab es für ihn ausgerechnet aus Köpenick von Urs Fischer, dem Trainer des 1. FC Union. Ob er ausschließen könne, dass ihm so etwas auch mal widerfahre, wurde der Schweizer Fußballlehrer gefragt. Der ist ja in der Regel an der Seitenlinie eher ein Eisblock denn ein Vulkan.

Fischer zeigte Verständnis für den Kollegen. „In der Hitze des Gefechts kann das jedem passieren. Ich habe gelesen, was er angeblich gesagt hat. Aber ohne Schiri geht es nicht. Ich habe in meiner Karriere auch schon Dinge gesagt, die ich besser nicht gesagt hätte. Vielleicht hatte ich auch das Glück, dass sie nicht genau hingehört haben. Oder ich habe das auf Schwizerdütsch gemacht und es hat keiner verstanden. Für mich entscheidend ist, dass sie sich hinterher die Hand gegeben haben und dass das erledigt ist.“

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