Bochums Ivan Ordets tritt Unions Janik Haberer kaputt.
Bochums Ivan Ordets tritt Unions Janik Haberer kaputt. Imago/Matthias Koch

Urs Fischer gehört normalerweise nicht zu den Vertretern seiner Zunft, die sich nach Niederlagen am Schiedsrichter reiben. Oder dessen Wirken und Fehler als Grund für eine Pleite vorschieben. Folglich machte der Schweizer Fußballlehrer das 1:2 bei Schlusslicht VfL Bochum – das klassische Union-Aufbauhelfer-Syndrom – nicht an Fifa-Referee Deniz Aytekin fest. Das hätten die Eisernen sich selbst zuzuschreiben, weil sich der 1. FC Union vom Revierklub habe „auffressen“ lassen. Doch Fischer fand nach dem Abpfiff der Partie mehr als deutliche Worte zum rücksichtslosen Einsteigen von Bochums Ivan Ordets gegen Janik Haberer.

Die Leihgabe von Dynamo Moskau wurde für den Ex-Freiburger zu Ivan dem Schrecklichen. Am linken Strafraumeck setzte er zu einer Blutgrätsche an und erwischte Unions Mittelfeldspieler voll am Knöchel. Ein Foul mit Folgen. Denn Haberer musste wenig später den Platz verlassen. Und für die 1,95 Meter große Abwehrkante gab es – nur Gelb!

Was Fischer verständlicherweise auf die Palme brachte. „Ich habe mir die Szene angeschaut und da gibt es nur eine Meinung: Aus meiner Sicht ist das eine Rote Karte“, so der Chefcoach des 1. FC Union bei DAZN und ergänzte: „Mit einem solchen Tempo, offener Sohle und gestrecktem Bein, da gibt es für mich keine zwei Meinungen. So darf man nicht in den Zweikampf gehen.“

1. FC Union: VAR-Chef Drees verteidigt nur Gelb

Ein Feldverweis hätte den Charakter der Partie ändern können. Mit nur zehn Mann wäre es den Hausherren sicherlich nicht so einfach gefallen, die Eisernen so zu stressen, wie am Sonntag geschehen. Womit nicht gesagt ist, dass der 1. FC Union gewonnen hätte. Aber ein Auswärtspunkt wäre dann sicherlich drin gewesen.

Dass VAR-Chef Dr. Jochen Drees die Szene gegenüber dem übertragenden Sender verteidigte, steht auf einem anderen Blatt. „Er trifft den Gegner mit links am Knöchel und befördert den Ball mit rechts ins Aus. Trefferhöhe und Ballorientierung sprechen nur für ein rücksichtsloses Foul, von daher regeltechnisch noch mit Gelb zu bewerten“, sagte Drees. Die knifflige Entscheidung von Aytekin sei im Rahmen seines Ermessens-Spielraums gewesen. Folglich habe der VAR nicht eingreifen dürfen.

Unions Trainer Urs Fischer war nicht erbaut davon, dass Janik Haberer sich bei einem rüden Foul eine Verletzung zugezogen hatte.
Unions Trainer Urs Fischer war nicht erbaut davon, dass Janik Haberer sich bei einem rüden Foul eine Verletzung zugezogen hatte. Imago/RHR-Foto

Nun ja. Mag ja stimmen. Doch entspricht das eher weniger dem Grundgedanken, warum der Kölner Keller einstmals installiert wurde. Fischer selber hatte sich im weiteren Verlauf des Abends dann wieder etwas beruhigt:„ Ich will aber nicht über die Leistung des Schiedsrichters diskutieren, weil er das Spiel gut geleitet hat, aber bei dieser Aktion lag er falsch.“

Haberers Einsatz für den 1. FC Union gegen Braga fraglich

Man muss bei dieser Szene dem aus der Ukraine stammenden Abwehrspieler nicht mal zwingend Vorsatz zur Verletzung unterstellen. Aber mit seiner rustikalen Grätsche hat er das billigend in Kauf genommen. Da nützte auch seine Entschuldigung hinterher bei Haberer wenig.

Denn auch wenn die Verletzung offenbar nicht ganz so schlimm sein soll, ein Ausfall des eisernen Mittelfeldmotors für das so wichtige Europa-League-Spiel am Donnerstag gegen Sporting Braga (18.45 Uhr/RTL+) ist wahrscheinlich.

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