Union-Kolumne
Neue Erfahrung für Unions Jaeckel: Was Paulchen nicht lernt …
Für den eisernen Verteidiger war das Spiel beim FC Bayern München eine Lehrstunde, aus der er viel mitnehmen sollte.

Mittlerweile hat es sich rumgesprochen, dass der 1. FC Union auf Erfahrung setzt. Zwar war beim 0:4 jüngst in München mit Christopher Trimmel der Oldie der Oldies nicht dabei, aber auch ohne den 35-jährigen Kapitän brachten es die Eisernen in der Startelf auf einen Altersdurchschnitt von 27,9 Jahren. Damit übertrafen die Köpenicker die Bayern, obwohl auch die mit Manuel Neuer (35), Robert Lewandowski (33) und Thomas Müller (32) über geballte Routine verfügten, um mehr als zwei Jahre.
Bis dahin ist es für Paul Jaeckel, von den Erfolgen ganz zu schweigen, noch ein weiter Weg, und den Anspruch, Weltmeister zu werden wie Bayerns Torhüter und dessen Uralt-Spezi Müller oder Weltfußballer wie Münchens Tormaschine, hatte er als Kind so wie jeder Bub, der sich mit dem Ball beschäftigt.
Paul Jaeckel Unions Benjamin
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Inzwischen sollten die Träume Platz gemacht haben für die Realitäten, auch wenn der Abwehrspieler mit seinen 23 Jahren schließlich noch ziemlich am Anfang seiner Karriere steht. Auf jeden Fall war Jaeckel, bis der 22-jährige Andras Schäfer eingewechselt wurde, der jüngste Spieler in seinem Team.
In bester Erinnerung wird der Benjamin die Partie in Fröttmaning nicht behalten. Am liebsten wird er sie vergessen wollen, obwohl sie ihn noch manche Nacht beschäftigen wird. Denn zu seinen Glanzleistungen zählt sie nicht. Das ist nicht weiter schlimm, so etwas passiert selbst denjenigen, zu deren Repertoire ein Ballverlust oder ein verlorener Zweikampf sonst nicht gehören. Schließlich hatte Jaeckel es nicht mit irgendwelchen Anfängern zu tun, sondern er spielte gegen die Creme, die seit Jahren in der Bundesliga die Titel abräumt.
Unions Paul Jaeckel muss noch lernen
Nun ist Alter schon lange kein Kriterium für die Klasse eines Fußballers. Dass Paul Jaeckel trotzdem noch eine Menge lernen muss, um auch gegen die Besten mitzuhalten, war ihm natürlich vorher klar, wurde ihm aber spätestens in den Duellen mit und gegen Lewandowski und Kingsley Coman und bei den durchaus vermeidbaren Gegentoren fast schon in aller Brutalität und Schonungslosigkeit vor Augen geführt.
Weit gebracht hat Jaeckel es dennoch, keine Frage. Jeder, der es in die Bundesliga schafft, wird einer Sehnsucht gerecht. In 21 Spielen schon war der Defensivmann in der höchsten Spielklasse dabei, denn zu den 18 für die Eisernen kommen weitere drei für den VfL Wolfsburg. Damals war er gerade 19 und sein Himmel hing wahrscheinlich noch viel mehr voller Geigen als jetzt, zumal sich die Tür für einen, der in den verschiedenen Nachwuchsteams des DFB zehn Länderspiele bestritt, bereits einen Spalt geöffnet hat.
Paul Jaeckel spielte für den FC Stahl in Eisenhüttenstadt

Andererseits ist nicht jeder mit 19, und auch nicht mit 23, Weltmeister wie 2018 Kylian Mbappé, Benjamin Pavard und Lucas Hernandez, wie vier Jahre zuvor Christoph Kramer, André Schürrle und vor allem Mario Götze, oder wie wieder vier Jahre zurück Gerard Pique, Sergio Busquets und Cesc Fabregas, ganz zu schweigen von Pelé, der es mit 21 schon zweimal war.
Die allermeisten werden es nie, und manche ganz Große, so Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, kriegen die Hand auch nicht an den World Cup. Der Argentinier jedenfalls wird, wenn das Turnier in Katar steigt, bereits 35 sein, und der Portugiese ist sogar 37. Viele Gelegenheiten werden sie nicht mehr bekommen.
So denkt Paul Jaeckel nicht und so sollte er auch nicht denken. Gut Ding will in den meisten Fällen wirklich Weile haben. Der Junge, der einst vom FC Stahl in Eisenhüttenstadt in die große Fußballwelt gezogen ist, bestreitet gerade seine erste richtige Saison dort, wo sie eigentlich alle hinwollen.
Urs Fischer vertraut Paul Jaeckel
Dass es dort nicht zugeht wie auf einem Ponyhof oder wie in der Brandenburgliga, wo sein Heimatverein als Tabellenvorletzter mal wieder gegen den Abstieg kämpft, ist völlig klar. Sie alle dort kennen Robert Lewandowski lediglich aus dem Fernsehen, ihr ehemaliger Mitspieler kennt den Polen aus nächster Nähe, auch wenn er manchmal noch etwas näher hätte dran sein sollen.
Dass es Jaeckel besser kann als in München, das weiß er selbst gut genug. Auch Urs Fischer, der Trainer, kennt ihn als einen, der als Fußballer (und hoffentlich nicht nur als solcher) im lernfähigen Alter ist. Es sagt sich oft ziemlich leicht, dass man aus Fehlern oder Niederlagen, so gern man beides auch vermeiden möchte, mehr lerne als aus Siegen.
Oder etwas abgewandelt: Was Paulchen nicht lernt, lernt Paul nimmermehr. Insofern haben die 90 Minuten in München viel gebracht für den Verteidiger, und er wird sie, vielleicht mit etwas Abstand, als das betrachten, was sie waren: eine Lehrstunde. Nur sollte die, die Erfahrung lehrt es, auf diesem Niveau nicht zu häufig passieren.
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