Unions Florian Hübner vom Rassismusverdacht freigesprochen
Aber wegen unsportlichen Verhaltens wird der 29-Jährige für zwei Spiele gesperrt. Verfahren gegen Cedric Teuchert komplett vom Tisch.

Es hatte ihn schwer beschäftigt. Doch endlich ist es vom Tisch. Von wegen rassistische Entgleisung: Florian Hübner wurde vom DFB-Kontrollausschuss in dieser Causa entlastet, aber ganz ungeschoren kommt der Innenverteidiger nicht davon. Wegen unsportlichen Verhaltens wird ihm eine Geldstrafe von 20.000 Euro sowie eine Sperre von zwei Spielen aufgebrummt. Damit fehlt er den Eisernen am Wochenende in Augsburg und eine Woche später im Heimspiel gegen Mönchengladbach. Aber das Verfahren gegen Cedric Teuchert wurde eingestellt.
Erstmals seit den Vorwürfen, die Jonathan Tah nach dem 1:0 des 1. FC Union gegen Bayer Leverkusen in die Welt gesetzt hatte, spricht Hübner selber über den Vorfall. „Ich bin froh, dass die Angelegenheit erledigt ist und schnell einen Abschluss gefunden hat. Ich habe einen Fehler gemacht, indem ich mich überhaupt in die Auseinandersetzung der Leverkusener Mannschaft mit dem Schiedsrichter eingelassen habe“, wird der 29-Jährige in einer Pressemittelung der Köpenicker zitiert.
Ich habe einen Fehler gemacht.
Unions Florian Hübner
Alles Trashtalk also. Nicht ganz fein, aber leider branchenüblich. Dennoch weiß der gebürtige Wiesbadener, dass er nicht ganz unschuldig an der Eskalation der Situation war und zeigt sich reumütig. „Für mein Verhalten in der verbalen Auseinandersetzung mit dem Leverkusener Spieler Nadiem Amiri bin ich zu Recht bestraft worden. Von grundlegender Bedeutung ist für mich, dass das Sportgericht und der DFB davon ausgehen, dass ich selbst zuvor verbal attackiert worden bin und dass meine Äußerungen nicht diskriminierend oder in irgendeiner Weise rassistisch waren. Wie vom Sportgericht dargelegt, war mein Verhalten in dieser Situation einfach unsportlich und ich hätte mich raushalten müssen.“
Tagelang hatte sich Hübner üblen Anfeindungen im Netz und in manchen Medien ausgesetzt gesehen, für die angeblich von ihm stammenden Worte „scheiß Afghane“. Die sind nach DFB-Erkenntnissen nie gefallen! Da wären eigentlich ein paar Entschuldigungen fällig, so wie sich Hübner unmittelbar nach der Partie beim deutschen Nationalspieler Amiri entschuldigt hatte.
Hübner, dessen Ehefrau Reshma Shah indische Wurzeln hat, wurde noch ausführlicher: „Meine Familie und ich stehen aus tiefster Überzeugung für Toleranz und Respekt. Jede Art von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung wird von uns zutiefst verabscheut. Mit Amiri habe ich mich ausgesprochen und wir haben alles bereinigt. Dazu gehört auch, dass man gegenseitig einen Fehler eingesteht.“
Damit ist diese Ungewissheit vom Tisch und der Vorwurf entkräftet. Auch der Fall Cedric Teuchert hat sich erledigt. Ein möglicher Verstoß gegen die DFB-Rechts- und Verfahrensordnung für den Satz „Chill mal, Alter, wir sind hier in Deutschland“ gegenüber Leverkusens Leon Bailey, der sich nach einem Foul von Robert Andrich nicht aufhelfen lassen wollte, wurde nicht gesehen. Ein Fehlverhalten lag für den DFB nicht vor.
Teuchert muss auf seine Wortwahl achten
Dass dem Matchwinner gegen Bayer dennoch empfohlen wurde, sich künftig seiner Wortwahl besser bewusst zu sein, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Vielleicht hätte man da erst gar kein Verfahren einleiten müssen? Oder kommt es den Regelhütern in Frankfurt am Main womöglich darauf an, dass das englische Verb chillen – weitverbreitete Jugendsprache heutzutage übrigens – doch besser durch ein germanisches „Entspann dich“ zu ersetzen sei? Entschuldigung, kleiner Scherz. In der Hitze des Gefechts rausgerutscht.
Apropos Entschuldigung. Union-Boss Dirk Zingler konnte sich in dieser ernsten Angelegenheit – und das ist Rassismus nun einmal, der hat in dieser Gesellschaft nichts zu suchen – einen Seitenhieb gen Leverkusen nicht verkneifen. „Dass es auf dem Platz von beiden Seiten Beleidigungen gab, ist äußerst bedauerlich und absolut unnötig. Sich dafür öffentlich zu entschuldigen, zeugt von Größe und Verantwortungsbewusstsein. Beides hätte ich mir auch von der anderen Seite gewünscht“, so der Präsident der Köpenicker.
Bleibt leider nur eine Frage noch offen: Was hat Jonathan Tah geritten, nach dem Schlusspfiff diese Keule rauszuholen?