Max Kruse spielte eine starke Saison für den 1. FC Union.
Max Kruse spielte eine starke Saison für den 1. FC Union. Imago/Mis

Bei seinem letzten Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft war Max Kruse 27 Jahre alt und spielte beim VfL Wolfsburg. Nun, sechs Jahre älter und inzwischen bei Union Berlin unter Vertrag, könnte der Stürmer mit dem Näschen für besondere Momente wieder ein DFB-Trikot tragen – und das wäre nichts weiter als eines der größten Nationalmannschafts-Comebacks der deutschen Geschichte.

Max Kruse flog nicht wegen der Leistung aus der Nationalmannschaft

Denn es hatte keineswegs Leistungsgründe gehabt, dass Unions Bessermacher Max Kruse im Frühjahr 2016 aus der Nationalmannschaft geworfen wurde. Zuvor hatte der gebürtige Reinbeker vier Tore in 14 Länderspielen gemacht – auch in seinem letzten Spiel, dem 2:1 in der EM-Qualifikation gegen Georgien, traf er. Die Gründe lagen in seinem persönlichen Betragen.

Eigentlich war Kruse bereits für die Länderspiele gegen England und Italien nominiert, doch dann machte ihm ein Vorfall im Berliner Nachtleben einen Strich durch die Rechnung. In einem Club in Berlin soll er einer Journalistin das Handy weggenommen haben, nachdem die ihn mehrfach fotografiert hatte. Dazu kam: Nur wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass Kruse 75.000 Euro in einem Berliner Taxi vergessen hatte. Zu viel für Löw!

Max Kruses letzter Auftritt im DFB-Trikot: Im Herbst 2015 schoss er das Siegtor gegen Georgien. 
Max Kruses letzter Auftritt im DFB-Trikot: Im Herbst 2015 schoss er das Siegtor gegen Georgien.  Imago

Bundestrainer Jogi Löw beendete Max Kruses Nationalmannschaftskarriere

Der damalige Bundestrainer zog die Reißleine und warf Kruse aus dem Kader für die beiden Spiele. „Schon vergangene Woche habe ich Max Kruse klar gesagt, was ich von ihm erwarte, sowohl auf als auch neben dem Platz. Ich möchte Spieler, die sich auf den Fußball und die EM konzentrieren, auch zwischen den Spielen.“

Für Kruse blieb die Tür zur Nationalmannschaft trotz immer wieder aufflackerndem Stürmermangel zu. Doch bei Olympia ticken die Uhren anders und so könnte es zum wohl größten DFB-Comeback aller Zeiten kommen. Noch nie ist ein deutscher Nationalspieler nach einem disziplinarischen Rauswurf noch einmal im DFB-Trikot aufgelaufen: nicht Kevin Kuranyi, der in der Halbzeit eines Spiels von der Tribüne floh, nicht Stefan Effenberg nach seinem Mittelfinger-Gruß an die Fans noch Toni Schumacher, lediglich Bernd Schuster gelang in den 1980er-Jahren ein ähnliches Kunststück – allerdings ohne großes Turnier.

Doch Max Kruse gelingt dieses Kunststück nun! Nach einem starken Jahr bei Union Berlin mit elf Toren und fünf Vorlagen in 22 Spielen ist der inzwischen 33-Jährige bei Olympia in Tokio dabei. 18 Spieler und vier potenzielle Nachrücker muss Auswahltrainer Stefan Kuntz bis zum Freitag bestimmen. Dass Kruse zum Aufgebot gehören wird, hatte er schon durchklingen lassen.

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Der Eiserne Unterschiedspieler hat große Lust auf das Turnier. „Fußballerisch hätte ich richtig Bock“, sagte Kruse bereits Anfang des Jahres. Zum Trainingsauftakt bei Union am Donnerstag fehlte Kruse bereits wegen des olympischen Turniers. Er wurde am Mittwoch im Hinblick auf die Reise mit dem Stoff von Johnson & Johnson geimpft und durfte daher nicht normal belastet werden. Union-Macher Oliver Ruhnert bestätigte die Abstellung Kruses. „Grundsätzlich ist es so, dass es immer ein Rückschlag ist, wenn Spieler in der Vorbereitung fehlen oder abgestellt werden“, sagte er dem KURIER. „Man muss daher abwägen, was besser ist. Wenn wir den Spielern etwas verbauen, was für sie ein individuelles Highlight wäre, tun wir keinem damit einen Gefallen.“