KURIER-Serie: Eiserne und Promis erzählen, wie sie Unions Saison erlebten

Köpenicker Sommermärchen: Wie DDR-Star Dirk Zöllner mit dem 1. FC Union fiebert

Wie das Sommermärchen, nur von Dauer: Für Musicaldarsteller Dirk Zöllner sind die Eisernen die „Tapete seines Lebens“.

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Sänger und Musicaldarsteller Dirk Zöllner kommt aus Köpenick und fiebert mit dem 1. FC Union mit.
Sänger und Musicaldarsteller Dirk Zöllner kommt aus Köpenick und fiebert mit dem 1. FC Union mit.Imago

Der 1. FC Union hat einen Meilenstein in seiner Vereinshistorie gesetzt: Rang 7 in seinem zweiten Jahr in der Bundesliga, als einziges Team gegen Bayern München nicht verloren, in letzter Sekunde den Vizemeister geputzt und die Play-offs für die Europa Conference League geschafft. Wegbegleiter, Haudegen von einst und Sympathisanten ziehen ihr ganz persönliches Fazit. Heute: Dirk Zöllner.

Als Fußballer würde Dirk Zöllner (59) sich selbst nicht durchgehen lassen. Dafür sei sein Talent nicht gut genug. „Ich kann ganz gut rennen“, sagt der Komponist und Musicaldarsteller, der mit seinem Körper gut kann und mit seiner Stimme noch besser, „aber mir fehlt das Filigrane. Das ist wie in der Musik. Da kann ich zwar Gitarre spielen, aber ich bin kein Virtuose. Deshalb bin ja auch Sänger.“

Trotzdem hält es der Musiker, seit seinen Jugendjahren auf den Bühnen der DDR und auch im Ausland in wechselnden Formationen unterwegs, mit den Fußballern – als Köpenicker natürlich mit denen des 1. FC Union. „Der ganz große Freak, was Taktik und so etwas angeht, bin ich nicht. Aber als einer, der hier wohnt und das ganze Drumherum mitbekommt und zu großen Teilen auch genießt, sehe ich mich durchaus als ein Teil davon.“

Erstmals in der Alten Försterei war Zöllner zu Zeiten von Wolfgang Matthies und Joachim Sigusch, von Karsten Heine und Lutz Hendel. „Das ist schon ziemlich lange her, aber seitdem bin ich dabei, seit jenen Jahren weiß ich, was da so alles abgeht, auch weil ich sehr lange in Köpenick gewohnt habe und nach einem Abstecher nach Karlshorst wieder etliche Jahre hier wohne und merke, was da alles passiert. Es ist wie eine Subkultur.“

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Dirk Zöllner erlebt Aufstieg in der Alten Försterei

Nicht immer ist der Künstler zu normalen Zeiten im Stadion, „auch weil ich an Spieltagen ja meist selbst im Einsatz bin“, dafür zu den besonders wichtigen, den für das Geschichtsbuch. „Zur Relegation gegen Stuttgart war ich mit meinem damals zweijährigen Sohn Ludwig da, auch die tagelangen Feiern habe ich hautnah miterlebt, weil ich gegenüber dem Rathaus Köpenick wohne und beobachten konnte, wie der Schiffskonvoi davor angelegt hat. So etwas bleibt haften, so etwas vergisst man nicht.“

Für den Troubadour („Dirk & Das Glück“), der selbst bei einem Union-Song („Wir sind Union“) mitgewirkt und den unter anderen Torsten Mattuschka eingesungen hat, sind die Fußballer wie Musiker, wie seine Band „Die Zöllner“. „Sie haben so etwas Verbindendes. Allein wenn ich Max Kruse sehe, er ist nicht nur ein verrückter Fußballer, er ist viel mehr, er ist eine Marke, ein Entertainer, eine tatsächlich verbindende Gestalt. Das macht den 1. FC Union doch aus.“

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Union für Zöllner „die Tapete meines Lebens“

Zöllner, der nicht nur von seiner Stimme lebt, sondern auch von seinen Ideen, mag diesen Stadtteilklub auch aus diesem Grund, weil der sich immer etwas einfallen lässt. „Meine Bewunderung gilt der Kreativität, die von diesem Verein ausgeht“, sagt er, „allein als sie in unmittelbarer Nachbarschaft der Alten Försterei ein Heim für Flüchtlinge eingerichtet haben, hat mich das sehr berührt.“ Die moralische Verbindung geht soweit, dass der Sänger den Verein auf seine Art „die Tapete meines Lebens“ nennt.

Natürlich vergleicht Zöllner die Fußballer ein wenig mit seinesgleichen. „Es gibt Technik, es gibt Kollegialität, es gibt auch Raffinesse. Es reicht eben nicht, wie ich längst festgestellt habe, schnell rennen zu können. Und es gibt im Fußball solche Momente, wo man einfach nicht hingucken kann, bei denen man die Hände vors Gesicht hält und vor lauter Spannung und Faszination hin und weg ist.“ Letztlich vergleicht der Troubadour dieses eiserne Spieljahr mit der WM 2006 in Deutschland. „Es ist wie damals, es ist wie das Sommermärchen. Mit dem Unterschied, dass wir diesen Zustand in Köpenick dauerhaft haben.“ 

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