Jede Sekunde engagiert an der Seitenlinie: Steffen Baumgart, Chefcoach des 1. FC Köln.
Jede Sekunde engagiert an der Seitenlinie: Steffen Baumgart, Chefcoach des 1. FC Köln. Imago/Revierfoto

Der Lieblingstrainer kommt. Also mal abgesehen von Urs Fischer. Wohl mit kaum einem anderen Bundesligacoach fühlen sie die Anhänger des 1. FC Union so verbunden wie mit Kölns Chefcoach Steffen Baumgart. Vor dem Aufeinandertreffen der Domstädter mit den Eisernen sprach der KURIER mit dem Kulttrainer der Geißböcke.

Mit welchen Gefühlen kommst du am Sonnabend in die Alte Försterei?

Steffen Baumgart: Inzwischen ist die Geschichte über mein spezielles Verhältnis zum 1. FC Union und Urs Fischer ja nicht mehr neu. Das weiß jeder, dazu ist alles geschrieben worden. Ich habe ein gutes Verhältnis zu Urs. Ab und zu schreiben wir miteinander. Und wenn wir Zeit haben, telefonieren wir auch mal. Und dass ich das verfolge, was da abläuft bei Union, das kann sich jeder vorstellen. Das werde ich auch noch in zehn Jahren so machen. Aber in Köpenick gibt es, glaube ich, nichts, was nicht schon jeder über mich und den 1. FC Union kennt oder irgendwie überrascht. Ich denke, es kann jetzt nur um meine Aufgabe als Trainer in Köln gehen.

In euren letzten Spielen habt ihr viel Aufwand betrieben, aber euch nicht belohnt.

Ja, das kann man so zusammenfassen. Aber die Wahrheit ist auch, dass wir es nicht geschafft haben, uns entscheidend durchzusetzen und nicht einfach nur Pech hatten. Wir haben zwei Spiele verloren, die wir nicht hätten verlieren müssen. Aber am Ende ist es nicht so, dass wir nicht wissen, warum wir die Spiele verloren haben. Das wäre Augenwischerei. Wir betreiben grundsätzlich viel Aufwand für unser Spiel, die Jungs arbeiten sehr viel und investieren alles, um erfolgreich zu sein.

Man kennt sich lange genug, kann man da den Gegner heutzutage noch überraschen oder wird es um Tagesform gehen?

Wenn es um Tagesform geht, ist Union seit vier Jahren in absoluter Tagesform. Wir sind weit davon entfernt, die Halbzeit in München als Maßstab zu nehmen. Oder die Niederlage in Leverkusen. Das hatte nichts mit Leistung oder Einstellung zu tun, sondern die Jungs waren einfach durch. Ansonsten spielt Union jedes Wochenende am Limit. Das heißt, selbst wenn du eine überragende Leistung bringst, heißt das nicht, dass du gewinnst. 

Baumgart weiß, dass man sich gegen den 1. FC Union kaum Fehler erlauben darf

Was muss also passieren aus Kölner Sicht?

Wir haben die letzten Spiele keinen Sieg gegen Union geholt, aber es war ja nicht so, dass wir in den Spielen immer die schlechtere Mannschaft gewesen sind. Dass Union trotzdem gewonnen hat, zeichnet ihre Spielweise aus. In den letzten Spielen haben wir uns die Dinger selbst reingehauen. Das müssen wir anders machen – im besten Fall weitestgehend fehlerfrei agieren.

Ist der Weg, den Fischer geht mit Union, ein Stück weit Vorbild für den 1. FC Köln?

Mit Vorbildern habe ich es nicht so, denn die Ausgangsposition ist eine andere. Wir können uns ja mal den Kader von Union angucken, also nicht nur die Anzahl, sondern auch die Spielerstruktur. Was das Alter angeht, die Qualität. Da werden wir mit Köln so schnell nicht hinkommen. Allein das spricht nicht dafür, dass man diesen Weg einfach so kopieren kann. Wir müssen unseren Weg gehen. Union geht seinen Weg. Mit einem klaren Plan und einer klaren Struktur. Auch manchmal überraschend, wer kommt, wer geht. Aber alles ist bisher aufgegangen. Auch wenn sie zuletzt Spieler abgegeben haben, hat das der Mannschaftsstruktur nicht geschadet. Das zeigt, dass bei Union richtig gut gearbeitet wird. Wenn bei uns zwei, drei Spieler ausfallen, rücken zum Teil U19-Jungs nach. Union hat sich Möglichkeiten erarbeitet durch den Erfolg, auch finanzielle Möglichkeiten.

Für Baumgart und den 1. FC Köln geht es nur um Punkte für den Klassenerhalt

Ihr wart ein bisschen unten drin, habt euch aber stabilisiert. Was soll noch passieren? Ist die Conference League noch drin? Platz sieben ist ja nicht so weit weg.

Wir leben im Hier und Jetzt. Wenn man sieht, dass wir die letzten beiden Spiele verloren haben und jetzt zu Union fahren, dann ist uns bewusst, in welche Richtung das gehen kann. Deshalb kann es für uns nur darum gehen, die Liga zu halten. Dafür müssen wir die nötigen Punkte holen und fangen erst gar nicht mit Träumereien an. .

Wird alles nicht einfach für Köln. Union muss ja jetzt nach dem Bayernspiel und dem Unentschieden gegen Schalke wieder in die Spur kommen.

Wir haben zwei Mal verloren, was wäre also wichtig für uns? In die Spur zu kommen? Für Union spricht die ganze Saison. Aus ergebnistechnischer Sicht müssen sie sicherlich punkten. Aber das wollen wir ihnen nicht zu einfach machen.

Was traust du Union am Ende zu? Rang vier hinter Bayern, Dortmund und Leipzig, also noch vor Frankfurt und Freiburg.

Wenn man die ganze Entwicklung betrachtet, sieht man, was möglich ist. Aber man sollte das Ganze sehr, sehr sachlich angehen.

Lesen Sie hier mehr über den 1. FC Union >>