Lennart Grill, am Sonnabend der Schlussmann beim 1. FC Union, vereitelt mit einem langen Bein eine Chance des VfB Stuttgart.
Lennart Grill, am Sonnabend der Schlussmann beim 1. FC Union, vereitelt mit einem langen Bein eine Chance des VfB Stuttgart. Matthias Koch/imago

Auf einmal war er mittendrin statt nur dabei. Lennart Grill, am Sonnabend beim 3:0 des 1. FC Union gegen den VfB Stuttgart unvermittelt im Tor der Eisernen stehend, stand da barfuß in seinen Badeschlappen. An seinem Gesicht war abzulesen, dass es für ihn die perfekte Woche gewesen war. Die am Dienstag im Pokal bei Eintracht Frankfurt (18 Uhr/Sky) vielleicht sogar weitergeht. Und er genoss dieses Gefühl in vollen Zügen.

Unter der Woche hatten die Eisernen das Leihgeschäft mit Bayer Leverkusen vorzeitig beendet und den 24-Jährigen fest verpflichtet. Nun konnte er gegen die Schwaben sein Können unter Beweis stellen. Nach der Pause sogar mehr als seinem Trainer Urs Fischer lieb gewesen wäre. Doch Grill hielt seinen Kasten rein. „Zu null ist immer wichtig für einen Torhüter“, strahlte der in Idar-Oberstein geborene Schlussmann.

Seine Gefühlswelt stand also quasi kopf. Am Freitag hatte sich sein Einsatz angedeutet nach dem Training, am Sonnabend musste Frederik Rönnow endgültig absagen mit muskulären Problemen. Fischer wollte kein Risiko eingehen und dann stand Grill tatsächlich in der Kiste. Unaufgeregt, cool und mit einer Riesenaktion mit rausgestelltem Bein gegen Tiago Tomas vor der Pause. Grill: „So etwas brauchst du, wenn du längere Zeit nicht gespielt hast, um reinzukommen.“

Grill freut sich über einen gelungenen Nachmittag mit dem 1. FC Union

Grill weiter: „Das waren turbulente Tage. Über die Festverpflichtung freue ich mich übertrieben. Denn es macht einfach Bock hier mit den Jungs, mit allen. Dass es jetzt so kam, dass ich gegen Stuttgart spielen konnte, war so ein bisschen das i-Tüpfelchen. Ich würde sagen – gelungen“, so Grill.

Ein bisschen war dieses Match auch die Entschädigung für seinen bisherigen Saisonverlauf. Viermal in dieser Spielzeit hatte er Rönnow vertreten dürfen in der Liga. Und kassierte nach seinem gelungenen Debüt beim 1:0 in Köln gegen Leverkusen, Augsburg und in Freiburg unmittelbar vor der WM-Pause insgesamt elf Gegentore. Ganze 17 hatten die Eisernen in den anderen 24 Ligapartien schlucken müssen.

Das erleichtert einem Schlussmann, der immer im zweiten Glied sein Dasein fristen muss, nicht zwingend den Arbeitsalltag. Zumal Grill wusste, dass er bei einigen Gegentoren auch nicht die beste Figur abgegeben hatte. „Zum Teil konnte ich damals auch schon was dafür. Aber es war insgesamt natürlich ein wenig unglücklich, weil bei uns allen irgendwie die Körner alle waren. Aber ich freue mich, wenn ich spielen kann und wenn es dann so läuft wie gegen den VfB, umso besser“, meinte Grill.  

1. FC Union: Grill wäre auch für ein Elfmeterschießen in Frankfurt bereit

Es könnte jetzt auch gleich die nächste Bewährungsprobe anstehen. Im Pokal am Dienstag im Hessenlande. Denn auch wenn Fischer seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass Rönnow bis dahin wieder fit ist, konnte noch keiner in Köpenick eine Garantie dafür abgeben. „Da bin ich der falsche Ansprechpartner“, verwies Grill pflichtschuldig an seinen Trainer. „Wenn es so sein sollte, dann gerne. Dann heißt es dort wieder, die Null zu bewahren“, sagte der 24-Jährige. 

Bereit dafür sei er. Und auch für ein etwaiges Elfmeterschießen. Denn hinten die Null zu halten, nutzt noch nicht so viel. Im Pokal muss ja eine Entscheidung her. „Ich glaube, Elferschießen, das ist immer ein Glücksding. Es gibt Tage, da hältst du keinen, es gibt aber auch Tage, da hältst du drei, vier“, so Grill. 

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