Knatsch in Köpenick : Jetzt knöpft sich Urs Fischer seine Derby-Versager vor
Unions Trainer ist entsetzt über die Art und Weise des Zerfalls.

Mund abputzen, weiter machen? So wie sie es eigentlich immer gemacht haben nach Rückschlägen? Ganz so einfach wird es wahrscheinlich nicht für den 1.FC Union nach diesem 0:4-Debakel beim Derby im Olympiastadion.
Vor allem über die zweite Halbzeit wird noch zu reden sein, hatte Trainer Urs Fischer nach seinem Geisterspieldebüt erklärt. Partie Nummer eins beim Re-Start aus der Corona-Zwangspause gegen die Bayern hatte er ja verpasst, weil er sich wegen eines Trauerfalls in der Familie aus der Corona-Isolation in Barsinghausen wegbegeben hatte und erst nach zwei weiteren negativen Tests wieder zum Team stoßen durfte.
„Nach dem ersten Gegentor haben wir komplett den Kopf verloren“, bemängelte Fischer. Union fiel auseinander wie zuvor nicht mal bei den ebenfalls heftigen Niederlagen gegen Leipzig (0:4) oder in Dortmund. Gegentreffer Numero zwei fiel nur 18 Sekunden nachdem Vedad Ibisevic Hertha in Front gebracht hatte. Danach entwickelten die Gastgeber eine unbändige Lust, Union weiter zu vertrimmen. Manch einem Unioner kam das Wort Offenbarungseid in den Sinn.
Kein Grund, die Flinte uns Korn zu werfen
„Das erste Tor war nur der Auslöser. Darüber müssen wir sprechen. Aber bei solch individuellen Fehlern würde uns selbst Halberstadt bestrafen“, grantelt der Schweizer mit seiner Truppe. Man kann getrost davon ausgehen, dass die Analyse des Kicks am Morgen danach für de Truppe nicht vergnügungssteuerpflichtig gewesen ist.
Einen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, sieht der Schweizer allerdings nicht. Union ist als Aufsteiger immer noch in einer Position, die viele ihm nicht zugetraut hatten vor der Saison. Auch das Team glaubt weiter an sich. „Uns ging es die ganze Zeit nur um den Klassenerhalt, das ist nach dem Spiel nicht anders“, sagte Grischa Prömel.
Es hat die Eisernen bislang ausgezeichnet, dass sie sich immer wieder durch ihre ureigenen Tugenden aus brenzligen Situationen im Verlauf der Spielzeit befreit haben. Das können sie nun im Heimspiel am Mittwoch gegen Mainz wieder tun. Aber: Union steht unter Druck wie noch nie zuvor in der Saison. Mal abgesehen von der Auftaktpleite vielleicht, als mancher den Eisernen schon die Ligatauglichkeit absprechen wollte. Bei einem Patzer gegen Mainz würde Union tief in Sphären geraten, aus denen man sich vor der Zwangspause abgesetzt geglaubt hatte. Dann fangen die Nerven an, wieder stärker eine Rolle zu spielen ...