Jetzt bauen sie wieder! Bolzplatzhelden im Kiez
Spatenstich in Neukölln für das neue Pilotprojekt der Union-Stiftung. Mit der Renovierung von heruntergekommenen Bolzplätzen sollen für Kinder und Jugendliche Anreize für mehr Bewegung geschaffen werden.

Sie bauen wieder. Zwar noch nicht im großen Stil, aber es geht ja diesmal auch um die Kleinen. Union hat jetzt sein eigenes Think big. Denke groß. Think BiK heißt es dieser Tage bei der eisernen Stiftung – Bolzplatzhelden im Kiez. Dafür gab es am Donnerstagmorgen in der Otto-Hahn-Schule (OHS) den symbolischen Spatenstich. Einmal mehr greifen die Eisernen der Neuköllner Bildungseinrichtung unter die Arme.
Erik Raasch, einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Union-Stiftung „Union vereint. Schulter an Schulter“ hatte die brüchige Stelle im alten Tartanbelag gleich erspäht. „Hier Jochen, da kannst du gleich richtig den Spaten reinstoßen und nicht nur in den Sand mit den Schubkarren“, frotzelte er mit Stiftungschef Jochen Lesching. Kein Zweifel möglich, da brach der alte Stadionbauer in ihm durch. Nicht Pläne machen, anpacken! Und in der Tat werden viele Unionfans ihr Scherflein dazu beitragen, dass der zuletzt brachliegende Käfigbolzplatz hinter der OHS wieder zu einem Schmuckstück wird, auf dem sich Schüler und Anwohner des Klubs unter fachkundiger Anleitung von Gangway, Adidas oder eben der Eisernen künftig wieder tummeln können. „Das wird eine Bereicherung für das soziale Leben im Kiez. Es ist schön, wenn die Zivilgesellschaft mir der Politik zusammenarbeitet“, freute sich Bezirksstadträtin Karin Korte, die zusammen mit Bezirksbürgermeister Martin Hikel bei dem Termin nicht fehlen wollte.

Nicht ganz unschuldig an BiK ist ein gewisser Björn Böhning. Böhning, nebenberuflich Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales und hauptberuflich Gegengradenbesucher bei Union (oder umgekehrt), hatte bei sich zu Hause in Weißensee mit den Unwirtlichkeiten der maroden Sportstätten zu kämpfen gehabt. „Mein Sohn hatte da mal eine unerfreuliche Bekanntschaft mit einer großen Wurzel. Das war nicht so schön“, verriet der 42-Jährige die Initialzündung für das Projekt. Zusammen mit Ex-Union-Profi Michael Parensen – beide sitzen im Stiftungsrat – knobelten sie eine Idee aus, die bei Lesching & Co. auf offene Ohren stieß. Warum nicht brachliegende Bolzplätze renovieren und wieder mit Leben erfüllen? Also da einspringen, wo die öffentliche Hand nicht hinterherkommt. „Der Fußball muss sich seiner gesellschaftliche Verantwortung stellen, deshalb bin ich froh, dass wir hier etwas zurückgeben können“, so Lesching.
Da Parensen mit Roland Hoffer, einem der Sportlehrer der OHS befreundet ist, konzentrierte man sich schnell auf die sportbetonte Lehranstalt. Schließlich arbeiten Union und die Stiftung mit ihr schon seit mehreren Jahren mit verschiedenen Projekten zusammen. Sei es bei der Talentförderung oder bei der Integration oder besonderem Förderunterricht. Auch André Koglin, Rektor der OHS, freute sich daher über die Renovierung. Aus Bordmitteln wäre das sechsstellige Projekt weder vom Bezirk noch der Schule zu stemmen gewesen.

Ein wenig Vorlaufzeit brauchte es dann doch. Knapp zwei Jahre gingen ins Land von der Idee bis zum Spatenstich. Dafür soll das Projekt aber in Rekordzeit fertiggestellt werden. Knapp sechs bis acht Wochen wurden veranschlagt. Vorarbeiten wie Wurzelwerk beseitigen werden von Unionfans erledigt, ehe der alte rote Tartan dem neuen Grün Platz machen wird. „Man geht wie auf einem Waldboden“, zeigte sich Lesching begeistert von dem Kunstrasen, der dort installiert wird von der Firma Polytan, einem langjährigen Partner des 1. FC Union. Auch M4Energy aus Dresden lässt sich nicht lumpen, die den Eisernen Strom für die Beleuchtung des Platzes liefern werden. Nicht unerwähnt bleiben darf hier Unions Ausrüster Adidas, der Bolzplatzhelden im Kiez sowohl finanziell als auch materiell unter die Arme greift.
Am Ende wurde auf dieses schöne Ereignis angestoßen und Sekt sowie Bionade gereicht. Fachgerecht übrigens auf zu Tabletts umfunktionierten Frisbee-Scheiben serviert. Außer über den Wind konnte sich gar niemand über irgendetwas beklagen. Mal abgesehen von Michael Parensen vielleicht. Der musste am Ende den Sand des symbolischen Spatenstiches zusammen mit Roland Hoffer wegkarren.
Alles in allem eine tolle Idee. Getreu Leschings Lieblingsmotto: Sie wollen nur spielen – und alle gewinnen. Wer weiß denn schon genau, ob aus diesem typischen Berliner Käfigplatz für die Kleinen nicht mal ein ganz Großer des Sports hervorgeht? Neukölln ist hier übrigens nur ein Pilotprojekt der Stiftung. Schon jetzt richten sich die Augen auf weitere mögliche Plätze in Pankow und Charlottenburg.