Hey, Europa, sucht schon mal größere Stadien!
Unions reiselustiger Anhang wird in den Playoffs zur Conference League das Gastgeberland überschwemmen. Dort sollte schon mal Vorsorge getroffen werden.

Mathias Bunkus
Wer am Sonnabend die Bilder von der Party nach dem 2:1-Sieg gegen Leipzig und den tobenden Wahnsinn gesehen hat – und nein, die Corona-Verstöße haben wir schon an anderer Stelle abgehandelt –, der kann ahnen, was auf den alten Kontinent zukommt. Die Fans der Eisernen haben nach einem Jahr des Ausgesperrtseins voll Bock auf Union. Und noch mehr Lust auf Europa. Unbändige Lust sogar.
Europa, wir kommen! 1968 verhinderte der Prager Frühling Unions Erscheinen auf dem internationalen Parkett. 2001 langte es immerhin für den Einzug in die zweite Runde des Uefa-Cups. Nun der dritte Anlauf.
Die Reisefreiheit, 1989 ein nicht ganz unwichtiges Thema beim Zusammenbruch der DDR, kehrt mit der immer mehr eingedämmt werdenden Pandemie in den Vordergrund zurück. Der Anhang der Köpenicker wird in Scharen in das am 2. August auszulosende Gastgeberland einfallen. Egal, wer der Gegner ist. Egal, wie schwierig sich die Anreise gestalten wird. Ob mit oder ohne Ticket. Europa, wir kommen!
Rote Wand nach Europa!
Nun gut, bei internationalen Begegnungen sind ja nur maximal 10 Prozent der Karten für die Gäste vorgesehen. Kaum vorstellbar, dass das ausreicht bei dem zu erwartenden Andrang. Die Eisernen werden sich ihre Eintrittskarten organisieren. Es könnte das bestbesuchte Auswärtsspiel aller Zeiten für die Eisernen werden. Die haben ja schon so manche Fremdarena gerockt. Erinnert sich noch wer an Dortmund und die Rote Wand im DFB-Pokal vor fünf Jahren? Ich prophezeie: Für jeden Gastgeber wird das ein Auswärtsspiel im heimischen Grund.
Ein weitsichtig planender Gastgeber sucht sich jetzt schon mal eine größere Arena mit einem richtig fetten Gästeblock. Oder tauscht Heim- und Auswärtsbereich. Um dann richtig Kasse machen zu können.
Und bevor hier einer einem eine gewisse Arroganz unterstellt wegen Stadiontausch oder so. Kein Verein verzichtet ja freiwillig auf seine Heimstätte. Ja, auch den Köpenickern kann man diesen Ratschlag mit Fug und Recht erteilen. Aus etwas anderen Gründen aber. Denn selbst wenn die Infektionsschutzverordnungen Mitte/Ende August wieder eine Vollauslastung gestatten, es gibt an die 40.000 Unionmitglieder. Von denen will jeder bei diesem Highlight dabei sein. Über die Hälfte der Anhänger würde also bei einer Austragung in der Alten Försterei von vornherein ausgesperrt. Will das einer? Denn es ist ein Unterschied, ob man darauf besteht, korrekterweise zu Hause zu bleiben, oder bei einem womöglich einmaligen Event all seine Anhänger ins Olympiastadion mitnimmt.