Ab durch die Mitte: Josip Juranovic verwandelt gegen den VfL Wolfsburg einen Elfmeter für den 1. FC Union.
Ab durch die Mitte: Josip Juranovic verwandelt gegen den VfL Wolfsburg einen Elfmeter für den 1. FC Union. Matthias Koch/Imago

Am Sonntagabend war auf einmal wieder Licht am Ende des Tunnels! Josip Juranovic, torgefährlicher Winterpausen-Neuzugang, drosch beim VfL Wolfsburg einen Handelfmeter humorlos in die Mitte des Gehäuses zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung des 1. FC Union. Auch wenn es am Ende dann 1:1 hieß, war das etwas, was manche Sorgenfalte glätten konnte bei den Eisernen. Denn am Donnerstag könnte bei der SG Royale Union Saint-Gilloise ja am Ende eine Entscheidung vom Punkt fallen, wenn es im Rückspiel des Achtelfinales in der Europa League nach dem 3:3 vom Hinspiel nach 120 Minuten noch unentschieden stehen sollte.

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Es ist etwas, dem der Köpenicker Anhang nicht zwingend mit Zuversicht entgegensehen würde. Allein schon aus der Historie heraus. Viermal musste der 1. FC Union die Entscheidung vom Punkt suchen. Dreimal ging es schief. Die Mutter aller Elfmeter-Niederlagen war im Jahr 2000 beim Aufstiegsrückspiel in Osnabrück, als Stefan „Achim“ Menze den Aufstieg auf den Füßen hatte, versemmelte und wenig später die Niedersachsen endgültig jubeln konnten, weil auch Kay Wehner die Nerven versagten. „Menze ist schuld“ ist seitdem ein geflügeltes Wort in Köpenick.

In der Spielzeit darauf schien der Horror gebannt. Der 1. FC Union bezwang in einem legendären Pokalhalbfinale Borussia Mönchengladbach mit 6:4. Die Helden von damals – Tom Persich, Daniel Teixeira und Ronny Nikol – werden heute noch besungen rund um die Wuhle. 

Ein Elfmeterschießen prägte beim 1. FC Union das geflügelte Wort „Menze ist schuld“

Doch danach war Schluss mit lustig. Endstation an der Hafenstraße in Runde eins des Pokals bei RW Essen in der Spielzeit 2011/12. Der Viertligist zog dem Zweitligaklub vom Punkt den Zahn mit einem 6:5. Und unter dem Motto „Schlimmer geht immer“ scheiterten die Eisernen im Oktober 2016 nach 120 Minuten aufopferungsvollem Kampf im einstigen Westfalenstadion an der übermächtigen Borussia aus Dortmund nach nur drei Durchgängen vom Punkt, weil Felix Kroos, Stefan Fürstner und Philipp Hosiner kollektiv das Runde aus elf Metern Entfernung nicht ins Eckige bekamen. Bitter, denn der BVB und seine sogenannte Gelbe Wand schienen an diesem Tag bezwingbar. 

Natürlich gibt es noch andere Mannschaften, die leidvoll geprüft sind. Das Mutterland des Fußballs beispielsweise. Spötter behaupten ja, dass die Hardrocker von Metallica den „Three Lions“ und ihrer Unfähigkeit beim Penalty-Shoot-out mit „Nothing Elfmeters“ sogar einen eigenen Song gewidmet haben. 

Lassen wir das. Von Unions Trainer Urs Fischer ist bekannt, dass ihm nicht das Herz in die Hose rutscht, wenn einer seiner Jungs im Strafraum parat steht. Jüngst beispielsweise, als Robin Knoche beim 3:3 gegen den belgischen Vizemeister Saint-Gilloise in Köpenick zur Tat schritt. Knoches Elfer war selten schlecht geschossen, aber der Nachschuss war dann drin. 

Es wundert nicht, dass dem Anhang der Köpenicker in dieser Spielzeit ein klein wenig mulmig wird beim Gedanken an ein Elfmeterschießen. Die Bilanz der Eisernen ist sagenumworben schlecht. Bis zum Sonntag, als Juranovic das Ganze ein wenig aufpolierte, saßen nur fünf von insgesamt zehn Versuchen in der Europa League und in der Meisterschaft. 

Beim 1. FC Union werden Elfmeter immer mal wieder geübt

Abwehrchef Knoche, der in Europa dreimal in Folge zuverlässig lieferte, ist dennoch mit zwei Fehlversuchen gelistet. Der jüngste davon halt gegen die Belgier. Jordan hat ebenfalls zweimal verschossen, aber nur in der Liga. Dazu patzte Milos Pantovic in Bochum. 

„Wir üben das immer mal wieder im Training“, so Urs Fischer ausweichend. Womit er auch davon ablenken wollte, dass das dieser Tage mit Sicherheit auf dem Programmzettel steht. Doch der alte Fahrensmann weiß eben auch, dass man das im Übungsbetrieb nicht simulieren kann. Das Schießen vielleicht noch, die mentale Drucksituation aber eben nicht. 

Elfmeterschießen ist immer ein Stück weit Lotterie. Aber auf dieses Glücksspiel sollte sich der 1. FC Union angesichts einer miesen Ausbeute vom Punkt am Donnerstag lieber nicht verlassen. 

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