Große Geheimniskrämerei vor Gastspiel in Gelsenkirchen
Unions Trainer Urs Fischer zeigt sich vor dem sonntäglichen Kick auf Schalke mal wieder als Meister darin, zu reden und nicht wirklich etwas zu sagen.

Beim 1. FC Union ist man zuweilen recht stolz darauf, als Nordkorea zu gelten. Das gilt vor allem um interne Vorgänge, die in anderen Vereinen der Republik gern und wie selbstverständlich öffentlich werden. Mittlerweile wird es zur Meisterschaft bei den Köpenickern auch dann wenig zu sagen, wenn eigens dafür Pressekonferenzen anberaumt sind. So wie am Donnerstag, vor dem Gastspiel auf Schalke in Gelsenkirchen (Sonntag, 18 Uhr).
Fragen zur Aufstellung beantwortet der Trainer ja grundsätzlich nicht. Gilt für das Personelle oder Systeme.
Wer auf Klärung, beispielsweise in der Torhüterfrage, gehofft hatte, wurde enttäuscht. Wer wird denn nun stehen? Andreas Luthe oder Loris Karius? „Eine Entscheidung ist getroffen, dass einer der beiden im Tor stehen wird. Das ist auch schon so kommuniziert“, meinte Trainer Urs Fischer, wollte aber niemandem an diesem Wissen teilhaben lassen. „Ich erachte das als nicht notwendig, das mitzuteilen“, beschied der Schweizer Fußballlehrer aberwitzige Fragesteller, die sich danach zu erkundigen wagten. Aha.
Ähnlicher Tenor im Falle Max Kruse, der ja gegen Mainz als Sturmspitze und im Test gegen Hannover als Verbindungsspieler zwischen Angriff und Mittelfeld fungiert hatte. Wo er ihn denn besser sehe, wurde Fischer gefragt. Mit einer offenen Antwort hätte man deduktiv Rückschlüsse ziehen können, ob beispielsweise Joel Pohjanpalo vor seinem Startelfdebüt steht oder Taiwo Awoniyi sich wieder Hoffnungen machen darf. „Ich glaube“, so Fischer ausweichend zum Thema Kruse, „dass er es in beiden Spielen gut gemacht hat. Das ist, was für mich wichtig ist. Am Schluss muss er seinen Teil dazu beitragen, auf zwei unterschiedlichen Positionen, damit er der Mannschaft dienlich ist“, meinte der 54-Jährige. Danke für den Hinweis. Da ist man ja beruhigt.
Auch zum Thema mögliche Rückkehr von Christian Gentner gab es wenig Erhellendes zu Vernehmen. „Er hat alles mitmachen können: Heute etwas gesteuert, morgen das Abschlusstraining komplett und dann werden wir sehen“, so der Schweizer der an dieser Stelle getrost Franz Beckenbauer und dessen berühmtes „Schaun mer mal“ hätte zitieren können. Immerhin verriet er noch, dass es im Spiel auf eine gute gute Mischung zwischen Defensive und Offensive ankäme und die Organisation stimmen müsste. „Bei unseren Entscheidungen müssen wir das Richtige machen, um auch aus Gelsenkirchen was mitzubringen“, so Fischer.
Knisternde Spannung geht echt anders. Das Einzige, was knisterte, war das Mikrofon bei Christian Arbeit vorne im Podium zu Beginn der Presskonferenz. Aber auch da wurde rasch der Saft abgedreht, um Störgeräusche zu unterbinden.