DFB-Nominierung
GOSENtastisch! Der 1. FC Union ist Nationalmannschaft
Erst spricht Bundestrainer Hansi Flick mit Eisern-Trainer Urs Fischer, dann nominiert er Robin und kopiert Unions Philosophie

Es kam, wie es kommen musste. Bundestrainer Hansi Flick nominierte mit Robin Gosens erstmals einen aktuellen Profi vom 1. FC Union für die Nationalmannschaft. Die Entscheidung ist mehr als logisch und hat dennoch eine große Tragweite. Nicht nur wegen der Premiere für Union. Vielmehr durch die Kritik von Unions Manager Oliver Ruhnert am Auswahlverfahren des Bundestrainers und dem folgenden Schlagabtausch.
„Meine Ansprechpartner sind die Trainer, das war auch diesmal so“, erklärte Flick und gewährte einen Einblick in den Ablauf der erstmaligen Nominierung eines Unioners. Er habe vor dem Spiel in Darmstadt und auch danach mit Fischer gesprochen. Somit wusste Fischer Bescheid über die Reise von Gosens zur Nationalelf, die der 29-Jährige sich auch mit seinem Traumeinstand beim 1. FC Union erarbeitete.
Bei seinem Startelfdebüt im Duell mit Aufsteiger Darmstadt 98 (4:1) traf der Flügelspieler zum Doppelpack und führte die Eisernen zum zweiten Saisonsieg. Stürmer Kevin Behrens steht nicht im Kader von Flick. Nach dem starken Liga-Start des 32-Jährigen mit vier Toren war spekuliert worden, ob er eine Chance bekommen würde. Als weitere DFB-Kandidaten des 1. FC Union gelten Rani Khedira (verletzt) und Robin Knoche (nicht berücksichtigt).
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Flick rasiert neben Goretzka und Werner gleich vier Nationalspieler
War das bei beiden zu erwarten überraschte Flick in anderen Fällen mit gnadenlosen Entscheidungen. Mit dem Rücken zur Wand räumte der Bundestrainer knallhart auf: Über Jahre etablierte Stammspieler wie Leon Goretzka oder Timo Werner dürfen nicht mehr dabei helfen, die Heim-EM in neun Monaten zu retten – und damit wahrscheinlich Flicks Job. Neben Goretzka und Werner traf Flicks Bannstrahl für die WM-Revanche gegen Japan (9. September/Wolfsburg) und den Klassiker gegen Frankreich (12. September/Dortmund) auch David Raum, Matthias Ginter, Thilo Kehrer oder Marius Wolf.
Sie alle können aus den unmissverständlichen Äußerungen des Bundestrainer ohne Zweifel herauslesen, warum sie gestrichen wurden. „Wir haben uns gefragt: Wer gibt dieser Mannschaft Energie?“, sagte Flick eindringlich. „Das schauen wir uns ganz genau an! Die Mannschaft ist der Star, nicht der Einzelne.“
Niklas Süle wird begnadigt und England-Profi Pascal Groß erstmals eingeladen
Er „begnadigte“ mit seinem September-Aufgebot den zuletzt abgestraften Innenverteidiger Niklas Süle. Das überraschende neue Gesicht im 24er-Kader ist der langjährige Premier-League-Profi Pascal Groß von Brighton and Hove Albion, den Flick als „sehr intelligenten Spieler“ lobte.
Erklärungsbedarf gab es aber besonders bei Leon Goretzka, der nach 53 Länderspielen und 14 Toren plötzlich aussortiert ist. Der Mittelfeldspieler von Bayern München hatte im Sommer offensichtlich gut gearbeitet, seine ersten beiden Spiele in der Liga waren stark. Andererseits enttäuscht er in der Nationalelf seit langer Zeit. „Ich habe mit Leon gesprochen, am Mittwoch noch. Er weiß Bescheid über die Gedanken, die ich habe“, sagte Flick und versicherte, die Ausbootung sei wie bei den anderen „nichts Endgültiges“.
„Ich bin extrem enttäuscht von der überraschenden Entscheidung, im September nicht dabei zu sein. Gerade die letzten Wochen haben sich wieder richtig gut angefühlt, und ich habe mich brutal darauf gefreut, auch in der Nationalmannschaft meinen Beitrag zu leisten, dass wir als Team zurück in die Erfolgsspur kommen“, schrieb Goretzka bei Instagram.
Wenn Flick über seine Pläne spricht, hört es sich ganz stark nach einer Kopie des 1. FC Union an
Doch dieser Kader umreißt eindeutig Flicks EM-Idee – bei weiteren Nachfragen wurde der Bundestrainer deshalb brummig. „Wie groß ist denn so ein Kern?“, fragte er bissig zurück. „Ich kann doch keine 20 Spieler ständig spielen lassen, sondern acht, zehn, bestenfalls elf“, gab er mit erhobener Stimme zu verstehen. Zu diesem „Kern“ jedenfalls zählen Goretzka und Werner (57 Spiele/24 Tore) nicht. Zieht Flick das bis zur EM durch, ist es eine kleine Zeitenwende. „Jeder muss nun sein Ego hinten anstellen, sich in den Dienst der Mannschaft stellen“, forderte der Bundestrainer. Eine eingeschweißte Einheit, keine müde Ansammlung von Einzelspielern.
Klingt ganz nach der Vereinsphilosophie des 1. FC Union. Und wozu das führen kann, sieht man ja mit einem Blick nach Köpenick.