Gegen die alte Liebe: Wie emotional wird Sheraldo Beckers Reise mit dem 1. FC Union zu Ajax Amsterdam?
Beim holländischen Rekordmeister wurde der Angreifer der Köpenicker zum Profi, er ist dem Klub auch heute noch inniglich verbunden.

Alle Augen in Köpenick und beim 1. FC Union richten sich jetzt nach Westen. Genauer gesagt nach Amsterdam, wo die Eisernen am Donnerstag vor ihrer bislang höchsten Bewährungsprobe in Europa stehen. Dort steigt ab 18.45 Uhr (RTL+) das Hinspiel der Play-offs zum Achtelfinale der Europa League. Und für einen Köpenicker wird dieser Trip in die Johan-Cruyff-Arena eine ganz spezielle Reise – für Unions wieselflinken Angreifer Sheraldo Becker!
Wie emotional wird für Becker diese Rückkehr in die alte Heimat? „Ich bin dort aufgewachsen. Wofür Ajax steht und was der Verein für mich bedeutet, das wird sich nie ändern“, hatte der niederländische Nationalspieler des Suriname vor einiger Zeit in einem Interview mit De Telegraaf erklärt. Wenn Ajax anrufen würde, wäre er sicherlich sehr schnell weg ...
Die anderen derzeit wieder medial hochgespülten Wechselwünsche von Unions siebenfachem Ligatorschützen entstammten einer Zeit, als nicht abzusehen war, dass der 1. FC Union selber bis in die Champions -League-Plätze vorstürmen könnte. „Ein nächster Schritt in der Bundesliga oder in eine andere große Liga wäre wunderbar“, hatte Becker damals gegenüber De Telegraaf erklärt.
Der Spiegel warnt Ajax vor dem 1. FC Union
Nun aber marschieren die Eisernen ja! So sehr, dass der Spiegel nach dem 2:1 in Leipzig auf Niederländisch eine Warnung an Ajax herausschickte. „Attentie! Union nooit onderschatten!“, schrieb das Hamburger Politikmagazin. „Vorsicht! Union nie unterschätzen!“ Sollte man bei einem Bundesligazweiten sowieso nie tun. Bei den Köpenickern derzeit aber erst recht nicht. Denen ist gerade alles zuzutrauen.
Zurück zu Becker und seiner Ajax-Historie. Der 28-Jährige war beim niederländischen Rekordmeister allerdings nie über Jong Ajax hinausgekommen. Er trainierte zwar wiederholt bei den Profis, aber zu einem Pflichtspieleinsatz in der 55.000 Zuschauer fassenden Schüssel kam es nie. Umso größer dürfte sein Ehrgeiz jetzt vor dem Debüt in der Heimspielstätte der Ajaciden sein.
Beim 1. FC Union entwickelte sich Becker, bei Ajax war er chancenlos
„Ich denke, das liegt daran, dass ich nie eine Chance hatte. Ich war jung am Anfang, ich war damals 17. Frank de Boer hat die Meisterschaft viermal in Folge gewonnen. Dann sagte er: ‚Wenn wir viermal Meister werden, brauche ich dich nicht.‘ Zu meiner Zeit war es meiner Meinung nach auch viel schwieriger, zu debütieren“, so Becker rückblickend.

Der Rest ist bekannt. Zunächst die Leihe nach Zwolle (15/16), dann eine Spielzeit später der endgültige Wechsel zu Den Haag. Und von dort 2019 ablösefrei zum frisch gebackenen Erstligaaufsteiger 1. FC Union. Da entwickelte sich die 1,80 Meter große hängende Spitze nach Anlaufschwierigkeiten immer weiter. So sehr, dass sein Vertrag vorigen Juni vorzeitig bis 2025 verlängert wurde, aber auch eine wie auch immer geartete Ausstiegsklausel haben soll.
Zukunftsmusik. Zurück in die Gegenwart und zum Spiel bei Ajax. Bleibt zu hoffen, dass der mitunter sehr impulsive Becker nicht übermotiviert an den Kick herangeht. Wozu so etwas führen kann, hat ja Robert Andrich 2020 im Hauptstadtderby vorgeführt. Nach seiner frühen Roten Karte verlor der 1. FC Union eine Partie, die er bis dahin sicher im Griff gehabt hatte.
Eingedenk dessen wird Trainer Urs Fischer sicherlich noch einige Wort an Becker richten, ehe die Partie am Donnerstag angepfiffen wird. Damit der mit seinem 1. FC Union zwar hinausstürmt, aber nicht rausfliegt.
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