Gladbach-Trainer Daniel Farke: Der 1. FC Union ist ein Champions-League-Kandidat
Und plötzlich wird sogar auf der englischsprachigen Homepage der Eisernen das verpönte C-Wort in den Mund genommen ...

Endlich wieder ein Sieg im Union-Style. Mit einem Sheraldo Becker als Torschützen, der diesmal bei seiner Auswechslung wirklich aus der Puste war und das auch einsah. Kompakt spielen, knapp gewinnen und eine ratlose wie frustrierte Konkurrenz zurücklassen. Das hatte zuletzt nicht immer geklappt und daher gegen defensiv orientierte Teams wie den VfL Bochum (1:1) eigene Frustration verursacht. Der 1:0-Erfolg in Mönchengladbach zeigte wieder den typischen 1. FC Union. Aus der Kabine schallten Freudengesänge und Jubelschreie durch die Katakomben des Borussia-Parks. Ein bisschen Erleichterung war auch dabei. Es geht also noch.
Was ohnehin weitergeht, ist das nicht enden wollende Abstreiten der Champions-League-Ambitionen. Vor den Kameras und Mikrofonen hielt sich die komplette Crew einmal mehr zurück. „Wir haben immer gesagt, dass wir international spielen wollen. Aber die Champions League ist aktuell kein Thema. Wir wollen so erfolgreich wie möglich sein. Diese Liga ist zu stark, du kannst nicht fünf Tage vor Ende ein Fazit ziehen oder träumen. Du musst von Woche zu Woche schauen“, zeigte sich Defensivstabilisator Rani Khedira auch abseits des Rasens als Meister der Verteidigung.
Abwehrchef Robin Knoche, der angeblich erst nach dem Abpfiff im Borussen-Park vom Leipziger 0:2 in Leverkusen Kenntnis bekommen hatte, hielt ebenfalls den Ball flach: „Ihr könnt das gerne sagen, aber wir sind da weiterhin demütig.“
Der 1. FC Union beschert Fischer den Fluch der guten Tat
Sein Trainer Urs Fischer ist ohnehin genervt über die ständige Fragerei nach der Königsklasse. Gefühlt würde er diese als Ziel erst am 19./20. September dieses Jahres zugeben, wenn der erste Spieltag der neuen Champions League steigt und die Köpenicker dabei auf dem Rasen stehen.
Es ist der Fluch der guten Tat, der über den Schweizer Fußballlehrer hereinprasselt. Wer auch am 29. Spieltag unter den ersten vier liegt, da sogar hinter Dortmund und dem FC Bayern in der Poleposition und mit einem leichten Punktepolster vor Freiburg und Leipzig, muss sich das gefallen lassen.
Als Kronzeugen der Anklage, äh, sorry, der möglichen Qualifikation der Köpenicker werden daher zwangsläufig die in schönster Regelmäßigkeit düpierten Trainer-Kollegen der Liga gehört. Mönchengladbachs Coach Daniel Farke war beileibe nicht der Erste, der das aussprach, was alle denken, wohl aber ist er das jüngste Beispiel.
„Union ist zu 100 Prozent ein Kandidat. Wenn du nach 29 Spieltagen in so einer Position bist, hast du alle Chancen. Ich traue ihnen das auf jeden Fall zu. Sie haben es über 29 Spieltage bewiesen. Warum sollten sie dazu nicht auch auf der Zielgeraden in der Lage sein? Es ist hochverdient, dass sie in dieser Position stehen. Das ist ein Zeichen von Qualität und einer Toparbeit“, sagte Farke am Ende eines für ihn frustrierenden Abends.

Die Zahlen geben Farke recht. 16 Saisonsiege sind schon jetzt eingestellter Bundesliga-Rekord für Union. Sieben Siege und 23 Punkte auf fremdem Platz bedeuten sogar Vereinsbestwert. Die erst im Vorjahr aufgestellte Topmarke von 57 Zählern wäre mit dem nächsten Dreier auch schon wieder geknackt. Da geht noch was in Köpenick, bei aller Bescheidenheit.
Etwas weniger zurückhaltend kommt übrigens die englische Ausgabe der Vereinshomepage daher. Während im deutschsprachigen Spielbericht die Königsklasse mit keiner einzigen Silbe erwähnt wird, heißt es dort nach dem Erfolg bei den Fohlen: „their dream of Champions League qualification remains tangible“! Der Traum vor der Qualifikation bleibt greifbar! Fischer wäre vermutlich „not amused“, wenn er das liest.
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