Rafal Gikiewicz in Zivil beim Spiel seines FC Augsburgs gegen den 1. FC Union, das die Fuggerstädter auch ohne den Polen mit 1:0 gewannen.
Rafal Gikiewicz in Zivil beim Spiel seines FC Augsburgs gegen den 1. FC Union, das die Fuggerstädter auch ohne den Polen mit 1:0 gewannen. kolbert-press/imago

Seinen Humor hat er nicht verloren. Rafal Gikiewicz, ehemaliger Aufstiegsheld des 1. FC Union, postete am Tag nach dem 0:4 von Real Madrid bei Manchester City einen „Fun fact“ bei Twitter: Es gebe nur zwei Keeper, die noch nie eine Bude von Superstar Erling Haaland kassiert hätten: Reals Thibaut Courtois und er selber.

Dürfte für den Schlussmann der Königlichen weniger erbaulich sein nach dieser Tracht Prügel im Halbfinale der Champions League, dass der Norweger ihm keinen eingeschenkt hatte. Raus ist raus.

Und eigentlich hat auch der Schlussmann des FC Augsburg dieser Tage wenig zu lachen – nach wie vor plagt sich Gikiewicz mit den Folgen einer Schulterverletzung herum, wird also auch diesen Sonntag den Kick der Fuggerstädter gegen Borussia Dortmund (17.30 Uhr/Dazn) verpassen.

Verletzung setzt Ex-Keeper des 1. FC Union seit Wochen außer Gefecht

Was Folgen hat für den 35-Jährigen: 23-mal versuchte er in dieser Spielzeit dem FCA ein sicherer Rückhalt zu sein. Zuletzt stand Gikiewicz am 8. April in der Puppenkiste. Danach zog er sich im Training eine nie näher definierte Schulterverletzung zu, die ihn bis heute nicht mehr zum Zug kommen ließ.

Womit die automatische Vertragsverlängerung bei den bayerischen Schwaben geplatzt ist. Selbst wenn er am letzten Spieltag gegen Mönchengladbach wieder fit sein würde, käme er also nur auf maximal 24 Saisoneinsätze. Einer mehr wäre nötig gewesen, damit die Verlängerungsklausel greift. 

Gikiewicz war im Sommer 2018 aus Freiburg kommend an der Alten Försterei aufgeschlagen und mit den Köpenickern aufgestiegen. Im ersten Bundesligajahr trug er mit seinen Paraden viel dazu bei, dass der 1. FC Union unerwartet die Klasse halten konnte.

Als es aber an die Vertragsverlängerung gehen sollte, sahen sich die Köpenicker und der Pole weit voneinander entfernt, was das Finanzielle anging. Gikiewicz hatte nach seinem Selbstverständnis bei seinem Wechsel aus Freiburg auf Geld verzichtet. Das wollte er im Nachgang entschädigt wissen. Es kam zu einem im ersten Moment kurios anmutenden Torwarttausch: Aus Augsburg kam Andreas Luthe ablösefrei, Gikiewicz wechselte zum FCA.

Gikiewicz war zwei Jahre ein Publikumsliebling in Köpenick. Im Corona-Lockdown unterhielt er die Fans köstlich mit selbstgedrehten Videos von erfunden „Sportarten im Homeoffice“, die er in den sozialen Netzwerken verbreitete. In der Kabine stieß er mit seiner extrovertierten Art allerdings auf geteilte Zuneigung. Manch einer seiner Kollegen fand seine laute Art etwas anstrengend.

Und auch die Sympathiewerte beim Anhang des 1. FC Union sanken nach seinem Abschied um ein paar Prozentpunkte, weil er vollmundig erklärte, eines seiner Saisonziele sei, gegen den 1. FC Union zweimal drei Punkte zu holen. Was ihm zum Entsetzen der Köpenicker auch noch gelang. 1:3 hieß es am ersten Spieltag in der Saison 20/21 in der Alten Försterei. Im Rückspiel behielten die Augsburger mit 2:1 die Oberhand. 

Gikiewicz plauderte mit den Ex-Kollegen vom 1. FC Union 

Dass der FCA auch ohne Gikiewicz gegen den 1. FC Union gewinnen kann, erlebten die Köpenicker erst vor wenigen Tagen, als sie zum Monatsbeginn in Augsburg eine bittere 0:1-Pleite kassierten. Gikiewicz plauderte beim Kick mit all seinen ehemaligen Kollegen und auch natürlich mit Trainer Urs Fischer, saß dann aber in Zivil und mit stylisher Sonnenbrille nur auf der Tribüne.

Dort wird jetzt wohl Schluss sein für den aus Allenstein stammenden Schlussmann, der gerne noch mal einen Zweijahresvertrag bekommen hätte. Mit seinem Ersatz Tomas Koubek (30) sind die Augsburger zwar auch nicht richtig zufrieden, aber Gikiewicz ist ihnen insgesamt zu teuer und auch nicht mehr der Jüngste.

Man muss ja nicht mal groß was auf die bösartigen Gerüchte geben, dass der FCA die Verletzung aufgebauscht und genutzt oder gar vorgetäuscht hat. Das würde ein Gikiewicz nicht mit sich machen lassen. Denn den Mund hat er sich noch nie verbieten lassen. Aber natürlich kommt es dem FC Augsburg zupass, dass hier sein Abschied bevorsteht. So können sie sich neu aufstellen. 

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