1:4-Desaster gegen Japan

Flick gefeuert! Nur Unions Urs Fischer kann den DFB-Trümmerhaufen retten

Die Diskussion um den Nachfolger von Noch-Bundestrainer Hansi Flick ist nach der Japan-Pleite entbrannt. Der beste Kandidat arbeitet beim 1. FC Union

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Kein Mann der großen Worte, sondern der Taten! Trainer Urs Fischer machte aus dem 1. FC Union in nur vier Jahren eine Topadresse des deutschen Fußballs. Winkt jetzt der Job als Bundestrainer?
Kein Mann der großen Worte, sondern der Taten! Trainer Urs Fischer machte aus dem 1. FC Union in nur vier Jahren eine Topadresse des deutschen Fußballs. Winkt jetzt der Job als Bundestrainer?imago images/Contrast

Da geht nichts mehr. Bundestrainer Hansi Flick ist nach dem 1:4-Desaster gegen Japan noch am Sonntag beim DFB gefeuert worden. Als Interimscoach setzt sich Dienstag Sportdirektor Rudi Völler beim Länderspiel gegen Vize-Weltmeister Frankreich auf die Bank. Die Diskussion um einen Flick-Nachfolger läuft auf Hochtouren. Angeblich soll Bayerns Ex-Coach Julian Nagelsmann in den DFB-Kreisen der Favorit sein. Aber die naheliegendste Lösung, um Deutschlands Nationalelf zu retten und für die Heim-EM 2024 konkurrenzfähig zu machen, wäre eigentlich ein anderer: Urs Fischer (57), Wundercoach des 1. FC Union und ganz nebenbei gerade zum Trainer des Jahres gewählt.

„Die Gremien waren sich einig, dass die A-Nationalmannschaft der Männer nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt. Wir brauchen mit Blick auf die Europameisterschaft im eigenen Land eine Aufbruchstimmung und Zuversicht. Für mich persönlich ist es eine der schwierigsten Entscheidungen in meiner bisherigen Amtszeit“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf nach dem Rausschmiss des erfolglosen Bundestrainers.

Die Nationalelf wurde seit dem WM-Titel 2014 konsequent in neun Jahren zur Lachnummer abgewirtschaftet. Neun Monate vor dem Start der EM im eigenen Land hilft nur noch ein Wundermann. Und der trainiert mitten in der Bundesliga. Urs Fischer machte in nur vier Jahren aus einem Zweitligisten aus Köpenick einen Champions-League-Klub. Wie das geht? Mit Fleiß, Akribie, kühler Sachlichkeit und Demut. Und natürlich viel Arbeit und noch mehr Arbeit.  

Fischer verkörpert Tugenden, die die DFB-Elf verloren hat

Noch-Bundestrainer Hansi Flick nach dem Abpfiff des 1:4-Desasters gegen Japan. Da geht nichts mehr.
Noch-Bundestrainer Hansi Flick nach dem Abpfiff des 1:4-Desasters gegen Japan. Da geht nichts mehr.imago images/Schüler

Nur so und mit weniger Arroganz und Überheblichkeit kann dieser DFB-Trümmerhaufen, der sämtliche Sympathien bei den Fans verspielt hat, noch gerettet werden. Geradliniges Fundament mit Tugenden. Union spielt mit dem Schweizer Coach seit Jahren diesen körperbetonten, schnörkellosen Fußball und dem unbändigen Willen in den Köpfen der Spieler. Ja, Fischer lässt eigentlich so spielen, wie es Deutschlands Nationalelf über Jahrzehnte zum Mythos schaffte, der jetzt zerstört ist.   

Unions Manager Oliver Ruhnert mahnt seit einem halben Jahr und wurde zum Chefkritiker Flicks. „Ich bin wie alle enttäuscht über die Ergebnisse der Nationalmannschaft. Aber ich kann da nicht entsetzt reagieren. Ich sage schon seit einiger Zeit, dass ich einiges nicht gut finde. Aber eines ist auch klar: Wir haben genügend gute Spieler, um nächstes Jahr eine erfolgreiche Heim-EM spielen zu können.“

Flick-Kritiker Ruhnert behält recht

Ein Erfolgsduo muss nicht immer lächeln: Unions Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer.
Ein Erfolgsduo muss nicht immer lächeln: Unions Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer.imago images/Koch

Ruhnert wurde konkret und es ging nicht um Vereinsinteressen, als er die Nicht-Nominierung von einigen guten Spielern kritisierte: „Einen Rani Khedira kontinuierlich nicht zu nominieren, ist für mich nicht nachvollziehbar. Er hat über zwei Jahre hinweg national und international starke Leistungen gezeigt.“ 

Jetzt wurde Unions Stürmer Kevin Behrens, der gerade in Topform ist, auch nicht nominiert. Nur Robin Gosens war bei der Japan-Blamage dabei. Doch er wurde erst in der 60. Minute für Nico Schlotterbeck, der als Linksverteidiger völlig versagte, eingewechselt.

Ruhnert sagte es vor ein paar Monaten so: „Jeder, der Fußballfan ist, möchte eine erfolgreiche Nationalmannschaft und auf Dauer erfolgreiche Nationalmannschaften.“ Ja, dann sollten wirklich ein paar Union-Spieler aus der Sensationsmannschaft aus Köpenick nominiert werden. Aber nicht nur das! Ruhnert muss auch seinen Wundercoach für die DFB-Elf hergeben und einen neuen Coach für den 1. FC Union suchen. Von Union lernen, heißt siegen lernen.

Nagelsmann, Glasner, Klopp, Völler und Sammer auch im Gespräch

Ein Mann des harten und ehrlichen Wortes. DFB-Sportdirektor Rudi Völler hat eine hohe Meinung über Matthias Sammer.
Ein Mann des harten und ehrlichen Wortes. DFB-Sportdirektor Rudi Völler hat eine hohe Meinung über Matthias Sammer.imago images/Frey

Wann die DFB-Bosse und Sportdirektor Rudi Völler wohl auf diese Idee kommen? Stattdessen werden gerade wieder die üblichen Verdächtigen bei den Spekulationen um die Flick-Nachfolge genannt. Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann zum Beispiel soll der Favorit sein. Und wie immer Deutschlands Lieblingscoach Jürgen Klopp, der aber beim FC Liverpool noch bis 2026 unter Vertrag steht.

Oliver Glasner, der mit Eintracht Frankfurt Europapokalsieger 2022 wurde und gerade keinen Verein hat, aber im Moment bei Frankreichs Olympique Lyon im Gespräch ist. Dann wäre da noch Rudi Völler selbst, der sich schon zum Job des DFB-Sportdirektors breitschlagen ließ. Er machte in zwei Jahren aus einer Trümmertruppe den Vize-Weltmeister 2002. Aber das ist 21 Jahre her.

Ein wirklich ernsthafter Kandidat neben Fischer könnte Matthias Sammer sein. Er, der als Motzki bekannt ist, sagte knallhart, was mit dem Nationalteam nicht stimmt. O-Ton vor einer Woche: „Seien wir doch mal ehrlich: Wir liegen am Boden!“ Selbst Völler gab ihm vor fünf Tagen recht: „Er ist mit seinen Aussagen oft sehr direkt, manchmal überzeichnet er auch ganz bewusst. Aber: Mit vielen Dingen hat er auch recht! Für ihn ist immer das große Bild entscheidend – er brennt für die Sache. Es ist nicht immer bequem, aber immer gut, einen solch kritischen Geist dabeizuhaben.“ Doch die Frage bleibt: Will sich Sammer selbst den Bundestrainer-Job antun?