Die Fans des 1. FC Union erlebten im Stadion An der Alten Försterei schon einige Highlights. Gegen Ajax Amsterdam soll nun der nächste Festtag folgen.
Die Fans des 1. FC Union erlebten im Stadion An der Alten Försterei schon einige Highlights. Gegen Ajax Amsterdam soll nun der nächste Festtag folgen. Fotostand/imago

Große Spiele hat es schon gegeben in Köpenick für den 1. FC Union. Auch anderswo natürlich, da insbesondere 1968 in Halle beim Coup im FDGB-Pokal und 1988 beim Kunststück von Karl-Marx-Stadt mit dem Ach-wie-ist-das-schön-Klassenerhalt, vor allem aber in der Alten Försterei. Kult sind die Partien geworden, in die Geschichte des Vereins sind sie eingegangen als solche, über die man gern spricht und die man nie vergisst.

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All diese Spiele stehen mit goldenen Lettern in den rot-weißen Annalen und sie sind in Stein gemeißelt. Das Besondere daran, nur ist das für einen Eisern-Fan total selbstverständlich: Stimmungsvoll, egal wie es ausgegangen ist, meistens ist es aber gut ausgegangen, war es sowieso immer. Dabei hat es nicht immer einen so namhaften Gegner gegeben wie morgen im Rückspiel für die K.o.-Phase der Europa League mit Ajax Amsterdam und die Spielklasse war auch nicht entscheidend.

1. FC Union: 8:0-Sieg im letzten Duell mit dem BFC

Mit ganz vorn steht ohnehin eine Partie, die es andernorts höchstens zum anerkennenden Kopfnicken und einem „Gut gemacht, Jungs, aber wäre vielleicht nicht auch zweistellig möglich gewesen?“ gebracht hätte, über die in der Wuhlheide aber mit „Mann, war dit ein Ding! Ham wa die aber vermöbelt!“ und einem ganz breiten Grinsen geredet wird. Klar, August 2005, das 8:0 gegen den damaligen Lieblingsfeind aus Hohenschönhausen. Mit jedem Treffer hat sich auf den Rängen auch Frust entladen über etliche Partien aus einer anderen Zeit. 14.020 Zuschauer machten das Stadion zum Tollhaus. Es war Oberliga Nordost, nur die vierthöchste Liga. Trotzdem ganz großes Kino.

Einige Jahre zuvor schon tobte das Stadion, damals noch lange nicht das Ballhaus des Ostens. Pokal-Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach mit deren Trainer Hans Meyer. 2:2 steht es nach anderthalb und auch nach zwei Stunden. Elfmeterschießen. 4:2 für die Eisernen. Mit zwei gehaltenen Elfmetern wird Sven Beuckert der Gott aller Fußball-Götter. Und: Damals sind die aus Köpenick lediglich Drittligist.

Eisernes Highlight: Der 1. FC Union empfängt Ajax Amsterdam

Über das 0:0 im Mai 2019 gegen den VfB Stuttgart muss niemand viele Worte verlieren. Es ist das Spiel der Spiele der jüngeren Vergangenheit. Niemals war ein Torlos-Kick für die einen so himmlisch und für die anderen derart höllisch. Für die Eisernen, zuvor hoffnungsvoller Zweit-, danach freudetrunkener Erstligist, öffnete sich die Tür, die viele grandiose Siege und legendäre Entwicklungsschritte später in dieses Match gegen Ajax Amsterdam geführt hat.

Der Grundstein des eisernen Erfolgs: A, 27.5.2019 stieg der 1. FC Union in die Bundesliga auf, schlug den VfB Stuttgart in der Relegation. 
Matthias Koch/imago
Der Grundstein des eisernen Erfolgs: A, 27.5.2019 stieg der 1. FC Union in die Bundesliga auf, schlug den VfB Stuttgart in der Relegation. 

Ajax – das sind Spielernamen von Weltklasse. Johan Cruyff, nach dem das dortige Stadion benannt ist, ist der mit Abstand Größte, der je das rot-weiße Trikot getragen hat. Das sind aber auch Edwin van der Sar und Frank de Boer, Ronald Koeman und Ruud Krol, Johan Neeskens und Frank Rijkaard, Clarence Seedorf und Rafael van der Vaart, Michael Laudrup und Sören Lerby, Marco van Basten und Dennis Bergkamp, Patrick Kluivert, Johnny Rep, Jari Litmanen und Zlatan Ibrahimovic. Und es sind noch viele mehr, ganz viele. Es ist das Who’s Who des Voetbal Totaal. Mittendrin der 1. FC Union. Kneifen bitte, weil nicht zu glauben!

Innerhalb von vier Tagen: Nach Ajax ist für den 1. FC Union vor dem FC Bayern

Wer als Eisern-Anhänger am Donnerstag A sagt wie Ajax, muss drei Tage später B sagen wie Bayern. Mit zwei derartigen europäischen Schwergewichten, wenn auch das zweite Spiel in München-Fröttmaning ausgetragen wird, hat der 1. FC Union noch nie auf dem Rasen gestanden. Schon gar nicht innerhalb von Tagen oder von Stunden. Das hat was, naja, von Europaliga und von noch mehr, weil sowohl der Rekordmeister aus Deutschland als auch der aus den Niederlanden zu jenen auserlesenen Vereinen gehören (außer ihnen lediglich Manchester United, der FC Barcelona, Juventus Turin und der FC Chelsea), die in allen drei europäischen Wettbewerben triumphierten. Den Münchnern gelang das bei den Meistern oder in der Champions League 1974, 75, 76, 2001, 13 und 20, bei den Pokalsiegern 1967 und 1996 im damaligen Uefa-Cup. Ajax holte sich die Trophäen 1971, 72, 73 und 1995 in dem einen, 1987 im Finale gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig im zweiten und 1992 im dritten Wettbewerb.

In diese Kategorie gehören die Eisernen nicht, egal wie sie sich gegen beide schlagen. Das ist auch nicht der Anspruch. Es ist, vor allem gegen Ajax, etwas noch nie Dagewesenes, etwas (Noch-)Einmaliges, etwas, wovon vor zwei, drei Spielzeiten niemand auch nur ansatzweise hätte zu träumen gewagt. Manchem mag eine derartige Prüfung schlaflose Nächte bringen, anderen wacklige Knie und dritten ein flatterndes Schussbein. Am besten deshalb: Bleibt ihr selbst und gebt alles! Vor allem: Genießt diesen Festtag! 

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