Zwei, die sich gut verstehen: Kölns Steffen Baumgart und Unions Cheftrainer Urs Fischer
Zwei, die sich gut verstehen: Kölns Steffen Baumgart und Unions Cheftrainer Urs Fischer imago/Herbert Bucco

Es ist Union gegen Köln. Der Bundesliga-Neunte gegen den -Siebten. Es ist ein Kampf um Europa. Und es ist das Duell zweier Menschen, die als Trainer unterschiedlicher nicht sein könnten und doch auf ihre Weise Figuren in der Liga wurden. Hier Urs Fischer, Chefcoach der Eisernen, dort Steffen Baumgart, immer noch ein Publikumsliebling an der Alten Försterei. Zwei Punkte trennen die Kontrahenten. Und wenn es nach Union geht, haben die Eisernen am Ende des Abends (20.30 Uhr/DAZN) die 40-Punkte-Marke geknackt und stehen vor den Geißböcken in der Tabelle.

Das Duo versteht sich sehr gut, schätzt und respektiert den jeweils anderen. Akribische Arbeiter sind sie beide, kommen recht hemdsärmelig daher, selbst wenn Fischer in Europa den feinen Zwirn trug. Sie kommen beide authentisch rüber. In ihrer Jobausübung sind sie aber vollkommen unterschiedlich. Fischer ist eher der ruhige Typ an der Seitenlinie, während Baumgart die emotionale Schiene fährt und ordentlich Meter macht.

Steffen Baumgart als Kilometerfresser

Von der Laufleistung in der Coaching-Zone her kann und will Fischer Baumgart aber keine Konkurrenz machen. „Ich glaube, das ist unmöglich. Da hätte ich ein bisschen trainieren sollen. Der eine Trainer verhält sich so und der andere so. Für mich ist entscheidend, dass es nicht gespielt ist. Da ist auch eine Ehrlichkeit bei ihm dahinter. Da macht es auch Spaß, zuzuschauen. Das ist Steffen. Ich funktioniere anders“, so Fischer seinerzeit vor dem Hinspiel, bei dem die Köpenicker nach einer bärenstarken Leistung drauf und dran waren, drei Zähler zu entführen, ehe Anthony Modeste mit einem Kopfballtor – der erste Gegentreffer nach Standard in der Saison für Union übrigens – die Eisernen mit dem 2:2 noch aus ihren Träumen rissen.

Im direkten Duell führt der Gästecoach übrigens. Baumgarts Bilanz gegen Fischer ist mit zwei Siegen, drei Unentschieden und nur einer Niederlage positiv. Baumgart konnte sogar zwei Mal im Stadion An der Alten Försterei triumphieren. Als Kontrahent mit dem SC Paderborn in Liga zwei in Fischers erstem Amtsjahr 2018/19 (3:1). Und noch mehr schmerzte das Pokal-Aus im Vorjahr, als der Wiederzweitligist in Runde zwei des DFB-Pokals 2020/21 mit einem 3:2 den Köpenickern das Weihnachtsfest madig machte.

Vielleicht so etwas wie seine persönliche Revanche, auch wenn Baume nicht zwingend in solchen Kategorien denkt. Denn seine einzige Niederlage gegen eine Fischer-Elf (0:1) besiegelte den Abstieg der Paderborner im Juni 2020.

Für gewöhnlich machte Baume, der immer noch in Köpenick wohnt und in der Traditionself der Eisernen kickt, so viel Lärm, das man ihn auch dann noch versteht, wenn ein Stadion unter Vollauslastung bespielt wird. Das wird auch an diesem Freitag so der Fall sein, wenn erstmals seit dem Derby gegen Hertha am 20. November des Vorjahres, die Alte Försterei mit 22.012 Besuchern wieder ausverkauft sein wird.

Baumgart ist laut, aber kein Lautsprecher

Baumgart ist laut, aber kein Lautsprecher. „Den wirst du hören. Egal, wie es steht, egal, wie der Spielverlauf ist, er wird immer Vollgas und 110 Prozent und mehr geben“, meinte sein Ex-Spieler Sven Michel jüngst und seine weiteren Worte klangen fast wie eine Liebesbezeugung: „Er holt dich ab, er entfacht eine Magie in einem Verein. Alle stehen dahinter, alle haben Bock, machen mit. Das kann er halt. Alles, was er macht, hat Hand und Fuß. Dann ist klar, dass du Erfolg hast.“

Der Geißbock-Coach, der – siehe seine Karnevalsauftritte und seine Schiebermütze – ein bisschen extrovertierter ist als der stets mit Understatement glänzende Fischer, steht für Offensivpower und Angriffsfußball. Immer weiter, ganz nach vorn. Der Schweizer Fußballlehrer steht hingegen eher für einen Spielstil aus einer geordneten Abwehr heraus. Bescherte den Eisernen den Klassenerhalt im ersten Bundesligajahr. Mitaufsteiger Baumgart hingegen tanzte mit dem SCP nur einen Sommer.

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