Held und Pechvogel: Während Marcus Ingvartsen (r.) den Ausgleich für Union erzielte, wurde Robert Andrich des Feldes verwiesen.
Held und Pechvogel: Während Marcus Ingvartsen (r.) den Ausgleich für Union erzielte, wurde Robert Andrich des Feldes verwiesen. dpa

Durchatmen, Leute, tief durchatmen. Von einem Befreiungsschlag haben sie geträumt im Kampf gegen den Abstieg. Nach dem 1:1 (1:1) gegen Mainz ist er dem 1. FC Union aber nur halb gelungen. Wenigstens Schlitzohr Ingvartsen rettet die Eisernen.

Was die Männer um Kapitän Christopher Trimmel nach der Corona-Pause bieten, ist weiterhin nichts für schwache Nerven und noch weniger für angeknackste Herzen. Mit zwei Niederlagen ohnehin mies gestartet, ist auch Spiel drei nach Wiederbeginn ein Tanz auf dem Seil, auch weil das Team von Trainer Urs Fischer nach der Ampelkarte gegen Robert Andrich (42.) dem Gegner in Unterzahl standhalten muss.

Dabei ist der Druck von Anfang an groß, denn Ruhe kommt in die Aktionen der Köpenicker nie. Erst recht nicht, nachdem Ridle Baku mit seinem ersten Saisontor das frühe 0:1 erzielt (13.). Ganz astrein wähnen die Eisernen den Gegentreffer nicht, weil Vorlagengeber Leandro Barreiro bei der Entstehung zwar Marvin Friedrich den Ball wegspitzelt, dem Abwehrmann aber auch auf den Fuß tritt und erst so zum Freiraum kommt, der ihm das entscheidende Zuspiel ermöglicht. Zumindest in dieser Situation ist das Glück nicht auf der Seite der Rot-Weißen.

Umso mehr dafür beim Ausgleich durch Marcus Ingvartsen (33.). Nichts deutet auf einen Treffer hin, einen Schuss aufs Tor von Florian Müller haben die Wuhlheider bis dahin noch nicht zustande gebracht. Dann ist gleich der erste drin! Mancher sagt dazu Effizienz, dabei ist es ein Mix aus Schlitzohrigkeit und in die Hose gegangener Spekulation. So gut die Position des Union-Dänen als Linksfuß halbrechts 20 Meter vor dem Kasten auch ist, erst als der FSV-Keeper zwei Schritte in die Mitte macht und damit seine Torwartecke entblößt, haut Ingvartsen die Kugel mit viel Auge dorthin.

Viel mehr ist kaum drin für zehn Köpenicker gegen elf Mainzer, auch wenn Sebastian Andersson (48.), noch mehr Marvin Friedrich mit einem Kopfball (64.) und in den allerletzten Momenten Grischa Prömel (87.) und Sebastian Andersson (89.) für Torgefahr sorgen. Ansonsten ist es für das umformierte Team (mit Keven Schlotterbeck für Florian Hübner, Neven Subotic für Michael Parensen, Christian Gentner für Grischa Prömel und Julian Ryerson für Ken Reichel gibt es gegenüber dem Stadt-Duell gegen Hertha vier Wechsel) eher ein Malocher-Abend. Zumeist geht es darum, sich gegen die Mainzer Wucht zu stellen.

Das gelingt mit viel Einsatz, ganz viel Ehrgeiz und auch, das gehört in solch einer Situation durchaus dazu, einem Quäntchen Dusel. Sowohl beim Heber von Jean-Philippe Mateta (54.) als auch beim Gewusel von Jean-Paul Boetius (71.), muss, wer es mit dem 1. FC Union hält, tief durchatmen. Ansonsten, das ist womöglich die schönste Erkenntnis der Partie, findet die zuletzt doch etwas löchrige Abwehr (sechs Gegentore in zwei Spielen) wieder enger zusammen. Friedrich und auch Schlotterbeck schweißen ein Bollwerk, das die Mainzer nicht mehr entscheidend knacken. Es ist zwar nur ein Punkt, aber ein moralischer Sieg und (hoffentlich) der Start zu einem erfolgreichen Saison-Endspurt.