Unions Neven Subotic 
Unions Neven Subotic  Foto: AFP/Odd ANDERSEN

Was waren die Eisernen im Herbst 2019 nur für ein fabelhafter Aufsteiger. Mit konzentriertem Defensivspiel und konsequent ausgespielten Kontern eroberte die Mannschaft von Trainer Urs Fischer die Bundesliga im Sturm, schlug Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach jeweils im Hinspiel und Hertha BSC in der Alten Försterei. Schon zur Winterpause hatte Union eigentlich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun. Doch dann kam die Corona-Pause und plötzlich war alles anders. Oh Schreck: Union ist mitten im verflixten zweiten Jahr!

Moment, wie bitte? Was soll das sein? Und warum überhaupt das ZWEITE Jahr?

Nun: Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an den Aufstieg des SV Darmstadt 98 im Jahr 2015. Oder an den des 1. FC Kaiserslautern 2010. Beide Teams stiegen jeweils überraschend ins Oberhaus auf und erlebten, entgegen aller Prognosen, eine überragende erste Saison in der Bundesliga. Die Hessen, wohlgemerkt aus der Regionalliga durchmarschiert, erkämpften sich einen starken 14. Platz. Die Pfälzer kletterten sogar bis Rang 7. Nicht wenige rechneten damit, dass sich sowohl Darmstadt als auch Kaiserslautern in der Bundesliga auf Jahre festspielen könnten.

Unions Marius Bülter
Unions Marius Bülter Foto: AFP/Odd ANDERSEN

Doch dann kam für beide das verflixte zweite Jahr. Zunächst verließen Leistungsträger den Verein, bei Darmstadt vor allem Stürmer Sandro Wagner und Keeper Christian Mathenia, bei Kaiserslautern die Angreifer Ivo Ilicevic und Srdjan Lakic. Auf dem Rasen wirkten beide Teams in ihrem Spielstil entschlüsselt und entsprechend ratlos und neben dem Platz sorgten einzelne Kicker für Ärger im Mannschaftsgefüge.

Klingt bekannt? Richtig, und zwar von den Eisernen. In der Corona-Pause gab Torwart und Leistungsträger Rafal Gikiewicz seinen Abschied bekannt. Sportlich spielen die Köpenicker wie ausgewechselt, hatten gegen den FC Bayern (0:2), vor allem aber gegen Hertha BSC (0:4) große Probleme und zeigten auch gegen Mainz 05 (1:1) nicht die Leistung, die man aus der Vor-Corona-Zeit gewöhnt war. Und neben dem Platz sorgt der ebenfalls scheidende Publikumsliebling Sebastian Polter für Ärger im Team.

Und doch gibt es für die eisernen Fans (noch) keinen Grund zur Sorge. Denn, anders als Darmstadt oder Kaiserslautern, findet Unions verflixtes zweites Jahr eben doch „nur“ im zweiten Saisonabschnitt statt und die Eisernen haben aus ihrer bärenstarken Hinrunde weiterhin ein solides Punktepolster vor den Abstiegsrängen, was ihnen am Ende wohl den Klassenerhalt sichern wird – auch, wenn die sportlichen Leistungen weiter stagnieren.

So kann man beinahe von Glück sprechen, dass Union schon jetzt aus den eigenen Fehlern lernen kann und im Herbst umso stärker ins tatsächliche zweite Jahr starten kann. Zum Glück: Union ist mitten im verflixten zweiten Jahr!