Union-Kolumne

Eiserne Hoffnung: Wenn die Bayern schon mal eiern …

Zwei Spiele ist der Rekordmeister ohne Sieg, vielleicht kommt gegen den 1. FC Union ein drittes hinzu.

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Unions Sebastian Polter trifft im Oktober 2019 per Elfer gegen Bayerns Torwart Manuel Neuer.
Unions Sebastian Polter trifft im Oktober 2019 per Elfer gegen Bayerns Torwart Manuel Neuer.Foto: Imago Images

Einem Vergleich mit den Bayern hält nichts stand. Das ist so für die meisten der übrigen 17 Fußball-Erstligisten in Deutschland und erst recht für den 1. FC Union. Das hat nichts mit Understatement zu tun oder mit Abschieben der Favoritenrolle. Die Zahlen sprechen einfach für sich.

Dort sind 30 Meistertitel in der Bundesliga und ein weiterer aus der Zeit der Weimarer Republik, hier ist die beste Platzierung ein 5. Rang in der DDR-Oberliga 1970/71. Dort sind es 20 Triumphe im DFB-Pokal, hier ist der eine (!) im FDGB-Pokal. Dort sind es sechs Finalsiege im Europapokal der Meister oder in der Champions League, einer bei den Pokalsiegern und einer im Uefa-Cup, hier ist es immerhin die dreimalige Qualifikation für Europa mit eher überschaubaren zwölf Spielen.

57 Jahre gegen drei Jahre Bundesliga

Von den Erfahrungen vor dem Match am Sonnabend in Fröttmaning ganz zu schweigen. Während die Männer aus Köpenick in ihrer dritten Bundesliga-Saison sind, spielen die Münchner dort auch ihre dritte – aber zum 19. Mal! Oder ausgerechnet: Die Bayern sind in ihrem 57. Jahr in der Bundesliga. Als sie dort anfingen, war Urs Fischer, der Union-Trainer, noch nicht geboren. Dirk Zingler, der Präsident, war noch kein Jahr alt. Zwei Tage vor seinem ersten Geburtstag feierten die Bayern, nachdem sie ihr Debüt im Lokalderby gegen 1860 mit 0:1 verloren hatten, mit einem 2:0 über Eintracht Frankfurt ihren ersten Sieg, dem 1162 weitere folgten. Das sind – dabei wird klar, warum die Gegner öfter mal Wackelknie bekommen – 34 Spieljahre nur gewonnene Spiele. Selbst in diesem Spieljahr sind es bereits wieder 19 Dreier.

Deshalb passt die für ihr Verständnis aktuelle Delle in der Liga mit zwei Unentschieden am Stück so gar nicht in ihre Welt. Das ist dem Rekordmeister in dieser Saison zuvor noch nicht passiert. Drei Punktspiele in Folge ohne Sieg, dazu aber müssten die Köpenicker was reißen, liegen noch viel weiter zurück. Zuletzt gab es sie im November 2018: 1:1 gegen Freiburg, 2:3 in Dortmund und 3:3 gegen Düsseldorf. Welch Uralt-Zeit das ist, wird daran deutlich, dass der 1. FC Union damals Zweitligist war.

Union holte schon Punkte gegen Bayern

Eines aber muss man den Eisernen lassen: Sie sind auf ihre im Vergleich zu anderen bescheidenen Meriten stolzer als manches Schwergewicht auf den einen oder anderen Titel. Wie gut hat es ihnen in der Vorsaison getan, dass sie als einziges Team gegen die Bayern nicht verloren haben. Dieses Zwischenhoch ist mit dem 2:5 aus dem Hinspiel zwar kräftig relativiert worden, aber trotzdem … Diese Handvoll an Gegentreffern ist die einzige wirkliche Klatsche gegen die Münchner. Alles zuvor (1:2, 0:2, 1:1, 1:1) hielt sich im bemerkenswerten Rahmen.

Andererseits hat der 1. FC Union gegen die Bayern noch nie gewonnen, selbst wenn Krümelkacker einwenden mögen: gegen Greuther Fürth auch nicht. Das stimmt zumindest für die Bundesliga. Davor gegen Schalke übrigens auch nicht. Aber das sind zwei völlig andere Geschichten. Jetzt kommt es darauf an, erstens gegen die Bayern zu bestehen und zweitens gegen München, drittens gegen den Tabellenführer und viertens gegen den Rekordmeister, fünftens gegen den Weltfußballer Robert Lewandowski und sechstens überhaupt. Sonst wird es schwierig. Zugleich ist es etwas ganz Besonderes und wird nie vergessen, ausgerechnet dort einen Treffer zu erzielen, wo es am schwersten fällt. Zwei Eisern-Spielern ist das erst gelungen, nur tragen sie beide nicht mehr das Union-Trikot: Sebastian Polter im ersten und Marcus Ingvartsen im zweiten Jahr. Nun wird zumindest der Dritte im Bunde gesucht.

In einer Kategorie jedoch sollten die Köpenicker dem Haushoch-Favoriten trotzdem Paroli bieten können: auf der Trainerbank. Mit Urs Fischer haben sie einen, der weiß, wie Meisterschaft geht (auch wenn das nicht das Ziel ist), und der deshalb ahnt, wie die Bayern ticken und was sie antreibt. Zumindest verkörpern die Eisernen auf dieser Position viel mehr Stabilität als der Gegner. Die vierte Saison bereits bastelt der Schweizer erfolgreich in der Alten Försterei. Der bisher letzte Coach, der die Münchner mindestens vier Spieljahre betreut hat, war vor Julian Nagelsmann, Hans-Dieter Flick, Niko Kovac, Jupp Heynckes, Willy Sagnol, Carlo Ancelotti, Josep Guardiola, erneut Jupp Heynckes, Andries Jonker, Louis van Gaal.

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