Union-Kolumne
Eine Serie des 1. FC Union ist tot, eine andere wird geboren
Sechs Tage nach dem Fall der Festung Alte Försterei ist die Chance da, dass der 1. FC Union mit Robin Gosens seinen ersten DFB-Nationalspieler bekommt.

Landen kurzzeitig Außerirdische nach einem Aufenthalt im Orbit auf dem heimischen Planeten, heißt es: Willkommen auf der Erde! Das bedeutet zugleich, nach langer Zeit der Schwerelosigkeit wieder den aufrechten Gang zu üben. So oder so ähnlich haben sich die Spieler des 1. FC Union nach dem deutlichen Dämpfer gegen den Lieblingsfeind aus Leipzig wahrscheinlich gefühlt. Nach 24 Spielen, nach denen die Gegner, darunter Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und eben auch die Sachsen, froh darüber gewesen wären, in Köpenick wenigstens nicht zu verlieren, ist es mit dem 0:3 nach etwas über anderthalb Jahren mal wieder umgekehrt gelaufen. Dabei war allen klar, dass es nicht auf ewig so weitergehen konnte mit der eisernen Festung Alte Försterei.
Nun ist es also passiert. Es ist nicht schön und es tut weh, dass gerade das Team, das bei der eisernen Fan-Gemeinde nicht den geringsten Hauch von Anerkennung, von Sympathie ganz zu schweigen, genießt, den Flug ins Endlose beendet hat. Mögen sich manche schwertun damit, das zu akzeptieren, trotzdem sei denen – Emotionen hin, Enttäuschung her – bei aller Sachlichkeit versichert: Es ist halt nur Sport, die anderen waren diesmal die Glücklicheren, in mancher Beziehung die Besseren und vor allem die mit der größeren, um ein Lieblingswort von Trainer Urs Fischer zu benutzen, Effizienz. So viel Fairness sollte sein, zumal es nur ganz selten gelingt, ein Spiel, so wie es eine Woche zuvor in Darmstadt geglückt ist, in Unterzahl zu ziehen oder bei einem Rückstand zumindest nicht zu verlieren. Nur ganz nebenbei und dem, der mein Faible, das aus Kindheit und Jugend stammt, im Laufe der Jahre aber ein wenig ramponiert ist, für den jetzigen FSV Zwickau zu kennen, sei gesagt: Dem Drittliga-Absteiger ist es am Sonntag ebenso gelungen, in Unterzahl aus einem 1:1 ein 3:2 und damit einen Dreier zu machen. Aber es ist drei Spielklassen tiefer passiert und es war nur gegen die Zweite von Hansa Rostock. Trotzdem …
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Dem Vergleich mit Unions Heimserie halten nur Bayern und Dortmund stand
Zurück zum 1. FC Union und zu dessen vielleicht mehr symbolischen denn tatsächlichen Blessuren. Zwei Spielzeiten in Folge ohne Heimniederlage zu bleiben, das hat ganz viel von Seltenheitswert. Das ist zuletzt Dortmund vor sechs Jahren gelungen, außerdem in diesem Jahrtausend aber noch niemandem, nicht einmal dem großen FC Bayern. In solch einer Liga hat der 1. FC Union sich bewegt, in die Kategorie, die vornehmlich nur Schwergewichten vorbehalten ist, ist er eingedrungen. Das allein war es wert. Deswegen: Kreuz durchdrücken, Brust raus, Kopf hoch und Blick nach vorn gerichtet. Oder um es mit Nina Hagen in ihrer Kult-Hymne zu sagen: immer weiter, ganz nach vorn.
Genau das mag zynisch klingen, waren die Eisernen doch vor dem Spieltag ganz vorn. Es ist aber, zumal am Saisonbeginn, eine mehr oder weniger fragile Momentaufnahme. Da geht es nach einer Niederlage mal von 1 auf 5 oder wie bei Dortmund bei einem Unentschieden von 6 auf 9. Umgekehrt passiert es, dass Stuttgart von 9 auf 3 klettert oder Bremen die Rote Laterne gegen Platz 11 tauscht. Es wäre schön gewesen und es hätte das Selbstwertgefühl gesteigert, hätte die Serie das vielleicht gefühlsduseligste Duell überlebt. Andererseits befreit es womöglich, nicht immer daran gemessen zu werden. Wer weiß das schon.
Nun also Blick nach vorn. Hin zum Länderspiel-Doppel gegen Japan und Vizeweltmeister Frankreich, das aus eiserner Sicht mit der Nominierung von Robin Gosens ein neues Kapitel der eisernen Historie aufschlägt. Die Köpenicker dürfen auf den ersten DFB-Nationalspieler hoffen, hinter dem in Klammern steht: 1. FC Union.
Natürlich hatte es schon vor Robin Gosens Nationalspieler des 1. FC Union gegeben
Dabei, das sollte niemand in einen Topf werfen, hat es bereits deutsche Nationalspieler gegeben, hinter denen die Zuordnungen Union und Berlin standen. Dazwischen aber gab es mit 92 eine Zahl, die so gar nicht zu den Eisernen passt. Union 92 Berlin war ein Verein, der mit vollem Namen Berliner Thor- und Fußball-Club Union 1892 hieß, 1905 mit einem 2:0 im Finale gegen den Karlsruher FV die deutsche Meisterschaft gewann und mit Paul Eichelmann, Otto Hantschick, Ernst Poetsch und Hans Ruch vier Nationalspieler stellte. In grauer Vorzeit war das, als das Stadion an der Alten Försterei noch Sportplatz Sadowa hieß und die damaligen Schlosserjungs mit denen vom Tempelhofer Feld, die als Vorläufer von Blau-Weiß 90 gelten, nicht das Geringste am Hut hatten.
Jetzt also wirklich! Die eine Serie, die mit den nicht verlorenen Heimspielen, ist tot. Vielleicht wird eine andere, die mit eisernen DFB-Nationalspielern, gerade geboren. Nun kommt Bundestrainer Hans-Dieter Flick an einem „richtigen“, weil eisernen, Unioner, nicht mehr vorbei. Danach, lange danach, sollte über eine neue Heimserie nachgedacht werden. Aber nicht gleich. Zuvor gibt es nämlich noch das eine oder andere Auswärtsspiel. Unter anderem eines im Estadio Santiago Bernabeu.