Ein kleiner Schritt für den 1. FC Union, ein großer für den Verein
Doch Trainer Urs Fischer weiß, dass der letzte Schritt ins Ziel der schwierigste ist für Sportler. Weil auch der Kopf ausgeschaltet werden muss.

„Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Dieses legendäre Zitat kennt jeder. Vorgetragen von Neil Armstrong im Juli 1969, als er als erster Bewohner des Planeten Erde den Mond betrat. Auf den 1. FC Union und die Ist-Situation beim Kampf um die Champions League übertragen heißt das: Ein kleiner Schritt für den Klub, denn Siege haben die Köpenicker schon 57 in der Bundesliga eingefahren (15 mehr als Niederlagen!), aber ein großer Sprung für den Verein. Finanziell und fürs Prestige.
Schritt für Schritt haben sich die Köpenicker durch die Saison gekämpft, dabei nie den zweiten vor dem ersten gemacht. Immer nur auf den nächsten Kick fokussiert. Jetzt fehlt nur noch eine Kleinigkeit für den großen Sprung. Der aber hat es in sich. „Eines weiß ich: Diesen letzten Schritt zu machen, ist das Schwierigste“, so Trainer Urs Fischer nach dem ersten vergebenen Matchball beim 2:4 bei der TSG Hoffenheim.
Der zweite liegt bereit am Sonnabend gegen den SV Werder Bremen (15.30 Uhr). Doch das ist trotz der Heimstärke – 22 Kicks ohne Niederlage in der Alten Försterei in Folge, als einziges Team der Liga zu Hause in dieser Spielzeit unbesiegt – alles andere als einfach. Denn es gibt kein Danach mehr in dieser Spielzeit. Und jetzt schaltet sich womöglich der Kopf ein. An 31 Spieltagen lagen die Köpenicker immer unter den ersten vier! Erreichten mehr, als sie sich zu träumen wagten. Doch nun laufen sie auf einmal Gefahr, etwas zu verlieren. Das kann lähmen!
Der 1. FC Union muss mehr Lust auf den Sieg haben als Angst davor, etwas zu verlieren
Wie schwer dieser letzte Schritt ist, davon kann die Alte Försterei ein Lied singen. Auch wenn es nicht die Köpenicker waren, die seinerzeit Tränen vergossen. Mainz 05 brauchte in der Zweitligasaison 2003/04 drei Zähler aus den letzten drei Spielen für den Bundesligaaufstieg. Zwei Unentschieden später kam es im Ballhaus des Ostens zum Showdown. Der 1. FC Union behielt in einem Hexenkessel mit 3:1 die Oberhand, futsch war der ersehnte, nahezu sicher geglaubte Aufstieg – die Landesvertretung von Rheinland-Pfalz hatte schon vorab Einladungen für eine Feier verschickt – für die Rheinhessen.
Der Trainer der Nullfünfer war damals ein gewisser Jürgen Klopp. Der danach karrieremäßig durchstartete und mit Liverpool später sogar Champions-League-Sieger wurde. Und damit zu nur sieben deutschen Trainern gehört, denen dieser Triumph gelang. Von Klopp ist auch das Bonmot überliefert, woran man sich halten müsse in solchen Extremsituationen: „Die Lust auf den Sieg muss größer sein als die Angst davor, etwas zu verlieren.“
Das gilt es für die Elf von Urs Fischer zu beherzigen. Es braucht nur einen kleinen Sieg. Erfolg Nummer 58 im 136. Bundesligakick. Alltag also. Es ist nur ein kleiner Schritt. Es wäre ein Anfang in eine große Zukunft. Bei vernünftigem Gebaren mit den Millionen. Aber aller Anfang ist schwer.
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